Fischtown Pinguins

Pinguins lassen Bremerhaven vom Viertelfinale der Königsklasse träumen

Die Eisarena glich am Dienstag einem Tollhaus. Von der ersten Minute an brannten die Fischtown Pinguins ein Feuerwerk ab. Mit einem 5:0-Erfolg im Hinspiel haben die Bremerhavener die Tür zum Viertelfinale der Champions Hockey League weit aufgestoßen.

Die Fischtown Pinguins haben im Achtelfinal-Hinspiel der Champions Hockey League gegen Skelleftea AIK einen überragenden Start ins Duell erwischt.

Die Fischtown Pinguins haben im Achtelfinal-Hinspiel der Champions Hockey League gegen Skelleftea AIK einen überragenden Start ins Duell erwischt. Foto: Masorat

„Macht sie alle, schießt sie aus der Halle“, skandierten die 3.847 Zuschauer bereits nach 15 Spielminuten. Da führten die Pinguins bereits mit 4:0 gegen den schwedischen Meister Skelleftea AIK. Der Finalist des Vorjahres in der europäischen Königsklasse hatte zunächst keine Antwort auf die bärenstarken Bremerhavener parat, die die Skandinavier nahezu überrollten und in Überzahl eiskalt zuschlugen.

„Die Specialteams haben den Unterschied gemacht und unser Torwart war einfach gut. Es war eine Mannschaftsleistung.“

Jan Urbas

„Wir haben über 60 Minuten ein starkes Spiel gemacht und haben direkt einige Tore geschossen. Das hilft natürlich, ins Spiel zu kommen“, lobte Trainer Alexander Sulzer. „Wir haben durchweg gut verteidigt, gerade im dritten Drittel, wo Skelleftea viel Druck gemacht hat. Wir sind kompakt geblieben und hatten ein großartiges Torwartspiel, als wir es gebraucht haben.“

Das Rückspiel steigt nächste Woche Dienstag

Das Rückspiel steigt nächste Woche Dienstag ab 18 Uhr in Skelleftea. Dann wird endgültig ermittelt, welche Mannschaft den Sprung ins Viertelfinale schafft. Die Ausgangslage könnte kaum besser sein. Der Traum, dass die Pinguins den nächsten historischen Meilenstein erreichen, lebt.

Eine rote Jubeltraube nach dem 4:0 durch Ross Mauermann.

Eine rote Jubeltraube nach dem 4:0 durch Ross Mauermann. Foto: Masorat

„Die Specialteams haben den Unterschied gemacht und unser Torwart war einfach gut. Es war eine Mannschaftsleistung“, lobte Kapitän Jan Urbas. Und Markus Vikingstad erklärte: „Eine 5:0-Führung muss man ausspielen. Es könnten uns ein oder zwei Tore reichen oder auch keins. Daher müssen wir im Rückspiel wie heute spielen, vielleicht noch ein bisschen schlauer von hintenraus.“

Vikingstad, Jeglic, Urbas und Mauermann treffen

Der Norweger war es auch, der das Torfestival in der 7. Spielminute mit dem 1:0 eröffnete. Der Stürmer fälschte einen Schuss von Max Görtz so unhaltbar ab, dass der Puck per Bogenlampe über AIK-Keeper David Rautio zur umjubelten Führung ins Tor kullerte. Zwischen der 11. und 13. Spielminute erhöhten die Pinguins in Überzahl mit zwei Treffern innerhalb von 75 Sekunden durch Ziga Jeglic und Urbas auf 3:0. Den Schlusspunkt setzte zunächst Ross Mauermann mit dem zwischenzeitlichen 4:0 (15.).

Es galt aber auch, Schrecksekunden zu überstehen. So wurde Urbas unbestraft überhart gegen das Knie gecheckt (16.) und musste zwischenzeitlich humpelnd vom Eis. „Ich habe einen dicken Pferdekuss. Das ist natürlich nicht optimal, aber es sollte für die nächsten Spiele gehen“, erklärte der Kapitän nach der Partie.

Viele Strafzeiten für die Pinguins

Zudem parierte Pinguins-Keeper Maximilian Franzreb bei einem 2-0-Konter der Schweden überragend (5.). So blieben die Gäste gefährlich, vor allem, als die Pinguins zwei Strafzeiten direkt nacheinander kassierten und mit einem Mann weniger ins zweite Drittel starteten. Doch auch diese Phase überstanden die Bremerhavener unbeschadet.

Die Fans standen wie ein siebter Mann hinter der Mannschaft und pushten sie zu Höchstleistungen.

