Nach einem aufreibenden Kampf und einer Gefühlsachterbahn gewann das Team von Bundestrainer Jeff MacLeod mit 2:1 und es hallten „Deutschland, Deutschland“- Sprechchöre sowie „Olympia, im nächsten Jahr“ durch die Eisarena, die einem Tollhaus glich.
Die Zwillinge Lilli und Luisa Welcke haben den Traum der deutschen Eishockey-Frauen wahr gemacht. Sie sind bei Olympia 2026 in Italien dabei. Dank der Treffer der beiden 22-Jährigen von der Boston University holte die DEB-Auswahl den dritten Sieg in Bremerhaven und ist nach 2002, 2006 und 2014 zum vierten Mal für das größte Eishockey-Event qualifiziert.
Ein Traum wird wahr
„Es ist noch gar nicht richtig angekommen, aber es ist unglaublich, dass wir jetzt zu den Olympischen Spielen fahren. Das war schon immer mein Traum“, erklärte Luisa Welcke strahlend. Und Lilli betonte: „Wir wollten beide Olympia nicht dem Zufall überlassen und wir konnten zum Glück beide treffen und dem Team damit helfen.“

Siegtorschützin Luisa Welcke von Team Deutschland feiert den Sieg nach dem Spiel zwischen Deutschland und Ungarn mit einem Schluss aus der Sektflasche. Foto: DEB / City-Press GmbH
Nachdem bereits auf dem Eis der Sekt gespritzt war und Trainer MacLeod eine Dusche bekommen hatte, ging die Party in der Pinguins-Kabine weiter. Dort dröhnte „Major Tom“ von Peter Schilling, die Torhymne, durch die Lautsprecher.
Super Stimmung der „Fischtown-Fans“
Zuvor hatte die Mannschaft ausgelassen mit den Fans in der Halle gefeiert, die „Raupe“ gemacht, Ehrenrunden gedreht und eine „Humba“ angestimmt.
„Die Stimmung war mega. Es ist toll, dass auch die Fischtown-Fans so laut für uns da waren und uns unterstützt haben und nicht nur Freunde und Familie. Es war ein super Gefühl, vor ihnen zu spielen“, erklärte Torhüterin Sandra Abstreiter, die am Ende auch noch die „Rolle“ vollführte.
2.511 Zuschauern feiern die deutsche Mannschaft
Daria Gleissner sprudelte ebenfalls über vor Freude. „Ich bin einfach nur glücklich, dass wir es geschafft haben. Wir haben die letzten Jahre viel investiert und ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir genießen jetzt einfach die Zeit - Mailand kann kommen“, so die Kapitänin. Sie schob hinterher: „Vielen Dank an Bremerhaven für die Unterstützung. Es war eine mega schöne Atmosphäre, vor so vielen lauten Zuschauern spielen zu dürfen.“

„Vielen Dank an Bremerhaven für die Unterstützung. Es war eine mega schöne Atmosphäre, vor so vielen lauten Zuschauern spielen zu dürfen. “
2.511 Zuschauer waren es beim Finalspiel am Sonntagabend. Darunter auch Pinguins-Trainer Alexander Sulzer, der zugleich Assistenzcoach der DEB-Herren ist, sowie sein Co-Trainer Marian Bazany und Athletikcoach Leon Lilik. Sie alle bekamen etwas geboten.
Das beste Spiel des ganzen Turniers
Das war das mit Abstand beste Spiel des Qualifikationsturniers - technisch wie läuferisch. Alles war im Duell der deutschen Frauen, die auf dem neunten Rang der Weltrangliste stehen, gegen die einen Platz dahinter stehenden Ungarinnen noch einen Tick schneller.
Es gab viele Torchancen auf beiden Seiten, beide Teams spielten mit offenem Visier, um den Sieg einzufahren. Allein die Tore fehlten in einem rasanten ersten Drittel.

