Das Programm für den Heiligen Abend fällt heute leider aus

Es ist ein schwerer Karton, etwa in der Größe einer Bananenkiste, den meine Cousine in mein Auto schiebt. Darin enthalten etwa 1500 Dias und ein Projektor. Die Bilder gehören zum Nachlass der Eltern meiner Mutter. Meine Cousinen haben Abende damit verbracht, das Material zu sichten. Viel Bayrischer Wald, Urlaubsfotos, „nicht besonders spannend“, sagten sie. Aber es gibt die Dias mit Erinnerungswert und die wollen wir, meine Mutter und ich, Weihnachten ansehen. Noch bevor der Heilige Abend da ist, stolpert meine Mutter im Flur über die Kiste. Das Resultat ist ein geschwollenes Knie.

Dann kommt der 24. Dezember. Während sie in der Küche wirbelt, hole ich das Abspielgerät aus dem Karton. Es ist ein einfaches Modell. Der Schlitten für die Dias klemmt beim Einschieben. Nach diversen Anläufen gleitet er dann doch bis zum „Greifer“ durch. Als Projektionsfläche steht nur ein kleines Stück weißer Wand zur Verfügung. Um alles passend zu machen, muss das Gerät auf einem Hocker mit einem Stapel Büchern balancieren. Ich beginne die Dia-Show. Einige Bilder stehen auf dem Kopf, sind zu dunkel und „nicht besonders spannend“. Dann passiert, was passieren muss. Der Apparat kippt nach hinten und schlägt krachend auf den Boden auf. Es wird dunkel im Wohnzimmer. Der Sturz hat die Sicherung rausgehauen. Auch die Glühlampe im Projektor ist erledigt. Der Filmabend ist frühzeitig beendet. Nach einer kurzen Pause sagt meine Mutter: „Die Bilder aus dem Bayrischen Wald haben mich eh nicht interessiert“, und beginnt unterhaltsame Geschichten von früher zu erzählen.