„Seit dem 1. Januar dürfen allen Menschen in einem Asyl-Verfahren einen Integrationskurs besuchen. Wir wussten, dass es so kommen wird, aber dennoch konnten wir uns nicht darauf vorbereiten, denn qualifizierte Kursleiterinnen und Kursleiter sind absolute Mangelware. Sie müssen die entsprechende Sprache studiert haben, um so einen Kurs leiten zu dürfen“, berichtet Andrea Stephan, Leiterin der Volkshochschue Zeven, im Gespräch mit der ZEVENER ZEITUNG.
Volkshochschule Zeven führt drei lange Wartelisten für die Kurse
Für die betroffenen Menschen sei die Öffnung der Integrationskurse gut, so die VHS-leiterin weiter. „Aber wir haben nicht so viele Plätze, wie wir brauchen, eben weil wir zertifizierte Kursleiter einsetzen müssen. Wir führen insgesamt drei Listen. Auf der einen stehen 73 Menschen, die sich ganz frisch bei uns gemeldet haben. Dann kommt die zweite Liste mit 74 Personen, die bereits einen Teilnahmeantrag gestellt haben, der noch bearbeitet wird. Auf der dritten Liste stehen weitere 35 Menschen, die bereits einen Bescheid vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bekommen haben, dass sie an einem Kurs teilnehmen dürfen.“
Derzeit gibt es bei der Volkshochschule Zeven fünf Kurse mit 125 Teilnehmenden. Die Kurse dauern jeweils ein halbes Jahr. „Da sind auch Menschen dabei, die bereits hier arbeiten, wo sich aber der Arbeitgeber wünscht, dass die Deutsch-Kenntnisse noch verbessert werden.“
Charakter der Volkshochschulen hat sich seit einigen Jahren verändert
Auf Nachfrage bestätigt Andrea Stephan, dass die velen Sprach- und Integrationskurse seit einigen Jahren den Charakter der Volkshochschule verändert haben. „Wir haben schon länger festgestellt, dass der allgemeine Bildungssektor darunter leidet. Das geht übrigens allen Volkshochschulen so. Und dafür gibt es auch noch andere Gründe, beispielsweise Online-Tutorials im Internet, die insbesondere von jüngeren Menschen ausgiebig genutzt werden.“
Lage bei den Dozentinnen und Dozenten wird nicht rapide besser werden
Andrea Stephan bezeichnet die Sprach- und Integrationskurse für geflüchtete Menschen als besonders wichtig, weil sie unverzichtbar seien, um die Männer und Frauen in den Arbeitsmarkt zu bringen. „Wir müssen allerdings realistisch sein. Seit Januar melden sich jede Woche rund 15 Personen bei uns, die einen Integrationskurs belegen wollen. Und die Lage bei den Dozentinnen und Dozenten wird nicht rapide besser werden. Wir müssen also mit den langen Wartelisten vorerst leben.“