Einen anderen Blick auf die Auswirkungen des Ukrainekrieges habe ich während des Urlaubs im Westen Tschechiens gewonnen: In Karlsbad sorgen die Sanktionen, die die EU gegen Russland verhängt hat, für Leerstand. Augenfällig wurde das am Gebäude der Sberbank in der pittoresken Altstadt des Kurortes. Dreckige Fensterscheiben und ausgeräumte Büros zeugen von der Wirksamkeit der Sanktionen.
Auch die zahlreichen offensichtlich aus Vorkriegszeiten stammenden Werbetafeln vor Restaurants und Cafés haben meine Aufmerksamkeit erregt, steht dort doch in tschechischer, zuweilen englischer und selten deutscher auch in russischer Sprache angeschlagen, was dem Gast geboten wird.
Daneben hatten Immobilienmakler augenscheinlich ein Auge auf die zahlungskräftigen Besucher aus Putins Reich geworfen, denn etliche Plakate und Banner an aufwendig restaurierten Prachtbauten aus österreich-ungarischer Zeit sind ausschließlich an kleine Oligarchen gerichtet. Dass die Adressaten ausbleiben, wird zudem an den geradezu bemitleidenswerten Mitarbeiterinnen deutlich, die mutterseelenallein in den zahlreichen Luxusboutiquen ausharren.
Wie lange die Ladeninhaber das wohl aushalten wollen und können, frage ich mich. Droht Tristesse? Geht es auch ohne Valentino und Sachertorte für neun Euro das Stück? Karlsbad ist zu wünschen, dass das Altstadtbild erhalten wird, ohne dass der Rubel rollt.