Zeven

100 Kilometer im Sattel, 22 Stunden unterwegs und 139 Vogelarten gesichtet

Einmal im Jahr starten Ornithologen zum Birdrace. Das Team „Mais und Moor“ war im Landkreis Rotenburg unterwegs. Moritz Otten und Robin Maares bekamen 139 Vogelarten vor die Linse. Sie waren 22 Stunden und 100 Kilometer durch den Kreis geradelt.

Moritz Otten, Theo Gottschalch, Robin Maares, Moritz Meinken und Helma Mensing (von links)

Moritz Otten, Theo Gottschalch, Robin Maares, Moritz Meinken und Helma Mensing (von links) nahmen am Birdrace durch den Landkreis teil und dokumentierten ihre Vogelbeobachtungen. Foto: Kullik

„Als wir unser Nachtlager auf dem Moorturm im Huvenhoopsmoor aufgeschlagen haben, lagen gut 22 Stunden auf Achse bei sehr spannendem Vogelbeobachtungswetter, gut 100 Fahrradkilometer ohne größere Pannen sowie einige schöne Beobachtungen hinter uns. Insgesamt hatten wir am Ende des Rennens 139 Vogelarten beobachtet.“ Mit diesen Worten fassen die fünf Teilnehmer des diesjährigen Birdrace den Tag im Sattel und mit dem Fernglas vor den Augen zusammen.

Das Quintett war unter der Flagge der Faunistischen Arbeitsgemeinschaft des Naturschutzbundes im Landkreis unterwegs. Diese Arbeitsgemeinschaft war Mitte der 1970er Jahre von dem inzwischen verstorbenen Lehrer Wolfgang Lopau aus Kuhstedtermoor gegründet worden, später in den Dornröschenschlaf gefallen und vor einigen Jahren vom langjährigen Kreisnaturschutzbeauftragten Werner Burkart wiederbelebt worden.

Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht

Das gelang mit Unterstützung der beiden jungen Vogelkundler Moritz Otten, der Hepstedter Wurzeln hat, und Robin Maares, der Verbindungen nach Brockel hat. Bei jährlichen Treffen der AG stellen die beiden engagierten Ornithologen überregionale Erfassungsprogramme vor und berichten von besonderen Beobachtungen. Beide haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. So hat Robin Maares eine vielbeachtete Bachelorarbeit über die Vogelwelt des Huvenhoopsmoores verfasst, und Moritz Otten ist für die Biologische Station Osterholz in Sachen Tierartenerfassung und -kartierung unterwegs. 2019 erhielt das Duo den Nachwuchspreis der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung.

Die beiden lassen in ihrem Engagement nicht nach. In diesem Jahr nahmen Otten und Maares zum siebten Mal die Herausforderung an, zu der der Dachverband Deutscher Avifaunisten alljährlich aufruft: dem Birdrace. Dabei gilt es, innerhalb eines Tages in einem Landkreis möglichst viele Vogelarten zu beobachten.

In Begleitung der drei Nachwuchsornithologen Theo Gottschalch aus Brockel und Helma Mensing und Moritz Meinken aus Münster schwangen sich die Vogelfreunde um 3 Uhr in Brockel in den Fahrradsattel. Bepackt mit Beobachtungsausrüstung ging es auf die Strecke: Westervesede - Lauenbrück - Scheeßel - Tister Bauernmoor - Groß Meckelsen - Heeslingen - Brauel - Godenstedt - Granstedt - Oste.

Die Route führt durch verschiedene Lebensräume

Die Route war so gewählt, dass möglichst viele verschiedene Lebensräume abgedeckt sind. Nachts mit den Eulen gestartet, den frühen Morgen im Wald, tagsüber durch Dörfer und am Abend noch einmal die Arten der Moore und Feuchtgebiete. Wespenbussard, Zwergmöwe und Temminckstrandläufer sind nur einige Höhepunkte des Beobachtungstages.

Der Abschluss erfolgte mit Einbruch der Dunkelheit im Huvenhoopsmoor - und einer Belohnung: Die Birdracer bekamen die seltenen Gäste Steppenweihe und Rotfußfalke vor die Linse. Auch der Wolf ließ sich noch blicken. Gegen 0.30 Uhr schlugen die Vogelkundler auf dem Beobachtungsturm das Nachtlager auf.

Bis dahin hatten es Otten und Maares unter der Teambezeichnung „Mais and Moor“ in knapp 22 Stunden auf 139 Vogelarten gebracht und einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Vogelwelt und für den Schutz der Lebensräume geleistet.

Thorsten Kratzmann

Reporter

Thorsten Kratzmann stammt aus Zeven, hat in Göttingen und Hamburg Geschichte, Ethnologie und Politik studiert und ist seit 1994 bei der Zevener Zeitung beschäftigt.

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