Die Fans standen wie ein siebter Mann hinter der Mannschaft und pushten sie zu Höchstleistungen. Foto: Masorat

Der Schwung des Startabschnitts war allerdings dahin. Auch dank Mithilfe der Unparteiischen. Während die Schiedsrichter Mikko Kaukokari aus Finnland und Jiri Ondracek aus Tschechien die Regeln gegen die Schweden sehr großzügig auslegten, wanderte immer wieder Bremerhavener für Kleinigkeiten auf die Sünderbank.

Franzreb treibt die Gäste an den Rand der Verzweiflung

Und lässt man die Schweden ins Rollen kommen, verfügen sie über viel Kreativität in der Offensive. In dieser Phase rückte Franzreb in den Vordergrund und brachte die Gäste mit sehenswerten Paraden an den Rand der Verzweiflung. Die Eisarena wurde zur uneinnehmbaren Festung.

Maximilian Franzreb – Spieler des Spiels

00:10 min

Der Frust bei Skelleftea wuchs - und mündete in einer Unsportlichkeit. Andreas Johnson ließ sich dazu hinreißen, Jeglic am Verschluss des Helms zu ziehen. Nicht verwunderlich, läuft es doch auch in der heimischen Liga aktuell nicht rund für die Schweden. Zuletzt gab es für den schwedischen Meister vier Niederlagen in Folge. Dadurch rutschte man auf Rang sieben in der Tabelle ab und Trainer Robert Ohlsson musste gehen.

Kinder trifft in Unterzahl zum 5:0-Endstand

Als Nachfolger standen am Dienstag Pierre Johnsson und Andreas Falk an der Bande der Gäste - ohne eine Wende herbeiführen zu können. Die Bremerhavener hielten jedoch mit viel Kampfgeist und Leidenschaft dagegen - und legten einfach das 5:0 per Shorthander nach. In der 43. Spielminute schlug die große Stunde von Nino Kinder. Im eigenen Drittel angelte der 23-Jährige sich den Puck, rannte auf und davon und netzte trotz einer Behinderung, die sogar noch eine Strafzeit nach sich zog, zum 5:0 ein. Damit war das Hinspiel endgültig entschieden.

Nino Kinder (am Puck) rannte den Schweden in Unterzahl auf und davon und sorgte mit dem 5:0 für die endgültige Entscheidung.

Nino Kinder (am Puck) rannte den Schweden in Unterzahl auf und davon und sorgte mit dem 5:0 für die endgültige Entscheidung. Foto: Masorat

Die Vorzeichen stehen gut, die Entscheidung steht aber noch aus. Und aufgegeben haben die Schweden noch lange nicht. „Es war kein 5:0-Spiel heute. Und wenn sie zu Hause fünf Tore schießen können, können wir das auch“, machte Coach Johnsson direkt nach dem Spiel eine Kampfansage. „Es ist eine Sechs-Drittel-Serie und die Hälfte ist erst vorbei. Es ist noch viel Hockey zu spielen.“

Pinguins - Skellefeta 5:0 (4:0, 0:0, 1:0)

Pinguins: Tor: Franzreb (Gudlevskis), Abwehr: Bruggisser, Abt - Grönlund, Rausch - Jensen, Appendino - Bettahar, Angriff: Verlic, Jeglic, Urbas - Mauermann, Vikingstad, Görtz - Uher, Friesen, Herrmann - Büsing, Antonen, Kinder.

Skelleftea: Tor: Rautio (Härenstam); Abwehr: Johansson, Pudas - Sandin-Pellikka, Lundberg - Bergqvist, Nilsson - Sundqvist, Davidsson; Angriff: Lindholm, J. Johnson, Brandsegg-Nygard - Hugg, O. Lindberg, Heikkinen - Vuollet, Lindberg, A. Johnson - Dzierkals, Forsfjäll, Eriksson.

Tore: 1:0 (6:06) Vikingstad (Görtz, Bruggisser/bei 4-4), 2:0 (10:55) Jeglic (Bruggisser, Verlic/bei 5-4), 3:0 (12:10) Urbas (Jensen, Jeglic/bei 5-4), 4:0 (14:27) Mauermann (Görtz, Appendino), 5:0 (42:46) Kinder (Abt/bei 4-5).

Mareike Scheer

Reporterin

Mareike Scheer ist gebürtige Bremerhavenerin und hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Medien und Kommunikation studiert. Seit Juli 2019 arbeitet sie in der Sportredaktion der NORDSEE-ZEITUNG und ist Expertin für Eishockey und Reitsport.

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