Kinovorführungen, Kochgelegenheit, Werk-Bahnhof, Raum zum Vermieten, für Band-Proben - an Ideen für das Nordholzer Bahnhofsgebäude mangelt nicht. Bei einer öffentlichen Zukunftswerkstatt haben rund 100 Leute - vom Teenager bis ins Seniorenalter - im Bahnhof vorbeigeschaut, berichten Saskia Stöwing, Projektmitarbeiterin der Gemeinde Wurster Nordseeküste, und Gemeindejugendpfleger Jörg Pfaffenroth.

Nach dem Ideenworkshop: Saskia Stöwing und Jörg Pfaffenroth werten die Vorschläge der Nordholzer aus. Foto: Leuschner
Der „Offene Bahnhof“, eröffnet von der „Mobilen Eingreiftruppe Darstellendes Spiel“ der Geschwister-Scholl-Schule Bremerhaven, machte mit dem 30-minütigen Theaterstück „Ich krieg die Krise - The Future is now“ deutlich, wo es für das derzeit kaum ungenutzte Bahnhofsgebäude unter anderem hingehen könnte. Denn die Gemeinde braucht Räume, um das Jugendzentrum Nordholz (JuZ) vom Ortsrand in die Mitte zu holen.
Schüler des Scholl Gymnasiums locken mit Theater Reisende an
Bewusst hatten die Organisatoren den Beginn der Veranstaltung auf eine Zeit gelegt, zu der viele Nordholzer Schülerinnen und Schüler nach der Schule in Nordholz aus dem Zug einsteigen. Genau dort - zwischen Gleis und Bahnhofsgebäude - wollten die jungen Theaterspieler die Reisenden quasi abholen, indem sie die Bühne vom größten, rund 60 Quadratmeter großen Raum ins Freie verlegten.

Die „Epic Spaceballs“ sorgten beim Nordholz Ideenworkshop „Offener Bahnhof“ für die passenden musikalischen Vibes. Foto: privat
Der Plan ging auf: Sowohl junge als auch ältere Reisende nutzten das Angebot und legten einen Zwischenstopp im „Offenen Bahnhof“ ein, wo Stöwing und Pfaffenroth an drei Stationen über Vergangenes berichteten, die Gegenwart beleuchteten und die Besucher von der Zukunft des Bahnhofsgebäudes träumen ließen.
Die Wunschliste der Gemeindebewohner ist lang und reicht vom (mietbaren) Multifunktionsraum über Jugendräume, einen Kreativbereich zum Basteln bis zum Vereinsraum sowie Platz, um das „Tauschen und Teilen“ von Werkzeugen und Geräten in der Gemeinde zu etablieren. Auch über die Ausstattung machten sich viele Gedanken: Neben Snackautomaten und Küchenzeile wurden Musikanlage, Plattenspieler und Billardtisch gewünscht. Organisation und „Schlüsselgewalt“, so ein weiterer Vorschlag, könnte ein Bundesfreiwilligendienst-Leistender übernehmen.
„Klagemauer“ im Vergleich zur Wunschliste eher übersichtlich
Verglichen mit den Wünschen und Vorstellungen blieb die ebenfalls installierte „Klagemauer“ für kritische Töne zur Überraschung von Stöwing und Pfaffenroth eher übersichtlich. Danach vermissen die Nordholzer unter anderem einen Skateplatz, Café, Disco und Shoppinggelegenheiten, eine öffentliche Toilette und Freizeitangebote für Jugendliche.
Die Ergebnisse aus dem Ideenworkshop sollen in ein Nutzungskonzept einfließen. Parallel zur Planung werden Fördertöpfe gesucht, die den Umbau finanzieren helfen, für die es bislang noch keine Kostenschätzung gibt. „Fördergelder sind das A und O, wie schnell wir vorankommen werden“, sagt Stöwing. Die Projektmitarbeiterin und der Gemeindejugendpfleger gehen davon aus, dass insbesondere der ehemalige - mit WC und Heizung ausgestattete - Lagerraum des Bahnhofs auch vor einer Sanierung weiterhin sporadisch genutzt werden kann - etwa für kleinere Konzerte oder Filmnachmittage.
Die Idee, das alte Nordholzer Bahnhofsgebäude in einen Jugend- und Kulturbahnhof zu verwandeln, kam erstmals im vergangenen Jahr auf, nachdem die Gemeinde Wurster Nordseeküste das Bahnhofsgebäude erworben hatte. Der zweistöckige Gebäudekomplex umfasst rund 360 Quadratmeter Nutzfläche.