Cuxland

Wurster Nordseeküste: Warum der Verein „Neue Pfade“ dringend Hilfe braucht

Nachhaltigkeit hilft der Umwelt und ist im Trend. Aus diesem Grund will der Verein „Neue Pfade“ in Wurster Nordseeküste das Reparieren, Teilen und Tauschen von Gegenständen populär machen. Die Ziele sind ambitioniert. Doch der Verein braucht Hilfe.

Zurzeit treffen sich Lutz Bütow (links) und Fred Hellmann vom Verein „Neue Pfade“ in der privaten Scheune von Hellmann in Altenwalde. Hier reparieren sie ehrenamtlich gebrauchte Fahrräder.

Zurzeit treffen sich Lutz Bütow (links) und Fred Hellmann vom Verein „Neue Pfade“ in der privaten Scheune von Hellmann in Altenwalde. Hier reparieren sie ehrenamtlich gebrauchte Fahrräder. Foto: Heike Leuschner

Sie sind motiviert und auf Nachhaltigkeit bedacht. Gemeint sind die Mitstreiter des noch jungen Vereins „Neue Pfade“ - Frauen und Männer, die überwiegend in der Gemeinde Wurster Nordseeküste leben und den Gedanken eines umweltschonenden Lebens stärker in den Köpfen der Menschen verankern möchten.

Der Anfang ist gemacht. Die Fahrradwerkstatt läuft gut. „Aber wir brauchen mehr Mitstreiter“, sagt Fred Hellmann. „Vieles hängt an einem geeigneten Raum“, ergänzt Vereinskollegin Andrea Prieß. Ziel der Bemühungen ist ein Repair-Café.

Fahrradtage finden großen Anklang

Vor gut 15 Monaten haben die Mitstreiter von „Neue Pfade“ ihren ersten Fahrradtag in Nordholz initiiert. Einen Aktionstag, an dem gebrauchte Fahrräder abgegeben werden konnten, die dann - repariert und kostenfrei - an Menschen weitergegeben wurden, die die Räder gut gebrauchen konnten. Aufgrund der Nachfrage wurde der Aktionstag bereits einige Male wiederholt. Nächster Termin ist der 22. April.

Jedes fertig reparierte Fahrrad bekommt das Siegel des Nachhaltigkeitsvereins „Neue Pfade“ in Wurster Nordseeküste.

Jedes fertig reparierte Fahrrad bekommt das Siegel des Nachhaltigkeitsvereins „Neue Pfade“ in Wurster Nordseeküste. Foto: Heike Leuschner

Aktuell treffen sich die beiden technik- und fahrradaffinen Vereinsmitglieder Fred Hellmann und Lutz Bütow einmal in der Woche in Altenwalde, um weitere gebrauchte Fahrräder auf Vordermann zu bringen. Dutzende Zweiräder stehen in der alten Scheune von Hellmann. „Nicht alle lassen sich wieder auf Vordermann bringen“, sagt der technikaffine Hobbyheimwerker. Doch die Leute mit ihren Rädern wieder nach Hause zu schicken, bringt der 66-Jährige auch nicht übers Herz. Schließlich geht es den Mitstreitern von „Neue Pfade“ um Nachhaltigkeit. Oberstes Prinzip der Technikgruppe ist es, alten Dingen neues Leben zu schenken.

Kisten voller Ersatzteile für Fahrräder

Hellmann deutet auf mehrere Kisten, prall gefüllt mit Schläuchen, Felgen, Lenkern, Klingeln, Schutzblechen, Bremsen und Fahrradmänteln. Räder, deren Reparaturaufwand zu hoch wäre, werden auf brauchbare Ersatzteile untersucht, ehe sie - ausgeschlachtet - endgültig auf den Schrott wandern.

Neben den Fahrrädern lagern in der Scheune auch noch unzählige gebrauchte Ersatzteile.

