Selsingen

Erntedankfest in Anderlingen trotz mäßiger Erträge auf den Feldern

Ein zuerst kaltes, dann viel zu trockenes Frühjahr, gefolgt von einem völlig verregneten Sommer brachten so manche Landbewohner an den Rand der Verzweiflung. Dennoch wird Erntedankfest gefeiert und in Anderlingen ist dies ein Höhepunkt im Dorfleben.

Das Foto zeigt einen Erntewagen.

Die Anderlinger Landjugend meint, wenn ein Neubau zu teuer wird, dann müsse eben ein altes Gemäuer wieder flott gemacht werden. Foto: Holsten

Eine Augenweide in dem ohnehin schon schmucken Dorf mit uralten Bäumen auf den Höfen waren auch in diesem Jahr wieder die Feld- und Gartenfrüchte als Dekoration entlang der Umzugsstrecke. Angeführt vom Spielmannszug aus Ahrensmoor präsentierte die Anderlinger Landjugend um ihren Vorsitzenden Jürgen Tomforde ihr diesjähriges Thema, auf Plattdeutsch: „Is de Neiboo to düür, teit wi in‘t ohle Gemüür“, will heißen, wenn neu zu bauen zu teuer ist, muss eben das alte Gemäuer noch mal aufgehübscht werden.

Detailgenau wurde ein Fachwerkhaus nachgebildet, sogar die Blumenkästen vor den Sprossenfenstern fehlten nicht. Viel Spaß hatten die Kleinsten aus dem Kindergarten „Schatzkiste“ beim Verteilen von Bonbons. Für die Großen schenkte Hans Hinrich Tomforde „Anderlinger Heilwasser“ aus, welches erst am Abend zuvor bei dem plattdeutschen Theaterstück entdeckt worden war. Der Schützenverein darf sich „Talentnest“ nennen und der Nachwuchs mit dem amtierenden Kinderkönigshaus winkte fröhlich in die Menge.

Das Foto zeigt einen Erntewagen.

Der Anderlinger Schützenverein ist ein Talentnest: Hier grüßen die Kindermajestäten die Zuschauer links und rechts der Umzugsstrecke. Foto: Holsten

Der verregnete Sommer, der schleppende Netzausbau, die Klimakleber und das Artensterben waren Themen, die mit reichlich Phantasie auf den Schmuckwagen dargestellt wurden. So fragte die Heeslinger Landjugend „Sind wir noch zu retten?“, die Dorfgemeinschaft aus Wense meinte: „Wir wollen lieber einen heben, statt zu kleben“.

Ebenfalls aus Heeslingen, aus der Stimmbeck-Siedlung, kam ein junger Bauwagen-Club, der seine verregneten Sommerferien überwiegend in einem Bauwagen auf dem Hof Eckhoff verbracht hat. „Artensterben geht voran, wir alle tragen Schuld daran“, mahnte die Landjugend Breddorf.

Mit Disco und Theater

Alle Gespanne wurden von historischen Traktoren gezogen, bis auf die der Landjugendgruppen, die mit Disco-Aufbauten unterwegs waren, dazu braucht es etwas mehr PS unter der Haube. Zum Festprogramm gehören in Anderlingen nicht nur die Zeltfete am Freitag, das Theater am Sonnabend, sondern abschließend auf dem Hof der Familien Brandtjen und Wohlers Darbietungen und Ansprachen. So begeisterten die Kinder vom MTSV Selsingen aus der Jazztanz-Gruppe „Loops“ das Publikum und die Landjugend kam traditionell daher mit dem immer wieder sehenswerten Bändertanz unter der Erntekrone.

Als Festredner waren sich der hiesige Landvolk-Präsident Alexander von Hammerstein und Anderlingens Bürgermeister Friedhelm Brunckhorst einig: die überbordende Bürokratie hier zu Lande sei zu reduzieren, die Dorfgemeinschaften aller Orten hingegen ein Stützpfeiler des ländlichen Raumes.

Kinder führen den Umzug an.

Die Schützlinge aus dem Anderlinger Kindergarten, der sich „Schatzkiste“ nennt, verteilen Bonbons. Foto: Holsten

Das Foto zeigt einen Erntewagen.

Die Heeslinger Landjugend fragt die Klimakleber, ob sie noch zu retten sind. Foto: Holsten

Das Foto zeigt einen Erntewagen.

Der Anderlinger Kulturverein hat bunte Blumen auf einem Ackerwagen ausgesät. Foto: Gerda Holsten

Gerda Holsten

Freie Mitarbeiterin

Gerda Holsten ist als freie Mitarbeiterin für den Nordsee Medienverbund bestehend aus Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Zevener Zeitung tätig. Ihre Berichte finden sich unter diesem Autorenprofil gesammelt wieder.

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