Der MTV Bokel zeigt, dass Klimaschutz auch in Sportvereinen großgeschrieben werden kann. Ein Engagement, das gleichzeitig auch noch das Portemonnaie der Mitglieder schont - wenn man findig bei der Suche nach Fördergeldern ist. Um zu zeigen, wie das in Bokel gelungen ist, holt der Vereinsvorsitzende Eckard von Harten erst einmal eine Leiter aus einem Lagerraum, lehnt diese vorsichtig an und steigt dem Vereinsheim aufs Dach.
Oben deutet der 65-Jährige auf die glatte, glänzende Oberfläche der Photovoltaik-Anlage, die an diesem sonnigen Herbsttag fleißig Strom produziert. Von hier oben lässt sich der sattgrüne Fußballplatz gut überblicken, auf dem sonst die Mannschaften des Vereins auf Torejagd gehen und der von Bäumen gesäumt wird. Der „Bätjer-Platz“ ist benannt nach Landwirt Friedrich Bätjer, der den Platz stiftete.
Die Solaranlage ging im März ans Netz
Vereinschef von Harten berichtet, dass die Klimaschutz-Projekte zwar aufwendig, aber auch dringend notwendig waren. Die Energiekosten belasten den Verein und die 520 Mitglieder. Zwar gab es schon eine Solarthermie-Anlage fürs Warmwasser, die mit ihren Kollektoren im Sommer auch gute Dienste leistete. Von Harten wollte aber weiter gehen. So wurden 18.000 Euro investiert, um eine 6,9-kW-Photovoltaik-Anlage mit 10,2-kWh-Speicher zu erhalten.
Im März ging die Anlage in Betrieb.

Solarthermieanlage auf dem Vereinsheimdach. Foto: Arnd Hartmann
Der Clou: Durch Zuschüsse von Gemeinde, Landkreis und Landessportbund wurde die Investition zu 80 Prozent gefördert. Das gilt auch für die neue Brennwert-Heizung, die ab Frühjahr 2022 die alte Gas-Therme von 1991 ersetzte. „Mit ihr haben wir den Verbrauch um 40 bis 50 Prozent verringern können“, berichtet von Harten. Er fügt allerdings hinzu, dass man sich heute wohl sogar für eine Wärmepumpe entschieden hätte.
Der Platz wird künftig mit Regenwasser gewässert
An die beiden Projekte Photovoltaik und Heizung hat von Harten also schon einen „Erledigt-Haken“ gesetzt. Das gilt auch für das neue Regenwasser-Rückhaltebecken, das unter der Auffahrt zum Vereinsheim entstanden ist. Dort läuft das Regenwasser vom Vereinsdach über Regenrinnen und Fallrohre ein. Nachdem der Vereinschef wieder die Leiter heruntergestiegen ist, geht er ein paar Schritte, um die Zisterne aufzuschließen und den Deckel abzuheben.

Blick in die neue Regenzisterne. Foto: Arnd Hartmann
Das Nass schwappt in dem Tank hin und her. „Sie ist voll.“ Das Wasser, mit dem der Platz gewässert wird, entnimmt der Verein jetzt diesem 22.000-Liter-Tank. „Wir wollten das wertvolle Frischwasser nicht mehr dafür einsetzen, den Platz zu wässern“, berichtet der MTV-Vorsitzende. So ist der Verein auch gewappnet für sommerliche Trockenphasen.
LED-Flutlichter lassen sich sogar dimmen
Projekt Nummer vier soll nun das umfangreiche Investitionsprogramm vollenden, das von Harten rund um das 100-jährige Bestehen des Vereins im Jahr 2022 angestoßen hat. Das Flutlicht, das derzeit aus Halogen-Leuchten besteht, soll durch LED-Scheinwerfer ersetzt werden. 38.000 Euro müssen dafür investiert werden.
Dank der Förderungen muss der Verein von der Summe nur fünf Prozent übernehmen. Mit den LED-Flutlichtern lässt sich bis zu 50 Prozent des Stromverbrauchs einsparen. Sie lassen sich sogar dimmen. Wenn von Harten alle Projekte zusammenrechnet, kommt er auf eine Investitionssumme von 102.000 Euro.

Blick auf die Flutlichtanlage, welche künftig mit LED-Leuchten bestückt werden soll. Foto: Arnd Hartmann
Der Verein zahlt davon dank der Förderungen weniger als 20 Prozent. „Wir mussten aber trotzdem einen Kredit aufnehmen“, sagt von Harten.
Vereinschef gibt sein Wissen gerne weiter
Die weiteren vier Sparten des Vereins sind Turnen, Tischtennis, Spielmannszug und Radsport. Zum Teil nutzen sie die Bokeler Turnhalle, die aber der Gemeinde gehört. Die Gemeinde ist dort für Klimaschutz-Investitionen zuständig.
Dadurch, dass der Verein nun Energie einspart und Strom selbst herstellt, sollen neue finanzielle Spielräume entstehen, die es bislang überhaupt nicht gibt, zum Beispiel, um neue Sportangebote zu entwickeln. Von Harten möchte den Verein zukunftsfest machen, damit es auch für die jüngere Generation attraktiv ist, sich hier zu engagieren. Im Hinterkopf hat er zudem einige Ideen, wie der MTV in Zukunft noch klimafreundlicher und sogar klimaneutral werden kann. Die Vorschläge reichen von einer E-Ladesäule bis hin zu einem modernen Bewässerungssystem. Das Dach des Vereinsheims biete auch noch Platz für eine zweite Solaranlage, wenn zum Beispiel ein Investor Interesse an einer Miete der Dachfläche hätte.
Von Harten räumt ein, dass es eine Mammutaufgabe war, sich als Ehrenamtlicher durch die Förderanträge zu arbeiten. Das dabei erlangte Wissen möchte er nun gerne an andere Vereine weitergeben, die auch klimafreundlich investieren wollen. Deren Vertreter könnten sich gerne bei ihm melden, telefonisch unter 04748/3223 sowie per E-Mail unter 1.Vorsitzender@mtv-bokel.de.

Klima-Serie: Sportverein MTV in Bokel macht sich zukunftsfest zum Thema Energieeinsparung. Im Bild: Blick auf die Flutlichtanlage, welche künftig mit LED-Leuchtmittel bestückt werden soll. Foto: Hartmann Foto: Arnd Hartmann