Bremerhaven

10 Jahre Rechtsanspruch: Das hat Bremerhaven seitdem für Krippen-Kinder getan

Seit zehn Jahren haben Eltern einen Rechtsanspruch darauf, dass ihre Kleinkinder betreut werden. Bremerhaven hat seitdem die Zahl der Krippenplätze mehr als verdoppelt und Personal eingestellt. Aber noch ist die Herkulesaufgabe nicht bewältigt.

Eine Erzieherin malt in einer Kita die Hand eines Kindes mit Fingerfarbe an. 

Eine Erzieherin malt in einer Kita die Hand eines Kindes mit Fingerfarbe an. Foto: Sebastian Gollnow

Seit zehn Jahren besteht der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz - und das hat die Kita-Landschaft in der Stadt massiv verändert. Bremerhaven hat zahlreiche Krippen gebaut. Der Bedarf stieg parallel dazu an: Immer mehr Eltern geben ihre Kinder schon im Kleinkind-Alter in eine Kita. „Auch, wenn wir noch einen weiteren Ausbau der Betreuungsangebote vor uns haben, ist das bisher Erreichte sicherlich auch als Erfolg zu bezeichnen“, bilanziert Stadtrat Michael Frost.

Angebot wurde in zehn Jahren mehr als verdoppelt

Seit 2013 habe die Stadt das Angebot von 499 Plätzen auf 969 Plätze in Kitas und 56 Plätze in der Tagespflege (frühere Bezeichnung: Tagesmütter) mehr als verdoppelt. Die Versorgungsquote liege jetzt bei 28,3 Prozent. 40 Millionen Euro seien investiert worden. Der jährliche Aufwand ist von 2012 mit 26 Millionen Euro bis 2023 auf rund 60 Millionen Euro für die Kindertagesbetreuung gewachsen. „Dies ist für die Stadt eine enorme Herausforderung, unter anderem, weil hier nur eine geringe Entlastung von rund 6 Millionen Euro jährlich aus Bundes- und Landesmitteln erfolgt“, sagt Frost. 2013 besuchten 499 Kinder eine Krippe, und jetzt, inklusive der Kindertagespflege, seien es 1025.

120 Plätze sollen neu geschaffen werden

Und der Krippenausbau soll weitergehen. Das Ziel ist, dass für 50 Prozent aller Kinder im Krippenalter ein Platz geschaffen wird. Rund 600 weitere Krippenplätze sollen perspektivisch entstehen. „Wir erkennen weiter eine steigende Nachfrage und zurzeit sind weitere 120 Plätze als konkrete Projekte beschlossen, weitere 70 in der Projektierung“, berichtet Frost. Neu eröffnet werden sollen demnach die städtische Kita Minna-Kimm-Weg in Wulsdorf mit 40 neuen Krippenplätzen, die Krippe Walter-Delius-Straße der Lebenshilfe in Geestemünde (20), die Krippe im neuen Bildungshaus an der Goethestraße in Lehe (20) und die Krippe Wurster Straße mit 40 neuen Plätzen.

Bremen punktet beim Betreuungsschlüssel

Dabei geht es dem Stadtrat nicht nur um Menge, sondern vor allem auch um Qualität. „Die Stadt Bremerhaven hat von Anfang an nicht nur auf den quantitativen Ausbau gesetzt, sondern viel in die Entwicklung der Qualität investiert.“ Qualifizierung werde nach wir vor großgeschrieben. Man habe zudem stadtweite Standards etabliert und sei im Bundesvergleich beim Betreuungsschlüssel gut aufgestellt - besser etwa als in Niedersachsen: „In einer Krippengruppe mit 10 Kindern arbeiten bei uns 3 Fachkräfte.“

Kitas sind wichtig für die Bildungschancen-Gleichheit

Frost findet es wichtig, dass möglichst alle Kinder Kitas besuchen. „Krippen und Kindertagesstätten sind Bildungseinrichtungen und leisten einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen von Bildungsbiografien“, unterstreicht der Stadtrat. Insbesondere die sprachliche Bildung sei von besonderer Bedeutung. Der Besuch der Einrichtungen trage auch zu einem hohen Maße zur Bildungsgerechtigkeit bei. Derzeit schafft es die Stadt alle Eltern, die einen Krippenplatz wünschen, auch einen Krippenplatz bereitzustellen. Allerdings ist es für Eltern nicht immer möglich, einen Platz bei der Erstwunsch-Kita zu erhalten.

Michael Frost, Schuldezernent von Bremerhaven, möchte den Kita-Ausbau noch weiter vorantreiben.

Michael Frost, Schuldezernent von Bremerhaven, möchte den Kita-Ausbau noch weiter vorantreiben. Foto: Arnd Hartmann

Da die Kinderzahlen steigen, gilt es, nicht nur die Krippen (bis 3 Jahre) auszubauen, sondern auch die Kindergärten (3 Jahre bis Einschulung). Da allerdings die Horte (Grundschulkinder) mit ihren 280 Plätzen perspektivisch in den Ganztagsgrundschulen aufgehen werden, könnten in diese Räume dann Gruppen von kleineren Kindern einziehen.

Kitas legen Schutzkonzepte vor

Da Bremerhaven mitunter vergleichsweise hohe Kita-Fehlzeitenquote aufweist, die Kinder also trotz des gebuchten Platzes nicht erscheinen, will die Stadt künftig noch stärker mit einer aufsuchenden Beratung Eltern dabei unterstützen und stärken, das Kind auch täglich in die Einrichtung zu geben. Gleichzeitig sollen Familien auch darin bestärkt werden, sich überhaupt dafür zu entscheiden, Betreuungen in Kita-Einrichtungen wahrzunehmen, um ihren Kindern beste Chancen beim Schulstart zu bieten. Bundesweit steigen die Fälle von Kindeswohlgefährdungen in Kitas. Frost betont, wie ernst die Einrichtungen in Bremerhaven das Thema nehmen. Im Zuge des 2021 in Kraft getretenen Kinder- und Jugendstärkungskonzeptes seien die Kitas verpflichtet, künftig auch ein Schutzkonzept vorzulegen und umzusetzen. „Die Stadt Bremerhaven hat sich deshalb entschlossen, mit den Trägern von Kindertageseinrichtungen ein Rahmenschutzkonzept zu entwickeln, das von den einzelnen Einrichtungen als Ausgangspapier genutzt und angepasst werden kann“, erklärt Frost.

Voller Optimismus blicken (von links): Mechthild Hohmann, Gisela Tresch und Sandra Lederhaus auf das Grundstück zwischen Lebenshilfe-Kita und Frühförderung, auf dem die neue große, inklusive Krippe entstehen soll.

Voller Optimismus blicken (von links): Mechthild Hohmann, Gisela Tresch und Sandra Lederhaus auf das Grundstück zwischen Lebenshilfe-Kita und Frühförderung, auf dem die neue große, inklusive Krippe entstehen soll. Foto: Masorat

Jens Gehrke

Reporter

Jens Gehrke wurde in Bremerhaven geboren und ist seit 2011 im Verlag. Der Reporter, Jahrgang 1984,  fühlt sich im Cuxland genauso zu Hause wie in der Seestadt. Der Schwerpunkt liegt auf der Politik-Berichterstattung. Privat interessiert ihn vor allem der Sport.

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