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Geldautomat gesprengt: Polizei rät Zeugen, worauf sie achten müssen

Ein Bankautomat ist ein Risiko-Ort: Wie verhalten sich Kunden richtig, die verdächtiges Verhalten beobachten oder sogar Zeuge einer Sprengung werden? Das Landeskriminalamt Niedersachsen hat Tipps parat.

Eine Hand am Geldautomat

Beim Geldabheben sind Konzentration und Aufmerksamkeit gefragt: Nicht nur die PIN spielt eine Rolle. Um Überfälle auf Geldautomaten zu verhindern, sollten verdächtige Beobachtungen bei der Polizei gemeldet werden. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez

Nur mal eben schnell noch Geld abheben ... Wohl kaum einem ist bewusst, dass man beim Scheineziehen in Gefahr geraten könnte. Bankautomaten sind immer häufiger im Visier von Kriminellen. Doch was tun, wenn Kunden verdächtiges Verhalten beobachten? Oder sogar Zeuge von Überfällen und Einbrüchen werden? Eines ist gewiss: Heldenhafte Aktionen in James-Bond-Manier sind fehl am Platze. „Niemals versuchen, die Täter selbst zu stoppen“, rät das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen auf Anfrage.

„Sicheren Abstand zum Tatgeschehen halten“

Die den Polizeibehörden übergeordnete Zentralstelle für Aufgaben der Kriminalitätsbekämpfung mit Sitz in Hannover gibt Handlungsempfehlungen für Banken und Sparkassen heraus. Diese Präventionsmaßnahmen sind Konsequenz einer Risikoprüfung der Standorte.

Bei den räuberischen Überfällen geht es mit harten Bandagen zur Sache, wie unzählige Sprengungen von Geldautomaten gezeigt haben. Wer solch eine Tat beobachtet, sollte „sicheren Abstand zum Tatgeschehen“ einhalten. Als Mieter einer Wohnung in unmittelbarer Nähe eines Selbstbedienungsfoyers mit Geldautomat ist es jedoch leichter gesagt als getan. Bei der Gefahrenüberprüfung der Bankhäuser stehen insbesondere Standorte, die sich im Gebäude von vermieteten Wohneinheiten befinden, besonders im Fokus, sagt die Polizei.

Für Ermittlungen der Beamten sind Videos wertvoll, um den Tathergang zu rekonstruieren und die Täter zu identifizieren. Allerdings sollten die Zeugen darauf achten, dass sie sich mit der Videoaufzeichnung nicht selbst in Gefahr bringen, rät das LKA.

Wer eine Geldautomatensprengung beobachtet, sollte schnellstmöglich einen Notruf bei der Polizei unter 110 absetzen. Da es sich mutmaßlich nicht um einen Routineanruf handelt, hier die wichtigen Fragen der Polizei in chronologischer Reihenfolge:

  • Wo? Nennung des Tatorts
  • Was? Beschreibung des Vorfalls/der Täter
  • Wie viele Personen? Anzahl der Täter
  • Wer? Eigene persönliche Angaben
  • Warten auf Rückfragen

Allein in Niedersachsen hat es im vergangenen Jahr 39 Sprengungen von Geldautomaten gegeben. Der Landkreis Cuxhaven ist bislang von solchen hochkriminellen Vorfällen verschont geblieben, wie die Polizei auf Nachfrage feststellt. In der Stadt Bremerhaven liegt der letzte Vorfall bereits fast sechs Jahre zurück: Ein Geldautomat an der Lloydstraße wurde 2018 durch eine Explosion gewaltsam aufgebrochen. Ein weiterer Überfall ist aus dem Jahr 2016 bekannt. Von Erfolg gekrönt waren beide Einbrüche nicht. Jedes Mal gab es hohen Sachschaden, ohne dass die Täter Geld erbeuten konnten.

Präventionsmaßnahmen sollen abschrecken

Das LKA hat für Banken und Sparkassen Empfehlungen herausgegeben, die den Schaden gering halten und im besten Fall abschreckend auf Kriminelle wirken sollen. Bankautomaten sind deshalb häufig zu nächtlicher Stunde (23 bis 5 Uhr) nicht mehr zugänglich.

Eingefärbte Geldscheine

Eingefärbte Geldscheine in einer Geldkassette werden in Worms während eines Pressetermins über Maßnahmen gegen Geldautomatensprengungen gezeigt. Foto: Sascha Lotz

Auch sollten Geldinstitute in Einfärbetechnik investieren, um das Bargeld unbrauchbar zu machen. Dies sind Maßnahmen, die die Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck und die Weser-Elbe-Sparkasse bereits umgesetzt haben, nachdem sie ihre Standorte einer Risikoanalyse unterzogen hatten.

Noch einen Schritt weiter geht die Raiffeisenbank Butjadingen-Abbehausen, die kürzlich drei Standorte aufgrund des besonders hohen Gefahrenpotenzials geschlossen hat. In Waddens, Stollhamm und Eckwarden gibt es keine Geldautomaten der Raiba mehr.

Julia Dührkop

Reporterin mit besonderen Aufgaben

Julia Dührkop, gebürtig aus Delmenhorst, hat nach dem Magister-Studium in Oldenburg das Volontariat in Goslar absolviert. Dem Lokaljournalismus ist sie mit Etappen in Harz und Heide treu geblieben. Seit April 2024 ist sie als Reporterin für die NORDSEE-ZEITUNG im Einsatz.

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