Welche Erinnerungen haben Sie an die Ameos-Klinik Mitte? Das fragte Nordsee-Zeitung.de via Facebook, als die schlimme Nachricht von der für Mai geplanten Schließung des Krankenhauses die Runde machte.
In rund 150 Kommentaren schrieben Bürger, Patienten, Angehörige und Mitarbeiter, was sie davon halten. Wir dokumentieren hier eine Auswahl der vielen lesenswerten Einträge.
Wo viele Bremerhavener geboren wurden
Viele User verbinden mit dem Klinikum Mitte sehr persönliche Erinnerungen an den Beginn des Lebens: Ihre Kinder erblickten dort das Licht der Welt oder sie wurden selbst dort geboren. Für die meisten hieß das Klinikum damals noch Joseph-Hospital, liebevoll oft „JoHo“ genannt.
Sonja Skibicki-Kudelka etwa schreibt: „Ich bin da 1961 geboren und auch getauft. Meine Kinder sind da 1984 und 1991 geboren.“
Marion Goebel: „Ich wurde dort geboren und ich habe dort meine zwei Töchter geboren.“
Tini Lusch: „Ich habe dort unseren Sohn geboren am Freitag den 13.“
Stefanie Ohm: „Die Geburt meiner beiden Söhne. Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt.“
Caroline Marie Cira: „Ende Januar 1978 wurde ich da geboren.“ Angelika Reichelt: „Meine drei Kinder wurden da geboren. Die ersten beiden im Altbau und mein Jüngster in der neu gebauten Entbindungsstation.“
Wo viele Bremerhavener gut behandelt wurden
Einige denken beim Thema Krankenhaus an Operationen oder den Besuch eines Angehörigen. Auch den Namen ihrer Hebamme oder ihres Arztes kennen viele noch. Aber die Mitarbeiter waren weit über die Behandlung hinaus für ihre Patienten da.
Angela Mischke erinnert sich: „Ich habe dort 1989 an einem Freitag, den 13., auf der Entbindungsstation geheiratet. Die Krankenhaus-Küche hatte für unsere Gäste Kaffee und Kuchen zur Verfügung gestellt. Fünf Tage später kam meine Tochter zur Welt.“
Insa Janssen: „Ich wurde dort geboren, als es noch das Joseph-Hospital Bremerhaven war. Mein Vater war dort mit einer schweren Beinverletzung. Das Krankenhaus, wirkte damals, vor der Modernisierung, schon alt, aber irgendwie trotzdem gut. Es waren diese großen Balkone an den Zimmern – da wurde echt geraucht. Das werden wir woanders nie mehr erleben.“
Gina Knappe van Bladel: „Ich bin dort immer als Erstes hingefahren, wenn etwas notfallmäßig mit meinen Kids war. Mir wurde jedes Mal schnell und kompetent geholfen in der Ambulanz!“
Dieter Wehdemeier: „Ich wurde dort an der Halsschlagader operiert und später bekam ich dort 2 Stents am Herzen. Ich war mit der Behandlung und Betreuung dort sehr zufrieden.“
Nadine Schwiontek: „Marie und Max Geburt, als es noch das Joseph-Krankenhaus war. Hilda war die beste Hebamme.“
Wo viele starben
Viele denken auch an geliebte Menschen zurück, die sie dort verloren haben. Oft fanden sie dabei Unterstützung auf der Palliativstation, deren Mitarbeiter ihre Angehörigen beim Sterben begleitet haben.
Dass die Klinik auch ein Ort der traurigen Ereignisse sein kann, weiß Michaela Ufen: „Meine Kinder wurden dort geboren und meine Mama ist dort gestorben. Freud und Leid dicht beieinander…“
Sandra Schmiedel: „2008 habe ich dort eine Operation gehabt, der Aufenthalt war sehr angenehm. Und leider sind mein Schwiegervater und Vater dort verstorben.“
Ralf Müller: „Ein Freund von mir ist da 2013 gestorben.“
„Carlo Für Meine Freunde“: „Palliative Abteilung. Es war eine sehr schlimme Zeit. Die Mitarbeiter da geben alles.“
Anja Niederquell: „Meine Eltern sind beide dort gestorben.“
Ute Riemann: „Mein Sohn wurde dort geboren und mein Mann ist dort leider verstorben.“
Aus Gemeinnützig wurde Privat
Vor dem Verkauf an Ameos war das Klinikum eine gemeinnützige GmbH. Seit der Übernahme 2014 ist es nun in privater Hand. Dass sich damit nicht nur der Name am, sondern auch einiges im Gebäude verändert hat, sehen sowohl Patienten als auch Mitarbeiter teils kritisch. Sie fühlen sich nicht mehr so gut versorgt wie früher.
