Wenn die Eisbären Bremerhaven im Heimspiel gegen die Niners Academy Chemnitz (15 Uhr, Kolbhalle) ihren achten Sieg in Folge schaffen, stehen sie als Aufsteiger in die Hauptrunde A der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) fest. Dort würde die Mannschaft des Trainergespanns Tomasz Kumaszynski/Werner Maaß in der kommenden Saison auf Topteams wie den deutschen U19-Meister Alba Berlin und die Young Rasta Dragons treffen, die gerade beim Adidas Next Generation Tournament im griechischen Patras gegen den Nachwuchs von Euroleague-Teams antreten.
Von Thun ist zuversichtlich, dass es für die Eisbären bereits am Sonntag im ersten von zwei Duellen mit den Chemnitzern klappen wird: „Wir haben zwar einige angeschlagene Spieler, aber wenn wir unsere Bestleistung bringen, werden wir es hinkriegen.“ Eine Knochenhautentzündung macht ihm zurzeit selbst zu schaffen, steht einem Einsatz am Sonntag jedoch nicht im Weg: „Beim Springen tut es weh. Da muss man durch.“
Die Mentalität stimmt bei den NBBL-Eisbären
Dass der Eisbären-Nachwuchs seit Wochen von Sieg zu Sieg eilt, erklärt von Thun vor allem mit der Mentalität der Mannschaft. „Wir versuchen, die ganze Zeit dranzubleiben. Wenn wir vorne liegen, sacken wir nicht ab, und wenn wir hinten liegen, brechen wir nicht ein. Es wird immer besser, dass wir auf einem Level bleiben“, erklärt der 17-Jährige. Auch in puncto Einsatz komme man dem von den Trainern ausgegebenen Ziel, immer 100 Prozent zu geben, sehr nahe. Neben dem Aufstieg winkt den Eisbären auch die Qualifikation für die NBBL-Playoffs - dort könnte es schon im März in einer „Best of three“-Serie gegen Alba gehen. „Gegen ein Topteam aus der Hauptrunde A zu spielen - das wäre eine tolle Erfahrung“, schwärmt von Thun.

Luca von Thun (rechts) feiert mit seinen Teamgefährten von den U19-Eisbären einen Sieg. Einer fehlt noch zum Aufstieg in die Hauptrunde A der NBBL. Foto: Masorat-f
Zum Basketball ist von Thun eher durch Zufall gekommen. Seine Eltern, die in Kehdingbruch in der Nähe von Cuxhaven Landwirtschaft betreiben, machten ihn auf ein dreitägiges Camp aufmerksam, das der frühere englische Nationalspieler Joel Moore als Nachwuchskoordinator von Rot-Weiss Cuxhaven angeboten hatte. „Es war hart. Ich habe vom vielen Laufen Blasen über Blasen an den Füßen gehabt und war abends komplett fertig. Trotzdem hat mir das total Spaß gemacht“, erzählt von Thun, der vorher hobbymäßig Fußball gespielt und den Kampfsport Jiu Jitsu betrieben hatte.
Nach ersten Gehversuchen in der U18-Landesligamannschaft von Rot-Weiss Cuxhaven folgte der Basketball-Frischling seinem Förderer Moore nach Bremerhaven. Der nächste Schritt, der Wechsel ins Eisbären-Internat, lag nahe, um allein die Fahrzeiten zum Training und den Spielen zu reduzieren - auch wenn er bei seiner Mutter Überzeugungsarbeit leisten musste. „Ich habe in Cuxhaven nicht mehr viel gesehen für mich. Ich liebe Basketball, schulisch habe ich keine Probleme - das hat einfach gepasst“, berichtet der angehende Abiturient. Im Schnitt steuert er in dieser Saison 4,9 Punkte und 7,1 Rebounds pro Spiel für die NBBL-Eisbären bei.
Von Thun hat auf dem Hof seiner Eltern mitangepackt
Die Umstellung vom Leben auf dem Land zum Stadtmenschen hat von Thun gemeistert, auch wenn er Kehdingbruch manchmal vermisst: „Ich fühle mich einfach ein bisschen wohler auf dem Dorf.“ Auf dem Hof seiner Eltern hat er früher mit seinem älteren Bruder mit angepackt, zum Beispiel beim Melken der Kühe - auch den Traktorführerschein hat der Blondschopf mit 15 Jahren erworben. Das harte Leben in der Landwirtschaft hat das Eisbären-Talent aus nächster Nähe miterlebt: Wegen der negativen Entwicklung der Milchpreise verkauften seine Eltern die Kühe und arbeiten seitdem als Lohnunternehmer für andere Betriebe. Eine Zukunft als Landwirt kann sich von Thun nicht vorstellen: „Allein der Stress, den ich in der Erntezeit miterlebt habe, hat mich ein bisschen abgeschreckt.“
Basketball nimmt inzwischen so viel Raum in seinem Leben ein, dass keine Zeit mehr für andere Hobbys bleibt - die Jugendfeuerwehr hat er ebenso wie Fußball und Jiu Jitsu aufgeben. Dennoch ist von Thun glücklich damit, wie es für ihn läuft: „Ich habe mich dafür entschieden und das ziehe ich durch.“