Das Sein bestimmt das Bewusstsein, hat Karl Marx gesagt. Wie recht er damit hatte, hat man vergangene Woche wieder im Kreis-Ordnungsausschuss gespürt. Auf der Tagesordnung stand die „Fortschreibung des Geschwindigkeitsmesskonzeptes“. Will sagen: die Blitzer. Mit denen hat der Landkreis zuletzt gutes Geld gemacht. Selbstverständlich ist das nicht der Grund, warum die Behörde Blitzer aufstellt. Da geht es um Verkehrssicherheit. Aber wir hier auf dem Land sind alle Autofahrer. Und sind alle schon in Radarfallen getappt. Von daher schlugen bei den Kreispolitikern zwei Herzen in einer Brust. Lukas Lübken (FDP) regte an, einmal zu prüfen, ob Schilder mit „Achtung Radarkontrolle“ nicht den gleichen Effekt hätten wie die (unerbittliche) Kamera, nämlich dass die Autofahrer in die Eisen gehen. Hendrik Rehm (SPD) beklagte, dass die mobilen Blitzer ursprünglich nur vor Kitas, Schulen und Bushaltestellen aufgestellt werden sollten, jetzt aber immer öfter in Tempo-70-Zonen stünden. Damit hätten die Bürger Probleme, betonte er. Er offenbar auch. Die Debatte um den perfekten Standort für den neuen Blitzer an der ehemaligen B6 sah er emotionslos. „Da wohne ich 70 Kilometer von entfernt“, war er ganz ehrlich. Ehrlich war auch Manfred Knust (Bürgerliste). Als er von der geplanten Messäule im benachbarten Hemmoor hörte, entfuhr es dem Lamstedter: „Dann ist der Ort ja umzingelt von Blitzern.“ Keine Frage, die persönliche Betroffenheit war deutlich herauszuhören. Ist aber auch kein Wunder. Schließlich sind wir alle nur Autofahrer, pardon, Menschen.
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