In der Kabine der Fischtown Pinguins wurde ausgelassen gefeiert. Foto: DEB / City-Press GmbH
Diese folgten aber im mittleren Abschnitt und sorgten einmal mehr für eine Stimmung „völlig losgelöst, von der Erde“. Lilli Welcke brachte die DEB-Frauen in der 28. Spielminute in Überzahl in Führung, und die Torhymne „Major Tom“ von Peter Schilling ertönte erstmals an diesem Abend.
Welcke-Zwillinge wenden das Spiel für die DEB-Frauen
Die Eisarena Bremerhaven verwandelte sich in ein Tollhaus, war es doch der nächste große Schritt in Richtung Olympia 2026. Die Freude währte jedoch nur 70 Sekunden. Ebenfalls mit einer Frau mehr auf dem Eis kamen die Ungarinnen durch Mira Seregely zum 1:1-Ausgleich und dämpften die ausgelassenen Feierlichkeiten wieder (29.).
Die Gäste waren nun am Drücker und wirkten technisch etwas versierter, doch die deutschen Frauen hielten kampfstark dagegen - und belohnten sich. Vor allem die Welcke-Zwillinge sorgten immer wieder für Gefahr, und in der 44. Spielminute verzückte Luisa Welcke ihre Teamkollegen und das ganze Stadion mit dem 2:1.
Stehende Ovationen auf den Tribünen
Angefeuert von den Zuschauern in Eisarena ließen sich die DEB-Frauen unter stehenden Ovationen diesen Vorsprung nicht mehr nehmen, auch wenn es ein echter Krimi wurde. Denn Ungarn versuchte alles, kam sogar zum vermeintlichen 2:2. Kurzzeitig jubelten beide Teams gleichzeitig - doch der Treffer war kurz nach der Schlusssirene gefallen. Danach kannte der deutsche Jubel keine Grenzen.
„Die letzten Sekunden waren so aufreibend. Wir wussten nicht, ob es jetzt noch ein Tor war oder nicht. Es war dann wirklich Nervenkitzel bis zum Ende“, schilderte Lilli Welcke die Gefühlslage. Trainer MacLeod hob die Bedeutung der Olympia-Qualifikation hervor: „Wir freuen uns einfach unglaublich für die Spielerinnen. Das ist unglaublich wichtig für das Frauen-Eishockey.“
Die Statistik
Deutschland - Ungarn 2:1 (0:0, 1:1, 1:0)
Tore: 1:0 (27:39) Lilli Welcke (Jobst-Smith, Luisa Welcke/bei 5-4), 1:1 (28:49) Seregely (Hiezl, Odnoga/bei 5-4), 2:1 (43:34) Luisa Welcke (Lilli Welcke, Jobst-Smith)
Deutschland: Tor: Abstreiter (Hemmerle); Abwehr: Hark, Gleissner - Strobel, Jobst-Smith - Schaffrath, Botthof - Schmitz, Weichenhain; Angriff: Hadraschek, Nix, Kluge - Voigt, Luisa Welcke, Lilli Welcke - Feldmeier, Schiefer, Haider - Christof, Poindl, Bartsch
Ungarn: Tor: A. Nemeth (Revesz); Abwehr: Baker, Odnoga - Kiss-Simon, Mayer - B. Nemeth, Hajdu - Cservjacsenko; Angriff: Pazmandi, Gasparic, Kreisz - Leidt, Dabasi, Metzler - Huszak, Hiezl, Seregely - Williams, Horvath, Jokai-Szilagyi - Mozolai
Schiedsrichter: Elizabeth Mantha (Kanada), Shauna Neary (Kanada)
Zuschauer: 2.511

Auch Pinguins-Trainer Alexander Sulzer (2. v. li.), zugleich Assistenzcoach der DEB-Herren, sowie Co-Trainer Marian Bazany (2. v. re.) und Athletikcoach Leon Lilik (re.) verfolgten das Final-Duell der Olympia-Qualifikation zwischen Deutschland und Ungarn in der Eisarena Bremerhaven. Foto: Schreyer/Kolbert-Press/imago images