Bremerhaven

Ärzte- und Lehrermangel in Bremerhaven: Es muss ja keine Heiratsannonce sein

Denise von der Ahé

Wir brauchen sie alle, und zwar mehr davon: Lehrer, Ärzte, Erzieher. Die baden-württembergische Landesregierung beispielsweise will mit einer kreativen Kampagne neue Lehrkräfte gewinnen. Die Plakate sorgen allerdings für mächtig Ärger. Denn neben dem auffälligen „HURRAAA!“ findet sich folgende Aussage auf den Plakaten: „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach, was dir Spaß macht, und werde Lehrer*in.“ Lehrerverbände kritisierten die Kampagne und warfen dem Kultusministerium im Ländle mangelnde Wertschätzung für den Lehrerberuf vor.

Die Vorsitzende des Realschullehrerverbands, Karin Broszat, sprach von einem Skandal: „Man wusste vor dieser Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt.“ Mit dem Plakat werde suggeriert, dass es Lehrkräften nur um die Ferien gehe.

Das Kultusministerium wies die Kritik zurück: Natürlich wisse die Behörde, was Lehrkräfte leisten. Bei der Kampagne gehe es darum, Aufmerksamkeit zu erregen, damit sich mehr Leute für den Lehrerberuf begeistern. Das scheint jedenfalls funktioniert zu haben: Man redet drüber. Die Bewerbungen sind laut Ministerium zahlreich. Um des lieben Friedens willen wurde die Kampagne jetzt außerdem um ein moderateres Plakat ergänzt - mit dem Slogan: „Gelandet und gar keinen Bock auf deine jetzige Arbeit? Hurraaa! Mach, was dir Spaß macht, und werde Lehrer*in“.

Single-Bürgermeisterin suchte Arzt und Ehemann

Außergewöhnlich ging auch die Gemeinde Kollnburg mitten im Naturpark Bayerischer Wald vor, als sie einen Arzt suchte und die Annonce mit dem „Geheimtipp“ verband, dass die Bürgermeisterin noch unverheiratet sei. Positive Beispiele zur Fachkräftegewinnung gibt es auch in der Region: Kinderarzt Michael Scheel geht mit seiner Erlebnispraxis mit Aquariumlandschaft in Nordholz den richtigen Weg: mal etwas ganz Neues und Überraschendes bieten, um angestellte Ärzte zu gewinnen und die Praxis den jungen Patienten schmackhaft zu machen. Wichtige und ernste Themen wie den Fachkräftemangel auf humorvolle Art anzugehen, wäre doch auch eine gute Idee für Bremerhaven. Es muss ja nicht unbedingt eine Heiratsannonce sein. Obwohl...!

Denise von der Ahé

Reporterin

Redakteurin/Korrespondentin im Bremer Büro der NORDSEE-ZEITUNG. Kam nach Stationen bei der Saarbrücker Zeitung und der Braunschweiger Zeitung immer weiter Richtung Norden. Sie berichtet aus Bremen über alles, was dort entschieden wird und für Bremerhaven spannend und wichtig ist.

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