Bremerhaven Heimat

Archäologin aus Bremerhaven sieht sich als „Kind vieler Länder“

Als Archäologin hat sie viel von der Welt gesehen. Doch ihr „Ankerpunkt“ ist Bremerhaven. Christiane Müller-Hazenbos, die heute in Berlin lebt, kehrt immer wieder gerne in ihre Heimatstadt zurück. Ein Ort hat es ihr hier ganz besonders angetan.

Skyline des Weserdeichs

Bei jedem Bremerhaven-Besuch zieht es Christiane Müller-Hazenbos zum Spaziergang an den Deich. Foto: Arnd Hartmann

„Ich wusste schon mit fünf Jahren, dass ich Ägyptologin werden wollte“, sagt Christiane Müller-Hazenbos. Und so zog sie nach dem Abitur am Schulzentrum Geschwister Scholl nach Berlin, wo sie Ägyptologie, Vorderasiatische Altertumskunde, Bibliothekswissenschaft, Islamwissenschaft und Klassische Archäologie studierte.

Ausgrabungen führten sie zwischen 1994 und 2014 in den Libanon, nach Ägypten, Griechenland, Pakistan, Jordanien, Syrien, in den Jemen und die Türkei. Ihr Aufgabengebiet: Keramik- und Kleinfundbearbeitung, Dokumentation und Zeichenarbeiten.

Forschungsprojekt in England

Im Jahr 2000 wurde Christiane Müller-Hazenbos wieder sesshaft: 20 Jahre arbeitete sie als Assistentin der Geschäftsführung bei einer Berliner Firma, die Artikel für Museumsshops entwirft und produziert. Inzwischen ist sie für eine große Berliner Buchhandlung tätig.

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Bremerhaven ist mein ,Ankerpunkt‘, der Ort, wohin die Kompassnadel immer zeigt, auch wenn ich nicht so oft dort sein kann, wie ich mir manchmal wünsche.

Christiane Müller-Hazenbos

Doch die Begeisterung für die Forschung und das Reisen hat sie nie verloren: „Seit 2012 habe ich ein eigenes wissenschaftliches Forschungsprojekt zum Southgate House in England“, sagt die Autorin zahlreicher Fachpublikationen. Aus ihrer Sicht ist das georgianische Landhaus ein „kleines, aber funkelndes Juwel“, das „wunderschöne Kunstschätze“ beherbergt hat und eine spannende Geschichte hat. „Das Haus ist eine Art Mikrokosmos der Sozialgeschichte Englands über zweieinhalb Jahrhunderte“, sagt Christiane Müller-Hazenbos, die sich mit großer Begeisterung der Geschichte des Hauses widmet. Ihre Besuche in England sind stets eine Art „Heimkommen“. „Ich habe seit vielen Jahren persönliche Bindungen zu Orten und Menschen und bin gerne dort.“

Wenn sie an Heimat denkt, dann schließt sie auch den Libanon mit ein: „Diesen habe ich nicht lange nach dem Bürgerkrieg erlebt und dessen Bilder haben mich bis heute nicht mehr losgelassen“, sagt die Archäologin. Momentan denke sie wieder häufiger an ihre Zeit im Libanon und ihre dort gemachten Erfahrungen zurück. „Die Frage, was Krieg und Zerstörung mit den Menschen und der Heimat machen, ist heute ja aktueller denn je.“

Immer Heimweh nach Bremerhaven

Christiane Müller-Hazenbos fällt es nicht schwer, sich an anderen Orten einzuleben: „Ich fühle mich zu Hause, wo es mir gefällt“, sagt sie. Berufsbedingt habe sie viele verschiedene „Heimaten“ gefunden: Das sind Orte, mit denen sie Gefühle und Erinnerungen verbinde. „Ich bin ein Kind vieler Länder“, sagt die 53-Jährige angelehnt an Irmgard Keuns Exilroman „Kind aller Länder‘. Aber Bremerhaven, genauer gesagt Wulsdorf, ist meine Herkunft und darauf bin ich stolz.“

Auch wenn sie gerne unterwegs ist: „Heimweh nach Bremerhaven ist ein ständiger Begleiter“, sagt Christiane Müller-Hazenbos. „Bremerhaven ist mein ,Ankerpunkt‘, der Ort, wohin die Kompassnadel immer zeigt, auch wenn ich nicht so oft dort sein kann, wie ich mir wünsche.“

Bei jedem Besuch in ihrer Heimatstadt führt ihr Weg an den Deich: „Ich kann nicht in Bremerhaven zu Besuch sein, ohne nicht wenigstens einmal über den Weserdeich geguckt zu haben. Einmal bis zum Horizont schauen und sich den Meereswind um die Nase wehen lassen - und schon ist man mit der Welt wieder im Reinen. Das geht nur da, kein anderer Ort auf der Welt kann da mithalten“, schwärmt Christiane Müller-Hazenbos. Sie weiß auch von Freunden, die aus Bremerhaven weggezogen sind, wie viel der Deich den gebürtigen Bremerhavenern bedeutet. „Ich glaube, das eint sehr viele von uns, egal, wo wir auf der Welt sind. Das macht uns Bremerhavener so besonders.“

Karachi

Auch am Strand von Karachi hat Christiane Müller-Hazenbos 1996 den Sonnenuntergang genossen. Foto: Müller-Hazenbos

Ann-Kathrin Brocks

Projektredakteurin

Ann-Kathrin Brocks ist seit Oktober 2015 Projektredakteurin bei der Nordsee-Zeitung, wo sie auch volontiert hat. Zuvor hat sie an der Universität Siegen „Literary-, Cultural- & Media-Studies“ sowie „Visual Studies & Art History“ studiert.

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