Die Idee für dieses Moin habe ich geklaut. Ein Bekannter sagte, wenn er die tägliche Kolumne schreiben könnte, hätte er unendlich viele Ideen. Eine davon betraf die passive Kommunikation zwischen Autofahrer und Fußgänger. Um Aussagen zu treffen, musste ich beidseitig ein wenig forschen. Die Straßen waren in den vergangenen Tagen vereist und der Verkehr dadurch künstlich verlangsamt. Das spielte mir in die Karten.
Es geht um folgendes: Wer im Auto sitzt und laut Musik hört, wähnt sich gern in einer anderen Welt. Die Hörer aggressiver Klänge drücken gern aufs Gaspedal oder betätigen die Hupe, wann immer es möglich ist. Fröhliche Menschen sitzen singend in ihrem Wagen und scheinen zu vergessen, dass man sie durch die Scheiben sehen kann. Sie sind aber wesentlich harmloser und sympathischer als die Krawall-Fraktion.
Aber auch umgekehrt lässt sich einiges berichten. Fußgänger blicken meistens neutral. Aber ab und an lächelt jemand selig vor sich hin. Die Niederländer nutzen für so einen Gesichtsausdruck das Wort „binnenpretje“. Das ließe sich übersetzen mit einem „inneren Schmunzeln“. Als Autofahrer in der Schlange an der Ampel, hatte ich Zeit diese Gesichter zu studieren. Da wirken die Schmunzler immer etwas entrückt.
Um die gegenseitige Skepsis aufzulösen, habe ich mir vorgenommen, das Gespräch zu suchen, wenn es die Verkehrssituation erlaubt. Und Sie könnten, wenn Sie an einem Auto vorbeilaufen, in dem auch Kinder sitzen, diesen fröhlich zuwinken. Die Chance, dass Sie eine positive Reaktion bekommen, ist hoch. Und vielleicht freut es auch die Eltern und sie finden die Nordenhamer noch sympathischer, als sie sowieso schon sind.