Bremerhaven

Unter Blexen und Bremerhaven wird nach Erdwärme gesucht

Tief in die Erde bohren und Wärme herausziehen: Das könnte in Zukunft auch in Blexen und Bremerhaven möglich sein. Diese Untersuchungen und Genehmigungen sind erforderlich, um die erneuerbare Energiequelle zu nutzen.

Bild von der Durchführung einer Forschungsbohrung, um den Einsatz von Tiefengeothermie zu erproben.

In Krefeld montieren Arbeiter ein Bohrgestänge für Forschungsarbeiten zu Erdwärme-Quellen (Archivfoto). Auch unter Blexen und Bremerhaven wird jetzt nach Erdwärme gesucht, die als erneuerbare Energiequelle genutzt werden kann. Foto: Weihrauch/dpa

Gibt es unter Blexen und Bremerhaven Erdwärme, die als erneuerbare Energiequelle genutzt werden kann? Das möchte die Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft (BEAN) erkunden lassen und hat dafür jetzt vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) die „Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme aus mehr als 400 Metern Tiefe“ erhalten. Sollte die Erkundung positiv verlaufen, könnte die klimafreundliche Wärmequelle im künftigen Werftquartier in der Bremerhavener Innenstadt genutzt werden.

Tiefengeothermie: Erdwärme an der Wesermündung

Karte: Mapcreator.io | OSM.org

Das Untersuchungsgebiet teilt sich in die sogenannten Erlaubnisfelder Blexen I und Bremerhaven I auf und hat eine Größe von insgesamt gut 86,5 Quadratkilometer. Das Feld Blexen I ist 26,5 Quadratkilometer groß und überdeckt das nördliche Stadtgebiet Nordenhams. Das Feld Bremerhaven liegt im östlichen Bereich der Wesermündung, überdeckt den südlichen Teil der Hafenstadt und ist gut 60 Quadratkilometer groß. Die Aufteilung des Gebiets in zwei Bereiche war nach Angaben des LBEG deshalb erforderlich, weil mit Bremen und Niedersachsen zwei Bundesländer betroffen sind.

Gebohrt werden soll bis in 4,5 Kilometer Tiefe

Die BEAN hat jetzt drei Jahre lang das Recht, in der Tiefe nach einer Energiequelle zu suchen. Das umfasst seismische Untersuchungen und Probebohrungen. „Bevor wir bohren können, sind allerdings noch weitere Schritte erforderlich, und vor allem brauchen wir dafür auch das Geld“, sagt Annette Schimmel, die bei der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) beschäftigt ist und im Auftrag der BEAN die Projektsteuerung für den Einsatz von Tiefengeothermie innehat. Die Anträge auf Förderung durch den Bund werden gerade vorbereitet.

Im Blick haben die Projektentwickler den Dedesdorfer Salzstock, der sich unterhalb der Weser erstreckt. Gebohrt werden soll von Bremerhaven aus in rund 4,5 Kilometer Tiefe. Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) hatte bereits Anfang der 2000er Jahre überlegt, den Salzstock für Tiefengeothermie zu nutzen, was jedoch damals an den hohen Kosten scheiterte. Jetzt wird ein neuer Anlauf unternommen, um für das geplante neue Wohnviertel im Werftquartier ein Nahwärmenetz für Heizung und warmes Wasser aufzubauen. Den Planern wurden dafür bereits 15 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt in Aussicht gestellt.

Für Blexen ist kein konkretes Projekt in Planung

Könnte die Nutzung von Geothermie auch für Blexen und das nördliche Stadtgebiet Nordenhams interessant sein? „Die Ergebnisse unserer Erkundungen werden wir publizieren. Sie können prinzipiell auch für andere Projekte genutzt werden“, sagt Annette Schimmel. Ein konkretes Vorhaben auf der westlichen Weserseite sei ihr allerdings nicht bekannt. Eike Bruns, Sprecher des LBEG, schätzt die Kosten für Tiefengeothermie-Projekte auf eine sieben- bis achtstellige Summe.

Mit der Erkundung des Salzstocks durch die USG Blexen, die zusätzliche Kavernen für die Einlagerung von Wasserstoff anlegen möchte, überschneidet sich die Erdwärme-Aufsuchung nach den Worten von Eike Bruns nicht - unter anderem deswegen, weil beide Projekte in unterschiedlichen Tiefen angesiedelt sind. Das LBEG ist zuständige Bergbehörde für Niedersachsen und Bremen sowie für Schleswig-Holstein und Hamburg. Zum 1. Juni dieses Jahres hat es in seinem gesamten Aufsichtsbezirk 40 Erlaubnisse zur Aufsuchung von Erdwärme erteilt, 31 in Niedersachsen, sechs in Schleswig-Holstein, zwei in Bremen und eine in Hamburg.

Über die Autoren

Andrea Vogt

Reporterin

Andrea Vogt ist gebürtige Ostfriesin und nach Stationen in ganz Deutschland 2003 in die Wesermarsch gekommen. Mit ihrem Mann, ihren beiden Söhnen und dem Cocker Spaniel Nala lebt sie in Nordenham. An ihrem Beruf liebt sie das Schreiben und die Begegnung mit Menschen.

Ursel Kikker

Reporterin

Ursel Kikker kommt aus der Wesermarsch, liebt das Meer und berichtet gerne darüber, wenn die Wissenschaft für frischen Wind an der Küste sorgt. Sie hat bei der NORDSEE-ZEITUNG volontiert und ist nach dem Studium dorthin zurückgekehrt.

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