Der hatte sich zeitweise als nicht verhandlungsfähig bezeichnet, über Kopf- und Herzschmerzen geklagt. Nach dessen Untersuchung durch einen Rechtsmediziner verkündete der Vorsitzende Richter kurz und knapp, dass die Verhandlungsfähigkeit festgestellt worden sei. Und somit konnte der Anklagevertreter mit seinem Schlussvortrag beginnen.
„Kommissar Zufall“ hilft den Ermittlern
Ekaterinas Ehemann (47) ist angeklagt, seine Frau am 4. Februar 2022 betäubt, erwürgt und zerstückelt zu haben. Der Anklageschrift zufolge legte er den Torso und die abgetrennten Körperteile in einen Reisekoffer und warf den in einen Fluss.
Vier Wochen später wurde der Koffer am Weserdeich in der Nähe des Sail-City-Hotels angespült. „Kommissar Zufall“, nennt Staatsanwalt Rhode am Donnerstag diesen Umstand.
Nach Strömungsberechnungen eines Sachverständigen wäre ein Abdriften des Koffers in die „Hohe See“ durchaus möglich gewesen – der Vermisstenfall Ekaterina wäre auf ewig ein ungeklärter Vermisstenfall geblieben.
Geständnis der Mutter wird kein Glauben geschenkt
Während des Prozesses hatte die Mutter des Angeklagten erklärt, sie habe die Schwiegertochter im Affekt getötet, deren Leiche zerteilt und in den Koffer gepackt – alles ohne das Wissen des Sohnes. Der habe nur zusammen mit ihr den schweren Koffer in die Geeste geworfen.
Von Beginn an hat die Staatsanwaltschaft diesem vermeintlichen Geständnis keinen Glauben geschenkt. „Für die Tat kommt ausschließlich der Angeklagte in Betracht“, sagt Staatsanwalt Rhode im ersten Teil seines Plädoyers.
Telefondaten und Videoaufnahmen werden ausgewertet
Zu diesem Schluss kommt er anhand der Sachbeweise wie Obduktion, Telefondaten und Videoaufnahmen aus der Nachbarschaft des Hauses.
Die belegten, dass der Angeklagte ab späten Nachmittag das Haus nicht mehr verlassen habe, heißt es. Ekaterinas Smartphone, das sie nie vergaß und nur selten beiseite legte, war die ganze Zeit über im Heimnetz eingebucht.
Mehrere Nachrichten des russischen Piloten („Alex“), zu dem sie eine Liebesbeziehung oder Affäre unterhalten haben soll, beantwortete sie am Abend aber nicht mehr – für sie ungewöhnlich. Am nächsten Morgen um 7.51 Uhr wurde dem Handy die Sim-Karte entnommen, belegen Telefondaten. Zu diesem Zeitpunkt lebte Ekaterina nicht mehr.
Die „Unschärfen in den Schilderungen“ des Angeklagten und der Mutter deuteten darauf hin, dass sie „Dinge nur vom ihm erfahren“ habe, sagt der Staatsanwalt. Sie wusste also nichts Genaueres – weil sie laut Rhode weder die Tat begangen noch die Zerteilung der Leiche durchgeführt hat.
Der Angeklagte soll sich drei Fläschchen Diazepam besorgt haben
Nach Überzeugung des Anklagevertreters besorgte sich der Angeklagte vor der Tat drei Fläschchen Diazepam, um Ekaterina nach oder bei einem gemeinsamen Abendessen zu sedieren. Ausgangspunkt dafür sei „ein langer Trennungs- und Sorgerechtsstreit“ gewesen; dem Angeklagten sei irgendwann klar geworden, dass die Trennung nicht zu verhindern sei und die gemeinsame Tochter wohl der Mutter zugesprochen werde.
Als Ekaterina sediert und reglos auf dem Sofa lag, so Rhode, zog ihr der Angeklagte Einweghandschuhe über, um mögliche DNA-Übertragungen zu verhindern und würgte seine Frau minutenlang, bis sie tot war. Den Todeseintritt überprüfte er mit einem Elektroschocker. Vermutlich die Male davon, auf jeden Fall die passenden Muster dunkler Punkte, fanden sich auf einem Bein der Leiche.
Für die Schilderung der Mutter spricht laut Staatsanwaltschaft eigentlich nichts
Die Zerteilung der getöteten Ehefrau schreibt der Staatsanwalt ebenfalls dem Angeklagten zu; sie geschah noch in der Nacht, etwa drei bis vier Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme und vor Eintreten der Totenstarre. Für die anderslautende Schilderung der Mutter spricht nach Auffassung der Staatsanwaltschaft eigentlich nichts.
Noch am frühen Samstagmorgen habe Ekaterinas Mann mit der Entsorgung von Beweismitteln begonnen, so der Anklagevertreter. Gegen 7.20 Uhr belud er demnach sein Auto und fuhr davon.
Am Nachmittag dann war der Angeklagte mit seiner kleinen Tochter Muscheln sammeln. Dieser Teil der erdachten Geschichte von Mutter und Sohn hat sich als wahr herausgestellt.
Der Prozess wird am Dienstag, 2. Mai, um 9 Uhr mit den Plädoyers fortgesetzt.