Vergangene Woche war ich auf 180: Jahrelang hatte sich mein Blutdruck an das Tempolimit von 120 gehalten, doch nach Corona kam es zu einer ordentlichen Beschleunigung in der Blutbahn. Dabei hatte mir das Virus doch in den vergangenen Wochen schon heftig den Geschmack verdorben. Wenn der Erreger für richtig Ärger sorgt, muss ein guter Hausarzt her. Doch die Suche nach einem neuen Allgemeinmediziner oder einem schnellen Termin beim Facharzt wird immer schwieriger. In den vergangenen Wochen war alles dabei. Der HNO-Arzt, für dessen Akut-Sprechstunde man sich morgens ab 7.30 Uhr mit einem starken Infekt eine halbe Stunde lang in Kälte und Nässe stellen muss, um dann doch nicht mehr dranzukommen.
Oder der Allgemeinmediziner mit der Zwei-Minuten-Medizin, der die Tür des Behandlungszimmers offen lässt und die Befunde gar nicht oder auf dem Flur bespricht. Die Zeiten sind schwer, auch für die Ärzte. Trotzdem: Ein Minimum an Privatsphäre muss sein. Es gab aber auch tolle Erfahrungen, doch noch bei einer Ärztin unterzukommen, die sich trotz voll bestellter Sprechstunde Zeit nahm und fachlich kompetent weiterhalf. In Zeiten des Ärztemangels wird es künftig immer mehr Geduld und Eigeninitiative benötigen, um eine gute medizinische Versorgung zu bekommen. Zeit, wieder darüber zu berichten, hoffentlich künftig entspannt bei 120.