Cuxland

Gendern, aber in welchen Grenzen? Das ist hier die Frage

Gendern ist eine gute Sache. Mehr Gerechtigkeit, auch bei der Sprache, kann nicht verkehrt sein. Aber gibt es da auch Grenzen?

Wie viel Fortschritt ist dem Menschen eigentlich zumutbar? Wie viel Gerechtigkeit ertragen wir?

Diese Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, als ich mich neulich bei einer unangenehmen Situation ertappte. Ich befand mich in einer Buchhandlung und fand ein Buch, dessen Thema mich interessierte, sah aber von einem Kauf ab.

Warum? Es war so voll von Gender-Doppelpunkten, dass ich den Lesefluss als störend empfand. Ich wollte, wenn ich ein Buch lese, zügig vorankommen. Und nicht alle paar Wörter über die Geschlechterfrage bei allen möglichen Bezeichnungen stolpern. Ich wollte nicht ständig an das Geschlecht bei „Jägern“ und „Jäger:innen“, „Tapezierern“ und „Tapezierer:innen“ oder „Gefängniswärtern“ oder „Gefängniswärter:innen“ denken.

Gut, aber verdienen Frauen nicht unseren Respekt? Fängt Gerechtigkeit nicht mit der Sprache an? Und überhaupt: Nur weil etwas nicht zu meinen Gewohnheiten passt, muss es doch nicht falsch sein. Wie viele unserer Gewohnheiten sind nicht veraltet, ungesund oder unpassend! Und wurden nicht alle Errungenschaften gegen die Widerstände des Gewohnten erkämpft?

Wie gesagt, ich verstehe das Anliegen hinter dem Gendern. Aber es kann trotzdem manchmal anstrengend sein. Manchmal möchte man aus dem Fortschritts-Zug aussteigen und sagen: „Fahr du mal weiter. Ich möchte hier verweilen, die Natur genießen. Ich komme später nach.“

Gendersternchen.

Gendern spaltet immer noch die Deutschen. Foto: Sebastian Gollnow

Ismail Kul

Reporter

Geboren in der Türkei, zur Schule gegangen in Hamm, studiert in Münster und Frankfurt/M. Danach Einstieg in den Journalismus. Gelebt und gearbeitet hat er im Rhein-Main-Gebiet, Berlin, Brandenburg und in der Pfalz. Seit August 2024 ist er Reporter der NORDSEE-ZEITUNG.

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