Als ich den Artikel auf der Landkreis-Seite gelesen hatte, musste ich an Hassloch denken. An Hassloch in der Pfalz, unweit von Neustadt an der Weinstraße, wo auch das berühmte Hambacher Schloss steht. Wo auch die heutigen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold erstmals öffentlich getragen wurden – Stichwort Hambacher Fest, 1832.
Hier geht es aber nicht um Geschichte, sondern um die Gegenwart. Im besagten Artikel ging es um das Dorf Frelsdorf, wo die Bürger fast genauso gewählt hatten wie die Bundesbürger.
Was hat jetzt Hassloch in der fernen Pfalz mit Frelsdorf zu tun, mögen Sie fragen. Nun, die pfälzische Gemeinde galt jahrelang als das Durchschnittsdorf Deutschlands. Sie repräsentierte im Kleinen die Verhältnisse von Deutschland im Großen. Die Konsumforschung testete dort ihre Produkte. Was dort auf Interesse stieß, kam landesweit in die Regale. Seit 2021 ist das wieder vorbei.
Frelsdorf war für mich der Anlass, noch einmal auf die Ergebnisse der Bundestagswahl in Hassloch zu schauen. Die Erkenntnis: Hassloch ist auch nicht mehr das, was es mal war. Frelsdorf liegt am Bundesergebnis näher als Hassloch. Besonders auffällig ist der Unterschied bei der AfD: Hasslochs AfD-Ergebnis lag 6,3 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.
Würde Heidi Klum die Ergebnisse kommentieren, würde sie wohl Hassloch dieses Mal nach Hause schicken mit den Worten: „Du bist gut, aber nicht gut genug.“ Wer bei ihr Germany's Next Top-Dorf sein würde, ist doch klar, oder?

Ismail Kul Foto: Radoslaw Polgesek