Bremerhaven

Airbus Nordenham sucht seine Azubis auch auf der anderen Weserseite

Große Plakate hängen im Stadtgebiet von Bremerhaven. Airbus sucht Auszubildende. Der Flugzeugbauer hat seine Werbung am östlichen Weserufer erfolgreich intensiviert. Auch eine Berufsschule hat der Standort Nordenham in Bremerhaven gefunden.

Werbeplakate von Airbus

Airbus wirbt in der Rickmersstraße in Bremerhaven um Auszubildende. Ein Standort des Unternehmens ist in Nordenham. Foto: Scheschonka

Änni Koch (18) aus Schiffdorf wollte nach der Schule gerne etwas Praktisches machen und „mit den Händen arbeiten“.

Airbus-Azubi Änni Koch

Auch Änni Koch muss als Azubi früh aufstehen. Foto: Airbus

Linus Kies (21), Abiturient aus Wremen,
Linus Kies aus Wremen

Linus Kies aus Wremen hat bei Airbus in Nordenham eine Lehre begonnen. Foto: Airbus

ging es ähnlich. Auch er entschied sich für das Airbus-Werk in Nordenham auf der anderen Weserseite. Beide konnten sich gut vorstellen, an einem neuen Flieger mitzuarbeiten. Ein Praktikum gab Sicherheit. Sie werden Fluggerätemechaniker: einer von mehreren Ausbildungsberufen bei Airbus. „Es ist ein interessanter Beruf“, sagen die beiden. So viele große, technische Produktionsstätten in und um Bremerhaven gibt es nicht, und Airbus-Betriebsratsvorsitzender Michael Eilers hat die Perspektiven in der Luftfahrt für junge Leute mit diesen Worten umrissen: „Ihr seid die richtige Generation, um den klimaneutralen Flieger der Zukunft zu bauen.“

Spätestens seit der Paris Air Show 2023 ist klar, dass Airbus nach dem Corona-Einbruch wieder durchstartet. Die Auftragsbücher des Flugzeugbauers sind voll.

Blick in die Airbus-Produktion

Die Auszubildenden sind Teil eines großen Teams und fertigen in Nordenham verschiedene Airbus-Sektionen vor. Foto: Heilscher

Umso mehr braucht das Unternehmen gut ausgebildete Mitarbeiter an seinen Standorten. Wie die meisten Betriebe kämpft auch Airbus mit Fachkräftemangel. Die Auszubildenden-Zahl in Nordenham wurde in diesem Jahr von 40 auf 50 erhöht, in der nächsten Runde sollen es 58 Lehrlinge und duale Studenten werden. Ein Drittel kommt inzwischen von der gegenüberliegenden Weserseite. Vor fünf Jahren waren es nicht mal zehn Prozent.

Unternehmen hat sich beharrlich vorgearbeitet

„Wir haben uns viele Jahre aktiv Gedanken dazu gemacht, wie wir mit der demografischen Entwicklung umgehen“, sagt Ausbildungsleiter Olaf Heinrichs, „Wo finden wir richtig gute junge Leute?“ Sie bräuchten gar nicht in weiter Ferne zu suchen. Ihr Einzugsbereich für Auszubildende liege 40 bis 50 Kilometer rund um Nordenham. Die Azubis kommen aus dem Bereich Cuxhaven, Beverstedt, Bremerhaven bis Hagen, in der Wesermarsch bis Brake, in Friesland bis Varel. Airbus hat sich - rein geografisch - beharrlich vorgearbeitet.

Das Werk in Nordenham legt Wert darauf, bei Berufsmessen vertreten zu sein, den Kontakt zu Schulen zu pflegen und Praktika anzubieten. Heinrichs: „Praktika sind eine gute Möglichkeit, sich zu beschnuppern.“ Ihre Erfahrung sei, dass die Qualität der Schulabgänger aus Bremerhaven - entgegen anderen Behauptungen - gut sei, und die Lehrer seien sehr engagiert.

Auszubildende starten mit rund 800 Euro netto

Morgens fahren Änni Koch und Linus Kies durch den Wesertunnel. Zwischen 6.30 und 7 Uhr beginnt ihr Ausbildungstag. Änni Koch, im zweiten Lehrjahr, muss gerade den Fußboden in einem Flugzeugteil kleben, Linus Kies, ein Jahr weiter in der Ausbildung, steckt in einer Produktionshalle, wo Aluminiumbleche für die Außenhülle gebogen werden. Sie müssten zwar früh hoch, hätten dafür aber am Nachmittag und am Wochenende frei. Bezahlt werden sie bei Airbus nach Tarif; andere Betriebe haben sich anders entschieden. Mit rund 800 Euro netto starten Auszubildende wie Änni Koch und Linus Kies. Die Übernahmechancen sind gut. Dass sie erst einmal zu Hause wohnen bleiben konnten, kam beiden entgegen. Die Anfahrtstrecke ist für sie „in Ordnung“. Wer in Bremerhaven die Fähre nimmt, hat noch zehn Minuten mit dem Rad bis zum Werk. Die Berufsschule ist für die angehenden Fluggerätemechaniker in Brake. Die nächsten Mechatroniker von Airbus werden an der Beruflichen Schule für Technik am Bürgerpark ausgebildet.

Eine Besonderheit ist, dass die Azubis zehn Tage auf Juist verbringen. Dort lernen sie unter anderem, einen Motorsegler zu fliegen. Im Notfall könnten sie ein Flugzeug landen.

Ursel Kikker

Reporterin

Ursel Kikker kommt aus der Wesermarsch, liebt das Meer und berichtet gerne darüber, wenn die Wissenschaft für frischen Wind an der Küste sorgt. Sie hat bei der NORDSEE-ZEITUNG volontiert und ist nach dem Studium dorthin zurückgekehrt.

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