Nicole Drost kommentiert: „Ich wurde dort geboren. 2005 und 2006 lag ich auf der Frauenklinik. Es war toll da. 2018 war ich dort wegen meines Herzens. Zustände unmöglich.“
Sven Dade: „Als kleiner Junge war es für mich die erste Anlaufstelle für kleinere Verletzungen. Damals, als ein Krankenhaus noch kein Geld verdienen musste, sondern einfach nur ein Krankenhaus war.“
Eva Kahnert: „Als es noch das Joseph-Hospital war, bin ich dort einige Male gewesen. Mein ältester Sohn wurde dort geboren und - traurigerweise! - starb mein Mann dort, alles noch zu JoHo Zeiten. Während der Ameos-Zeit war ich exakt zweimal dort: das erste und das letzte Mal!“
Monika Fuhrmanski: „Meine beiden Kinder (geboren 1981 und 1985) kamen dort zur Welt und man fühlte sich zu der Zeit noch gut aufgehoben. Ich finde es schade, dass es alles so heruntergewirtschaftet wird.“
Janette Schaefer: „Danke, Neoliberalismus. Der Markt regelt die wirtschaftliche Situation, es muss sich lohnen. Es wird immer so enden, wenn große Unternehmen nur wirtschaftlich denken können. Es hätte in öffentlicher Hand bleiben müssen. Im Sinne für die Allgemeinheit.“
Ireen Fuhrken: „Die letzten Jahre dort waren der Horror. Wenn man zum Notdienst musste, wurde man nicht gut behandelt.“
Aus Christlich wurde Multikonfessionell
Als das Krankenhaus 1875 eröffnete, kümmerten sich viele Nonnen um die Patienten. Mit den Jahren gingen die Ordensschwestern. Heute arbeiten dort Pfleger und Ärzte unterschiedlichster Herkunft.
Isolde Poggenburg: „Ich bin Jahrgang 1957. Nachts huschten die Nonnen mit schwarzen wehenden Gewändern über den Flur. Die Toiletten befanden sich auch auf dem Flur. Ich bekam jedes Mal einen Schreck.“
Silvia Monsees: „Ich bin 1958 geboren, mir wurden dort mit 6 Jahren die Mandeln entfernt. Ich kann mich noch sehr gut an die Nonnen und die Kapelle erinnern.“
Evelyn Abraham: „Mein Krankenhaus! Früher als die Nonnen noch die Pflege gemacht haben. Das war auch eine gute Zeit.“
Joachim Strüver: „Ich war da damals gerne im Krankenhaus, weil es familiär war. Schade, dass es so gekommen ist. Und ja - ich kann mich auch an die Nonnen erinnern. Da waren ja noch zwei Nonnen zu Anfang, als es Ameos übernahm.“
Ilka Eggert: „Ich habe einige Erinnerungen an das Krankenhaus, damals noch mit den Nonnen. Die meisten Angestellten dort sind sehr hilfsbereit und freundlich. Manchmal waren sie aufgrund von sprachlichen Barrieren schlecht zu verstehen.“
Wo viele gearbeitet haben
Nicht nur Patienten oder Besuchern ist das Krankenhaus im Gedächtnis geblieben. Einige blicken zurück auf eine lange Karriere oder ihre Ausbildungszeit in der Klinik. Auch Angehörige von Mitarbeitern verbinden mit diesem Ort besondere Erlebnisse.
Waltraut Stahr: „Ich habe 46 Jahre dort gearbeitet. Gearbeitet hat man immer viel. Aber der Mensch, der Patient, hat sich geändert. Nur ER ist wichtig - kein Verständnis für andere. Das ist ein großes Problem, vor allem in der Notaufnahme.“
Melanie Juergens: „Ich habe dort in den 90ern meine Ausbildung gemacht. Das war damals eine schöne Zeit. Genug Personal etc. Vor allem die Zeit im Schwesternwohnheim war eine coole Zeit.“
Jutta Stiller: „Im JoHo habe ich meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht, damals lebte noch eine Nonne im Haus.“
Kirstin Bornemann: „Ich habe dort von 1992 bis 1995 meine Ausbildung gemacht und im Schwesternwohnheim gewohnt.“
Manar A.H. „Ich habe dort viel gelernt, bevor es zu einem Unternehmen geworden ist.“
Astrid Carstens: „Unser Vater war dort lange Jahre Verwaltungsdirektor, bis Anfang der 1990er-Jahre.
Als Kinder sind wir als Engel verkleidet zur Weihnachtszeit durch die Flure gezogen und haben für die Patienten Weihnachtslieder gesungen. Hinterher gab es Kekse und Kakao. Schöne Erinnerungen.“
Viele bedauern das Ende
Mitte Mai ist nun Schluss. Künftig soll das Klinikum als ambulantes Operationszentrum genutzt werden. Einige sind traurig oder gar wütend. Viele Fragen bleiben offen. Bremerhaven ohne das Krankenhaus im Herzen der Stadt können sich viele nicht vorstellen.
„Was passiert mit der wunderschönen kleinen Kapelle?“, will zum Beispiel Bianca Kara wissen.
Janca Black: „Ich bin dort geboren, meine erste Tochter auch und ich hatte dort einige OPs. Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht. Es ist sehr schade ...“
Carina Kluge: „Ich wurde dort 1966 geboren und ein paar Jahre später lag ich mit eingegipstem Unterarm auf einem Zimmer. Bitter, dass diese zentral gelegene Klinik geschlossen wird.“
Franka Wehmeyer Rieck: „Unsere Tochter wurde dort geboren, habe bei Herrn Dr. Dertwinkel meine Schmerztherapie gemacht. Ich habe nur gute Erfahrungen dort gemacht. Ich wünsche den Angestellten alles erdenklich Gute und vielen Dank für alles!“
Anja Chergui: „Meine beiden Töchter habe ich dort zur Welt gebracht. Und wenn jemand von uns Hilfe brauchte, war es wegen des zentralen Standpunkts immer wichtig. Sehr traurige Nachricht, dass es schließt.“
Susanne Wicher: „Einfach traurig. Wieder eins weniger. Unfassbar.“
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