Eine fünfköpfige Tauchergruppe, darunter auch zwei Tauchlehrer, war am Sonnabend zu einer Tieftauchübung in den Kreidesee in Hemmoor abgetaucht. Etwa in einer Tiefe von rund 35 Metern soll es laut Polizei plötzlich zu Komplikationen bei einer 30-jährigen Taucherin aus dem Bereich Hessen (Landkreis Darmstadt-Dieburg) gekommen sein.
Keinerlei Vitalfunktionen nach kontrolliertem Aufstieg
Wie die Polizei weiter mitteilt, stieg die Taucherin in Begleitung eines ausgebildeten Tauchlehrers kontrolliert bis auf zehn Meter Tiefe auf. Da sich der Zustand der Taucherin auch dort nicht verbessert habe, sei im weiteren Verlauf ein Notaufstieg erfolgt. An Land hätten keinerlei Vitalfunktionen bei der jungen Taucherin festgestellt werden können. Unmittelbar eingeleitete Reanimationsmaßnahmen - auch durch die Hinzuziehung von Rettungskräften - seien erfolglos verlaufen. Die 30 Jahre alte Frau verstarb noch am Kreidesee.
Noch keine Informationen zur Unglücksursache
Wie es zu diesem tragischen Unglück kommen konnte, ist Bestandteil der aktuell laufenden Ermittlungen, zu denen die Polizei am Sonntag noch nichts zu sagen vermochte. Medienberichten zufolge soll es Probleme mit der Tauchausrüstung gegeben haben. Diese angebliche Polizeiinformation verbannten sowohl Nicole Spielmann von der Polizeiinspektion Cuxhaven als auch die Betreiber des Kreidesees ins Reich der Spekulationen.
Letzter tödlicher Tauchunfall im Juli 2022
Zuletzt war vor gut einem Jahr ein 50-jähriger Taucher aus Wilhelmshaven in dem weit über die Grenzen Deutschlands hinaus beliebten Gewässer ums Leben gekommen.
Nach Polizeiinformationen hat es im Kreidesee zwischen 2017 und 2022 insgesamt 14 aktenkundige Tauchunfälle im Kreidesee gegeben, bei denen vier Personen ums Leben gekommen sind - zwei davon im zurückliegenden Jahr. Die Unfallursachen in den genannten Fällen seien unterschiedlich gewesen. Ganz überwiegend habe es sich um individuelle Tauchfehler, gesundheitliche Probleme oder Probleme mit der technischen Ausrüstung gehandelt.
Kreidesee mehrfach ausgezeichnet
Der Kreidesee in Hemmoor gehört mit rund 60 Metern zu den tiefsten Tauchgewässern Deutschlands und zählt jährlich rund 30.000 Besucher aus aller Welt. Mehrfach wurde der Kreidesee als Tauchgewässer ausgezeichnet.
Das Gewässer ist deshalb so klar, weil dort bis 1976 Kreide für die Zementproduktion abgebaut wurde. Nach der Stilllegung füllte sich die Grube mit Wasser. Weil dieses leicht basisch ist und wenig Plankton hat, schimmert es türkis. Industrierelikte unter Wasser zeugen von der Tagebau-Vergangenheit.

Den Tauchern wird im Kreidesee viel geboten - wie dieses nachträglich versenkte Flugzeug. Foto: Lothar Scheschonka

Industrierelikte unter Wasser wie Lkw-Rampen, Förderbänder sowie ein „Rüttler“ - ein Betongebäude mit Brücke und unterirdischen Gängen - zeugen von der Tagebau-Vergangenheit. Foto: Julian Mühlenhaus