Zugegeben, ich war auf dem Weg in den Feierabend ein wenig in Gedanken versunken. Ich wollte gerade die Straße überqueren, als er plötzlich auftauchte: der Radfahrer. Er raste mit einer Geschwindigkeit auf mich zu, als würde er bei der Tour-de-France mitfahren. In einer Spielstraße, wohlgemerkt. Ich hatte gerade noch genug Zeit, um auszuweichen.
Weder ein „Entschuldigung!“ noch ein Schulterzucken, als er an mir vorbeirauschte. Im Gegenteil: Er sah mich an, als ob ICH das Problem sei. „Wieso stehst du auch da?“, schien sein Blick zu sagen. Der Blick, den er mir zuwarf, war eher der eines wütenden Stiers.
Er fuhr mit einer Selbstverständlichkeit weiter, als hätte er soeben einen Gegner in einem Geschicklichkeitswettbewerb besiegt. Wer braucht schon Rücksicht, wenn man das Gefühl hat, auf einem unsichtbaren Rad-Weltmeistertitel zu fahren?
Also, liebe Radfahrer: Wenn ihr euch als Teil der Spielstraße fühlt, dann denkt dran: Ihr seid nicht die einzigen, die das Spiel spielen – und ein bisschen Rücksicht tut keinem weh. Außer vielleicht dem eigenen Ego.