Neben den Fahrrädern lagern in der Scheune auch noch unzählige gebrauchte Ersatzteile. Foto: Heike Leuschner

„Dafür braucht man natürlich Platz“, sagen Hellmann und Bütow unisono, die zwischen den Fahrrädern und dem Ersatzteillager auch noch drei Reparaturstationen aufgebaut haben, an denen sie jede Woche ein paar der Vehikel wieder einsatzfähig machen. „Natürlich ohne Garantie“, sagt Hellmann, der wie Bütow keinen Cent für seinen Einsatz nimmt. Alles ist hier ehrenamtlich. Und deshalb ist jeder, der später eines der Fahrräder erhält, selbst für dessen Verkehrssicherheit verantwortlich.

Verein braucht mehr Platz und mehr Helfer mit Technik-Know-how

Der Verein würde den Reparaturbereich gern erweitern. Für den Anfang genügen ein oder zwei Leute, die Lust und technisches Verständnis mitbringen und freitags verlässlich ein paar Stunden Zeit haben. „Zu viele auf einmal können wir nicht einweisen“, erklärt Hellmann. Ziel ist es, die Zahl der Reparateure schrittweise zu erweitern, um eines Tages ein Reparatur-Café zum Reparieren, Teilen und Tauschen eröffnen zu können.

Noch existiert der Plan nur in den Köpfen. „Viele unserer Pläne hängen von einem festen Raum ab“, sagt Vereinsmitglied Andrea Prieß. Im besten Fall bietet er rund 100 Quadratmeter beheizbare Fläche und sanitäre Anlagen. Möglichst in Dorum oder Nordholz, wo die Leute auch mit dem Zug hinkommen können.

Perspektivisch hoffen die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins deshalb, einen Teil der Räumlichkeiten im gemeindeeigenen Nordholzer Bahnhof nutzen zu dürfen. Aktuell gibt es dafür aber noch kein abschließendes Nutzungskonzept.

Seit 2022 ist die Gemeinde Wurster Nordseeküste Eigentümerin des Nordholzer Bahnhofsgebäudes. Der Verein „Neue Pfade“ würde gern einen Teil der Räume nutzen, doch bislang gibt es noch kein Nutzungskonzept.

Seit 2022 ist die Gemeinde Wurster Nordseeküste Eigentümerin des Nordholzer Bahnhofsgebäudes. Der Verein „Neue Pfade“ würde gern einen Teil der Räume nutzen, doch bislang gibt es noch kein Nutzungskonzept. Foto: privat

„Nach ersten Konzeptvorstellungen der Verwaltung sollen die Räumlichkeiten des Bahnhofes multifunktional genutzt werden“, erläutert Michael Göbel, Erster Gemeinderat und allgemeiner Verwaltungsvertreter von Bürgermeister Marcus Itjen. Der Wunsch des Vereins, den Bahnhof mit nutzen zu dürfen, werde neben verschiedenen weiteren interessanten Nutzungsideen auf jeden Fall mitgedacht.

„Repair-Café würde Nutzungsrahmen bereichern“

„Ein Repair-Café würde aus meiner heutigen Einschätzung den Nutzungsrahmen deutlich bereichern“, sagt Göbel. „Inwieweit es gelingt, bestimmte räumliche Ressourcen zur (Allein-)Nutzung zu vergeben und ob das überhaupt der richtige Ort für eine Lagerstätte ist, das kann erst im Rahmen der noch ausstehenden Konzipierung geklärt werden.“

Hinzu kommt, dass die Gemeinde den Bahnhof noch umbauen will. Angefangen von sanitären Anlagen, barrierefreier Zugänglichkeit bis zum Raumkonzept gibt es laut Göbel noch vieles zu klären. Mit einem noch zu erarbeitenden und auch in den politischen Gremien der Gemeinde noch zu diskutierenden Konzept müssten dann „zwingend notwendige Fördermittel eingeworben“ werden.

Zusammen mit dem Verein habe die Gemeinde bereits geprüft, ob bestehende eigene Liegenschaften für den Betrieb eines Repair-Cafés in Betracht kommen, berichtet Göbel. „Leider ohne Erfolg.“

Heike Leuschner

Reporterin

Heike Leuschner hat sich nach einem Jura-Studium für die journalistische Laufbahn entschieden. Seit 2010 ist sie als Redakteurin in der Lokalredaktion der NORDSEE-ZEITUNG beschäftigt. Privat sieht man sie oft mit Kamera – oder gar nicht. Dann ist sie auf Reisen.

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