Ohne zu wissen, wohin es andere Familien so in ihrem Jahresurlaub zieht, organisierten wir unseren bereits Ende 2024. Meine Kinder hatten Naturdokus auf Arte gesehen und den Wunsch, mal in die Berge zu fahren. Wenn sie diese Zeilen lesen, verweile ich gerade irgendwo zwischen Pfronten und Garmisch-Partenkirchen.
Nun endet bereits die vierte volle Woche der niedersächsischen Sommerferien, und in den WhatsApp-Storys meiner Kontakte sehe ich: Gefühlt alle sind sie in die Berge gefahren. Der Mensch ist ein Herdentier, denke ich und verspüre ein seltsames Gefühl. Ich bin immer schon auf Abstand gegangen, wenn plötzlich alle um mich herum etwas wie aus dem Nichts Gekommenes abfeierten: Sei es das „Trendgetränk“ oder ein neuer Film. Ich entdecke gerne „Neues“, und wenn etwas zum Trend ausgerufen wird, ist es nicht neu. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht trotzdem gut und begeisternd sein kann.
In Sachen Urlaubs bin ich jedoch Opfer eines lange bekannten, psychologischen Phänomens geworden: Der Frequenz-Illusion. Schließlich sind die Berge, wie auch diverse Küsten seit jeher ein beliebtes und reizvolles Reiseziel, bestens touristisch erschlossen. Im Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik beschreibt Autor Wener Stangl das Phänomen wie folgt: „Die Frequenz-Illusion beschreibt das Phänomen, dass Menschen, die gerade etwas gesehen, gelernt oder festgestellt haben, das neu Gesehene oder Gelernte danach überall zu sehen beginnen. Die Frequenzillusion, auch Häufigkeitsillusion, Fokus-Effekt oder der Aufmerksamkeitsfehler, ist eine kognitive Verzerrung, bei der die Wahrnehmung durch die Aufmerksamkeit beeinflusst wird, die man einem bestimmten Reiz oder einer bestimmten Information schenkt.