Sport

Leistungszentrum: Koalition will Werder helfen – und zwar an der Weser

Es ist und bleibt ein heikles Thema: Die Modernisierung des Nachwuchs-Leistungszentrums. Jetzt gibt es aber einen Hoffnungsschimmer, denn die neue Koalition will dem SV Werder Bremen in dieser Angelegenheit helfen.

Die neue Koalition will Werder Bremen bezüglich der Modernisierung eines neuen Leistungszentrums helfen.

Die neue Koalition will Werder Bremen bezüglich der Modernisierung eines neuen Leistungszentrums helfen. Foto: picture alliance / dpa

169 Seiten umfasst der Koalitionsvertrag, auf den sich die SPD, Die Grünen und Die Linke für ihre gemeinsame Regierung im Land Bremen verständigt haben und der von den Parteitagen am Wochenende so angenommen werden dürfte. Auch der SV Werder Bremen taucht darin auf, was andere Bundesligisten in ihren Ländern wohl eher nicht von sich behaupten dürfen. Das unterstreicht die Bedeutung des Clubs für Bremen. Und die neue Koalition verspricht den Grün-Weißen, sie vor allem beim heiklen Thema Leistungszentrum zu unterstützen. Das kommt bei Werder natürlich gut an.

Hohe wirtschaftliche Bedeutung für den Standort Bremen

„Werder Bremen hat eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für den Standort Bremen“, heißt es im Koalitionsvertrag auf Seite 121 unter dem Punkt „Weserstadion“. Das gehört jeweils zur Hälfte der Stadt Bremen und dem SV Werder – alles unter dem Dach der Bremer Weserstadion GmbH (BWS). Und da macht die Koalition in zwei Punkten deutlich, was sie in Zukunft erwartet: „1. Die Sicherheit im Gästebereich in der Westkurve erhöhen. 2. Darauf hinwirken, dass das Weserstadion wieder für Großveranstaltungen zur Verfügung steht.“

Im Heimspiel gegen die Bayern hatten Gäste-Fans mit dem massiven Abbrennen von Pyrotechnik dafür gesorgt, dass Zuschauer im darunterliegenden Bereich aus Sicherheitsgründen ihre Plätze verlassen mussten. Das Problem gibt es seit Jahren, wurde aber lange Zeit von den Verantwortlichen ausgesessen – vor allem aus Kostengründen.

Besondere Bedingungen im Weserstadion

Ums Geld geht es auch bei den anvisierten Großveranstaltungen wie zum Beispiel Konzerte. Dafür müsste der teure und länger nutzbare Hybridrasen weichen und durch einen normalen Rasen ersetzt werden. Dieser wiederum müsste aufgrund der besonderen Bedingungen im Weserstadion dann wohl jedes Jahr getauscht werden. Keine ganz billige Lösung.

Aber das ist alles nichts im Vergleich zum Thema Leistungszentrum. Das muss dringend modernisiert werden. „Werder kann ohne ein Leistungszentrum und Nachwuchsarbeit in der Bundesliga nicht mithalten. Das hätte weitreichende Folgen für Tourismus, Marketing und Steueraufkommen. Wir sehen deshalb die Notwendigkeit eines Leistungszentrums. Dabei werden wir die Ergebnisse des „Moderationsverfahren Begleitgremium“ einbeziehen“, heißt es im Koalitionsvertrag.

Pauliner Marsch als Zentrum für Bewegung, Sport und Freizeit

Das Begleitgremium hatte sich erst vor wenigen Wochen mehrheitlich gegen die Weiterverfolgung von Werders Plänen für ein modernisiertes LZ in der Pauliner Marsch ausgesprochen. Schließlich handelt es sich um ein Hochwasserschutzgebiet, für das Anwohner zudem ein Vetorecht bei besonderen baulichen Veränderungen besitzen

Trotzdem heißt es nun im gemeinsamen Papier der drei Parteien: „Die Koalition wird Werder Bremen bei dem Bau eines Leistungszentrums unterstützen. Wir sehen die Pauliner Marsch als Zentrum für Bewegung, Sport und Freizeit und verstehen Werder dabei als wichtigen strategischen Partner. Dies bedingt insbesondere die Modernisierung der Infrastruktur, vor allem der Bezirkssportanlage auf Platz 11, und die Förderung des Leistungssports.“

Unterschiedlichen Interessen

Werder reagierte sehr positiv auf die Ankündigungen der Koalition. „Wir freuen uns darüber, dass die Notwendigkeit eines modernen Leistungszentrums Einzug in den Entwurf des Koalitionsvertrags gehalten hat, und über das Signal der Bremer Politik, dass ihr Werder in der Stadt und am Standort Pauliner Marsch wichtig ist“, erklärte Werder-Geschäftsführer Tarek Brauer auf Nachfrage der Redaktion.

Es bleibt allerdings die Frage, wie die Politik die unterschiedlichen Interessen in dieser besonderen Gemengelage an der Weser zu einem Konsens bringen will. Das Moderationsverfahren hat eher zu einer Entfernung als zu einer Annäherung der Betroffenen geführt. Eine Lösung, mit der alle leben können, scheint fast unmöglich.

Werder will zwar nach wie vor einen Standort-Wechsel des Leistungszentrums vermeiden, aber unwahrscheinlich ist so ein Umzug nicht. Zudem muss auch noch geklärt werden, was sich die neue Bremer Regierung genau unter Unterstützung vorstellt. Wird zum Beispiel auch Geld fließen? Denn die Finanzierung des neuen LZ ist völlig offen. Darauf gibt es im Koalitionsvertrag keine Antwort.

Mareike Scheer

Reporterin

Mareike Scheer ist gebürtige Bremerhavenerin und hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Medien und Kommunikation studiert. Seit Juli 2019 arbeitet sie in der Sportredaktion der NORDSEE-ZEITUNG und ist Expertin für Eishockey und Reitsport.

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