Wenn von neuen Krankheiten die Rede war, haben wir sie lange nicht ernst genommen. Nicht bei uns im sicheren Europa, haben wir immer gedacht. Mal ganz abgesehen davon, dass Europa schon lange nicht so sicher ist: Ich erinnere mich noch gut an den Anfang des Corona-Dramas. Da hockte ich mit Tausenden anderen Berlinale-Fans in den schönen Berliner Kinos, schauten dicht gedrängt einen Film nach dem anderen und machten uns keine Gedanken. Klar, wenn hinter mir jemand heftig hustete, hab ich mir schon damals das Tuch vor die Nase gehalten. Ich wollte mir keine Erkältung einfangen. Dass eine Woche später mitten in Deutschland das ganze Leben stillstand, weil sich in Norditalien die Leichen stapelten, konnte ich mir damals im Leben nicht vorstellen. Vier Jahre später ist Corona keine Rede mehr wert. Das Virus grassiert munter vor sich hin. Auch jetzt im Sommer. Ich weiß von vielen, die es erwischt hat. Aber eine Bedrohung ist es nicht mehr, jedenfalls nicht, wenn man geimpft ist. Spuren hinterlassen hat das Virus trotzdem. Nicht nur in der Gesellschaft, die sich seither noch stärker gespalten hat. Auch in meinem Bewusstsein. Wir sind verwundbar geworden. Wenn ich jetzt von Mpox lese oder der Vogelgrippe, die in den USA auf Menschen übergesprungen ist, läuten bei mir sofort die Alarmglocken. So blauäugig wie damals im Berlinale-Palast bin ich nicht mehr.
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