Vielleicht haben Sie die Debatte auf TikTok mitbekommen. Irgendjemand stellte Frauen die Frage, ob sie, allein im Wald, lieber einem Mann oder einem Bären begegnen möchten. Die Mehrzahl der Befragten soll sich für den Bären entschieden haben.
Begründung: Bären werden Dich nicht sexuell missbrauchen. - Ok, angreifen vielleicht. Das Erlebnis mit dem Bären wird dennoch vorgezogen.
Das führte dazu, dass ich mir mal wieder Gedanken über Männer machte. Zwar ist mein Büro kein einsamer Wald, aber ich bin eine Frau unter vier Männern. Die Damen der Anzeigenabteilung sitzen im vorderen Teil des Gebäudes, also weit weg von der Redaktion.
So ein Tag im Büro, mit der Arbeit am Bildschirm, kann einsam sein. Deswegen sind die Räume der Redakteure durch Glasscheiben verbunden. Am Schreibtisch sitzend, kann ich meinen Kollegen bei der Recherche zusehen. Es ist ein bisschen wie im Zoo. Drüben wird telefoniert und die Stirn gerunzelt. Morgens winken wir uns zur Begrüßung zu. Wenn ich an die Scheibe klopfe, zucken sie zusammen. Drüben finden keine Bärenkämpfe statt. Höchstens Gebrummel. Treffen wir uns in der Küche, lege ich auch mal Kekse auf einen Teller. Alle sind friedlich.
Um auf die Ausgangsdebatte zurückzukommen: Auch ich würde mich mit dem fremden Mann im Wald unwohl fühlen. Da hilft nur der Realitätscheck. Weg vom Netz, rein ins Leben. Meine Erfahrung ist, dass man dort mehr harmlose Männer als Bären trifft.