Es fehlt im Land an Hebammen. Und Aussicht auf Besserung ohne Zutun besteht nicht. Dessen eingedenk präsentierte die SPD-Kreistagsfraktion im November 2022 einen Eilantrag zur Hebammenförderung, dem die CDU geführte Mehrheitsgruppe die Zustimmung verweigerte. Dann schwenkte die Mehrheitsgruppe um und legte im Dezember einen eigenen Antrag vor. Daraufhin überarbeitete die SPD ihren Antrag. Die Mehrheitsgruppe zog sodann zurück und stimmte dem SPD-Antrag zu.
Daraufhin machte sich die Kreisverwaltung daran, eine Förderrichtlinie zu formulieren. Demnach erhalten staatlich anerkannte Hebammen, die sich im Landkreis niederlassen und eine Praxis eröffnen, auf Antrag einen Gründungszuschuss in Höhe von 10.000 Euro.
Im Gegenzug verpflichtet sich die Gründerin, fünf Jahre im Landkreis zu praktizieren und wenigstens 14 Wochenbetten pro Jahr zu betreuen. Darüber hinaus gewährt der Kreis einen Raumkostenzuschuss für die Durchführung von Geburtsvorbereitungs- oder Rückbildungskursen.
Mit der Förderung „vor die Bugwelle“ kommen
Bevor der Kreistag der Richtlinie dieser Tage geschlossen zustimmte, hatte Ingolf Lienau (Grüne), Vorsitzender des zuständigen Sozialausschusses, an den steinigen Weg erinnert, der zurückzulegen gewesen war, bis im Kreistag Einvernehmen hergestellt war. Es habe einiger Diskussionen und viel Überzeugungsarbeit bedurft, bis die Hebammenförderung beschlossen war - im Gegensatz zur Gewährung von Stipendien für angehende Humanmediziner.
Lienau merkte zudem kritisch an, dass die Hebammenförderung als sogenannte freiwillige Leistung gilt. Er stellte die Frage in den Raum, ob es nicht vielmehr eine staatliche Pflichtaufgabe sei, für die Gesundheit Schwangerer und ihrer ungeborenen Kinder sowie von Müttern und Neugeborenen zu sorgen?
An einer Antwort mochte sich keiner von Lienaus Kollegen versuchen. Ina Helwig (SPD) wie auch Marsha Weseloh (CDU) verliehen jedoch ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die in Aussicht gestellten Zuschüsse helfen, die zusehends prekäre Versorgungssituation zu entschärfen. Vor dem Hintergrund, dass einige Hebammen im Kreis alsbald altersbedingt aus dem Berufsleben scheiden, sei die Förderrichtlinie der Versuch, „vor die Bugwelle zu kommen“, unterstrich Weseloh. Jeweils 70.000 Euro stehen dafür in diesem Jahr und in den nächsten vier Jahren zur Verfügung.