Ihren Ruf als Sportstätte hat die Stadthalle Bremerhaven nicht zuletzt dem Tanzsport zu verdanken. Bereits 1974 richtete die TSG Bremerhaven die erste deutsche Meisterschaft der Latein-Formationen in der Seestadt aus - da war die Stadthalle gerade erst eröffnet worden. Insgesamt fünfmal war die TSG Gastgeber für deutsche Meisterschaften. Letztmals war die nationale Elite im Jahr 2021, zum 50. Jubiläum der TSG, in Bremerhaven vertreten. Dazu kamen internationale Wettbewerbe wie die Latein-Weltmeisterschaften 2001 und 2007 - und die Hip-Hop-WM im Jahr 2019, die die TSG gemeinsam mit der Tanzschule Beer veranstaltete.
Große Wettbewerbe finden nicht in kleinen Hallen statt
Marcel Scherb befürchtet, dass Bremerhaven bei nationalen und internationalen Meisterschaften nicht mehr berücksichtigt werden wird, wenn die Stadthalle nach einer Sanierung nur noch Platz für 2.000 Zuschauer bietet. „Wir haben schon eine der kleineren Hallen, wenn man auf Konkurrenten wie Bremen und Braunschweig schaut. Aber wenn die Stadthalle auf 2.000 Zuschauer runtergeschrumpft wird, brauchen wir uns gar nicht mehr zu bewerben. Dabei ist es unser Ziel, in absehbarer Zeit wieder eine Weltmeisterschaft, Europameisterschaft oder deutsche Meisterschaft nach Bremerhaven zu holen“, spricht der TSG-Sportwart von einer „Fehlentscheidung“ der Koalition aus SPD, CDU und FDP, die fatale Folgen für den Tanzsport hätte.
Laut Scherb gibt es vom Deutschen Tanzsportverband und vom Weltverband, der World DanceSport Federation, zwar keine Vorgaben in Bezug auf die Hallenkapazität von Ausrichtern. „Ich mache das aber schon seit 30 Jahren und habe es noch nicht erlebt, dass eine Meisterschaft in so einer kleinen Halle stattgefunden hat“, erklärt der Tanzsport-Experte. Die Verbände hätten das legitime Interesse, mit ihren Veranstaltungen möglichst hohe Einnahmen zu erzielen - das sei mit einem größeren Publikum nun mal leichter zu erreichen als mit einem kleinen.

Veranstaltungen sind eine Chance, Nachwuchs zu gewinnen
Auch für die TSG wäre es ein finanzieller Schaden, wenn sie als Gastgeber nicht mehr in Erscheinung treten könnte. Scherb nennt aber noch weitere Probleme wie den Wegfall des Heimvorteils: „Der spielt in jedem Sport eine Rolle.“ Zudem sei es ohne hochkarätige Veranstaltungen in der Stadthalle schwerer, Nachwuchs zu gewinnen. Und dazu zählt der TSG-Sportwart auch die regelmäßig in Bremerhaven stattfindenden Bundesligaturniere - die seien ebenfalls in Gefahr.
Scherb war - wie von der Koalition zunächst geplant - von einem Neubau der Stadthalle ausgegangen: „Es muss ja keine 10.000-Zuschauer-Arena sein, aber die heutige Kapazität sollte man schon haben.“ Auch die räumliche Enge stelle ein Problem dar. „Was wir hier bieten können, ist unter jedem Niveau“, sagt Scherb mit Blick auf die Umkleidekabinen. Um alle Mannschaften bei einem Bundesligaturnier unterzubringen, sei man auf mobile Kabinen im Foyer der Stadthalle angewiesen. Dass man mit der Stadthalle als Veranstalter überhaupt noch zum Zuge komme, sei dem guten Ruf Bremerhavens und der glanzvollen TSG-Historie zu verdanken.
Tendenz zeigt bei den Eisbären nach oben
Bei den Eisbären Bremerhaven, die ihre Heimspiele in der Zweiten Basketball-Bundesliga in der Stadthalle austragen, verfolgt man die Diskussion über ihre Spielstätte ebenfalls mit erhöhter Aufmerksamkeit.
Seit dem Abstieg aus der Basketball-Bundesliga (BBL) im Jahr 2019 waren die Eisbären weit davon entfernt, die Zuschauerkapazität von aktuell 3.950 zu erreichen. Nils Ruttmann weist aber auf die positive Tendenz hin - in der vergangenen Saison knackte der ProA-Club dreimal die 2.000er-Marke. „Wir haben die Ambition, noch mehr Menschen an uns zu binden und die Halle so gut wie möglich zu füllen“, sagt der Eisbären-Geschäftsführer.
Dass bei der Sanierung der Stadthalle eine Absenkung der Zuschauerkapazität auf 2.000 diskutiert wird, hat Ruttmann aus der NORDSEE-ZEITUNG erfahren.
Der Eisbären-Geschäftsführer vertraut darauf, dass „unser Spielbetrieb unter den sich verschärfenden Bedingungen gesichert wird“.
Die BBL fordert von ihren Clubs Spielstätten mit einem Fassungsvermögen von mindestens 3.000 Zuschauern. Dieser für die Lizenzerteilung wichtige Standard soll ab der Saison 2032/33 sogar 4.500 Zuschauer betragen.
Umzug nach Bremen für Ruttmann kein Thema
Ein Umzug in die ÖVB-Arena in Bremen, in die die Eisbären für zwei Spiele pro Saison umziehen, kommt für Ruttmann nicht infrage: „Die Stadthalle ist unsere Heimspielhalle. Mit so einem Szenario beschäftigen wir uns nicht.“
Den Kommentar unseres Sportchefs Lars Brockbalz zu diesem Szenario lesen Sie hier.

Für den Wiederaufstieg in die BBL brauchen die Eisbären eine Spielstätte, die mindestens 3.000 Zuschauern Platz bietet. Langfristig müssen es sogar 4.500 sein, um erstklassig spielen zu können. Foto: Scheer