Die Entscheidung fiel erst in der 74. Spielminute und war eine pure Willensleistung von Bruggisser, der sich erst an der Bande stark durchsetzte und die Scheibe dann in den Winkel drosch - und sofort unter einer weißen Jubeltraube begraben wurde. „Es ist ein tolles Gefühl. Ich bin einfach nur froh, dass ich das Spiel für uns entscheiden konnte“, erklärte der Siegtorschütze nach der Partie bei Magentasport. „München hatte in der Verlängerung einige große Chancen, aber alle haben sich dagegen gestemmt, damit der Puck nicht ins Tor geht.“
Das einizige Team ohne Niederlage in den Playoffs
Damit sind die Pinguins weiterhin das einzige Team ohne Niederlage in den Playoffs, führen in der Halbfinalserie „Best of seven“ mit 2:0 gegen den amtierenden Meister und können sich am Freitagabend (19 Uhr) vor heimischer Kulisse drei Matchpucks sichern.

„Es ist ein tolles Gefühl. Ich bin einfach nur froh, dass ich das Spiel für uns entscheiden konnte.“
„Jede Mannschaft hatte ihre Momente. Wichtig waren heute auch die Specialteams, gerade in Unterzahl haben wir da einen sehr guten Job gemacht und die Torhüterleistung ist immer ein wichtiger Faktor“, erklärte Trainer Thomas Popiesch. „Gerade in der Verlängerung, wo wir Druckphasen gegen uns hatten, haben wir sehr eng und gut gestanden und Schüsse geblockt. Und dann war es auch eine starke Einzelleistung von Bruggi, die uns den schwer erarbeiteten Sieg gebracht hat.“
Grönlund zurück und direkt wieder verletzt
Während die Bayern wie erwartet nach dem 0:3 zum Auftakt in die Serie einige Umstellungen in den Reihenzusammenstellungen vornahmen, gab es bei den Pinguins nur eine Änderung. Routinier Anders Grönlund rückte wieder in den Kader und lief wie gewohnt an der Seite von Vladimir Eminger auf.
Damit konnten die Bremerhavener in Bestbesetzung wie im Endspurt der Hauptrunde antreten. Allerdings verabschiedete sich der Schwede gestern Abend zwölf Minuten vor dem regulären Ende schon wieder humpelte vom Eis.
Conrad bringt die Pinguins in Führung
Wie erwartet kamen die Münchener intensiv aus der Kabine, wollten mit Körperspiel in die Partie finden und den Pinguins unter die Haut gehen. Doch die Bremerhavener hielten an ihrer Linie fest, spielten ihren Stiefel runter - und hatten mit 14:5 Schüssen nach dem ersten Drittel auch ein deutliches Übergewicht bei den Chancen.
Mehr als das 1:0 in der 14. Spielminute sollte jedoch nicht herausspringen. Aus spitzem Winkel brachte Colt Conrad die Scheibe vor das Tor, wo sie von der Kufe des EHC-Verteidigers Emil Johansson durch die „Hosenträger“ von Keeper Mathias Niederberger rutschte.
Colt Conrad – Spieler des Spiels
In der Defensive ließen die Bremerhavener dagegen so gut wie nichts anbrennen. So auch eingangs des Mittelabschnitts, als der deutsche Meister erstmals in Überzahl agierte. Kurz darauf brannte es aber doch lichterloh, als die Pinguins eigentlich erneut Powerplay hatten und dieses Mal sogar kurzzeitig mit zwei Mann mehr. Doch als Trevor Parkes von der Strafbank kam, passten die Bremerhavener einmal nicht auf und der Münchener lief allein auf Kristers Gudlevskis zu - scheiterte aber am erneut starken Pinguins-Keeper.
Verlic erhöht auf 2:0 für die Pinguins
Und kaum war diese Szene überstanden, erhöhte Miha Verlic in der verbliebenen einfachen Überzahl auf 2:0 (26.). Damit bleibt eine weitere Serie bestehen. Die Pinguins haben als beste Überzahlmannschaft der Liga in jeder Playoff-Partie mindestens ein Powerplay-Tor erzielt. Und die Bremerhavener blieben in Überzahl - ein weiterer Treffer sollte jedoch nicht gelingen.

Miha Verlic erhöhte für die Pinguins zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung, ehe die Bayern noch einmal zurückkamen. Foto: Gamel/imago
Das sollte sich rächen. Die Münchener wirkten zwar immer frustrierter, doch dann passten die Bremerhavener einmal nicht auf und wurden direkt ausgekontert. So kamen die Münchener einmal schnell durch die neutrale Zone und Markus Eisenschmid verkürzte in der 34. Minute auf 1:2.
München meldet sich zurück
Der Treffer hauchte dem Titelverteidiger neues Leben ein. Nur drei Zeigerumdrehungen später stand es plötzlich 2:2 (37.) durch Maximilian Daubner. Die Münchener nutzten die kurze Schwächephase der Pinguins eiskalt aus.
Im Schlussdrittel drückten vor allem die Münchener, die mit viel Scheibenbesitz nun ihr blitzschnelles Umschaltspiel aufzogen. Doch die Pinguins hielten stand und überstanden auch eine Unterzahl. Damit ging es in die Verlängerung.

Pinguins-Keeper Kristers Gudlevskis parierte einen Alleingang von Münchens Trevor Parkes und war erneut ein Matchwinner. Foto: Fe/imago
Zweimal behielten die Bremerhavener bereits im Viertelfinale gegen Ingolstadt in der Extrazeit die Oberhand und nun auch gegen München - dank Bruggisser. „Wenn wir unser Spiel spielen, haben wir in jedem Spiel eine Chance“, so der Verteidiger.
Pinguins erwarten weiter eine harte Serie
„Wir haben einen guten Schritt gemacht, aber die Serie ist noch lange nicht zu Ende. München ist ein brutal starker Gegner und gegen die muss man erst mal noch zwei Spiele gewinnen. Wir müssen genauso weiterspielen mit der gleichen Leidenschaft, und dann kann es ein gutes Ende für uns haben“, erklärte Nino Kinder und sieht die Pinguins besser gewappnet als vor einem Jahr, als eine 2:0 Führung im Viertelfinale noch gegen München verspielt wurde. „Wir sind erwachsener geworden, sind schlauer in den wichtigen Situationen, machen weniger Turnover.“n.
München - Pinguins 2:3 (0:1, 2:1, 0:0, 0:1) n. V.
Tore: 0:1 (13:47) Conrad (Vikingstad, Kälble), 0:2 (25:01) Verlic (Jeglic, Urbas), 1:2 (33:04) Eisenschmidt (Heigl, Varejcka), 2:2 (36:23) Daubner (Abeltshauser, Heigl), 2:3 (73:09) Buggisser (Uher).
München: Tor: Niederberger (Allavena); Abwehr: Abeltshauser, Blum - Johansson, Lancaster - MacWilliam, Daubner - Almquist; Angriff: Kastner, Hager, DeSousa - Oswald, Smith, Ehliz - Krämmer, Street, Parkes - Eisenschmid, Heigl, Varejcka
Pinguins: Tor: Gudlevskis (Franzreb); Abwehr: Grönlund, Eminger - Bruggisser, Kälble - Jensen, Appendino - Preto; Angriff: Urbas, Jeglic, Verlic - Conrad, Vikingstad, Mauermann - Uher, Friesen, McKenzie - Kinder, Wejse, Büsing
Stand der Serie „Best of seven“: 0:2