Ich hab darauf gewartet. Eigentlich ist es so sicher wie das Amen in der Kirche. Alle sechs Monate, wenn die Uhren umgestellt werden, kommt das große Wehklagen. Wie schlimm die Zeitumstellung sei, wie sie sehr den Schlaf störe und so weiter. Diesmal blieb es aus. Was ein Glück. Brüssel will diese Errungenschaft für alle Fans des Tageslichts seit Jahren wieder abschaffen. Doch die EU ist inzwischen so groß, dass die Staaten sich nicht einig sind, wie das passieren soll. Einigt man sich auf Winterzeit, wird es in Polen im Sommer viel zu früh hell, einigt man sich auf Sommerzeit, kommt das Tageslicht in Spanien im Winter so spät, dass es gar nicht mehr lohnt, vor der Siesta zu arbeiten. So bleibt erst mal alles, wie es ist. Und ich freue mich. Nicht nur auf Frühlingssonne, auf die ich weiter hartnäckig warte, sondern auf Licht und lange lauschige Abende. Klar, wir müssen weiter ausharren. Aber das Gewese um die Sommerzeit finde ich gnadenlos übertrieben. Eine Stunde Unterschied, das bringt doch keinen Organismus aus dem Lot. Wenn die Leute in den Urlaub fliegen, ist das überhaupt kein Thema. Ich halt's da mit Hans-Otto Hancken. Der Milchbauer aus Wiemsdorf glaubt nicht, dass seine Kühe unter der Zeitumstellung leiden. Vielleicht sei die eine oder andere verwirrt, weil sie früher gemolken wird, sagt er. „Aber das ruckelt sich schnell wieder zurecht. Wie bei uns Menschen auch.“
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