Fußball

„Fritzy“ Kromp: Aus dem TV-Studio auf die Trainerbank bei Werder Bremen

Friederike „Fritzy“ Kromp ist vielen Fußballfans als TV-Expertin im ZDF bekannt geworden. Hauptberuflich ist sie aber Trainerin, seit dieser Saison bei Werder Bremen. Am Sonntag startet die 40-Jährige mit den Grün-Weißen in die Bundesliga.

Friederike „Fritzy“ Kromp lächelt in die Kamera.

Friederike „Fritzy“ Kromp ist die neue Trainerin der Frauen von SV Werder Bremen. Foto: Charisius/dpa

Die Fußballerinnen des SV Werder Bremen starten am Sonntag (7. September, 14 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den SC Freiburg in die neue Saison in der Frauen-Bundesliga. Trainerin Friederike „Fritzy“ Kromp erzählt im Interview, was in der neuen Saison wichtig wird.

Frau Kromp, Sie sind Kaffeeliebhaberin, haben sich sogar eine Wohnung im Kaffeequartier in der Überseestadt gesucht. Haben Sie in Bremen schon ein Lieblingsplätzchen für eine gemütliche Tasse gefunden?

Ja, mehrere! Schöne Cafés gibt es hier genug, und ich entdecke auch immer wieder neue, deswegen kann ich mich noch nicht auf eins festlegen. Wir Kaffeeliebhaber kommen in Bremen nicht zu kurz.

Wie sieht es mit dem Weserstadion und rund um „Platz 11“ aus? Wie viel hat das schon von Lieblingsort?

Es ist auf jeden Fall wie ein Zuhause. Ich bin die letzten sechs Wochen mehr hier gewesen als in meinen eigenen vier Wänden, was in der Vorbereitung aber auch normal ist. Ich fühle mich wohl, als ob ich schon länger hier wäre. Es sind kurze Wege, wir haben gute Rahmenbedingungen.

Sonntag geht es mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg endlich los. Wie sehr kribbelt es schon?

Sehr! Wir waren bis zuletzt noch voll in der Vorbereitung und wussten, dass wir jeden Tag brauchen. Zum Spiel hin ist dann alles auf Freiburg ausgerichtet, dann zählt man schon die Tage und Stunden rückwärts.

Was sind Sie grundsätzlich vor so einem Spiel für ein Typ: eher locker und kommunikativ, konzentriert und zurückgezogen oder gar nervös und hibbelig?

Schon fokussiert, konzentriert, ein bisschen angespannt. Aber in erster Linie ist es viel positive Vorfreude. Spiele sind einfach das Schönste, Wichtigste und das Beste, was wir machen. Jetzt wirklich in die Saison zu starten, darauf warten wir seit mindestens sieben Wochen.

Einen Eindruck von Ihnen und Ihrer Art haben viele Fans im ZDF gewinnen können. In welcher Hinsicht ähnlich oder auch verschieden sind sich die TV-Expertin und die Trainerin Fritzy Kromp?

Am Ende bin schon beides ich, aber es sind ganz unterschiedliche Rollen. Die Trainertätigkeit ist vielschichtiger und komplexer als die der TV-Expertin, in der ich allgemein über den Fußball spreche und diskutiere. Im Fernsehen präsentiere ich mich schon authentisch, glaube ich, und trotzdem bin ich als Trainerin noch mal ganz anders. Aber da müsste man wahrscheinlich die Spielerinnen fragen.

Welche Seiten kennen Sie an sich, die Sie vielleicht nicht im Fernsehen rauslassen, sondern nur in der Kabine?

Im Fernsehen war ich schon immer entspannt, weil es nie um meine Mannschaft ging und ich auch nie etwas beeinflussen konnte. Wenn es mit meiner Mannschaft um Spiele und Punkte geht, dann ist das natürlich ganz was anderes. Dann bin ich da nicht mehr die analytische, angenehme, zurückhaltende Fritzy, sondern da kann ich auch schon mal energisch, bestimmend oder lauter sein.

Was muss passieren, damit Sie aus der Haut fahren?

Schon viel. Um ehrlich zu sein, meistens geht es am schnellsten mit falschen Schiri-Entscheidungen (lacht). In Bezug auf die Zusammenarbeit mit den Spielerinnen passiert es ganz, ganz selten, um nicht zu sagen, gar nicht.

Das Pokalfinale war der große Erfolg der vergangenen Saison. Auch in der Bundesliga hat die Mannschaft eine Rekordsaison gespielt. Welche Ziele setzen Sie sich für dieses Jahr?

Das ist nicht ganz so einfach. Wir haben noch einen Workshop mit unserer Teampsychologin und werden gemeinsam eine Formulierung herausbringen, mit der wir uns alle identifizieren können. Ich weiß natürlich, dass es die Erwartung des Clubs und des Umfelds ist, dass man an die Erfolge anknüpft – und anknüpfen heißt verbessern. Ich möchte, dass wir gut in die Saison starten. Wir haben ein schweres Programm mit Hoffenheim, Wolfsburg und Bayern an den Spieltagen drei bis fünf. Dazwischen ist noch Pokal. Über allem steht, dass wir es schaffen, dass die Mannschaft unsere Spielidee verinnerlicht, Vertrauen in die Ideen und die eigenen Fähigkeiten hat, und dass wir uns trauen, unabhängig vom Gegner dominant Fußball zu spielen.

Es hat einige Veränderungen im Kader gegeben, die Topspielerinnen Livia Peng und Sophie Weidauer sind gegangen, eine Reihe an Spielerinnen ist neu. Wie stark ist der Kader im Vergleich?

Fakt ist, es sind zwei Leistungsträgerinnen weg, die du nur schwer ersetzen kannst. Und man darf nicht vergessen, dass ein paar Spielerinnen zum Teil noch länger ausfallen: Caro Siems, Michi Brandenburg, Lena Petermann, Saskia Matheis. Das muss man erst mal kompensieren. Aber wir haben uns gut aufgestellt, die sechs externen Neuzugänge sind alles Verstärkungen und tun uns gut. Auch, dass wir uns auf der Torhüterposition neu aufgestellt haben, war sehr wichtig.

Wie eng war es denn, dass auch die umworbenen Leistungsträgerinnen Larissa Mühlhaus und Tuana Mahmoud gehen?

Das sind schon Talente, die sich einen Namen erarbeitet haben und natürlich auch auf einigen Wunschlisten standen. Wir hatten gute Gespräche mit ihnen, können beiden hier, denke ich, einen guten nächsten Entwicklungsschritt bieten, und trotzdem hätte es sich auch nochmal schnell ändern können. Deswegen gab es bei beiden das Thema, und das war auch nicht mit einem Tag fix abgeschlossen. Wir wissen ja auch, wie es ist, wenn da noch mal was Verrücktes kommt. Wir sind froh, dass sie bei uns sind und sich für den Weg mit uns entschieden haben.

Fußballfans von Werder Bremen

Das Finale im DFB-Pokal gegen Bayern München war für die Frauen von Werder Bremen wohl das größte Spiel ihrer Geschichte, auch wenn es verloren ging. Foto: Strauch/dpa

Die Bundesliga ist auf 14 Teams aufgestockt worden. Wie stark ist das Feld jetzt?

Ich glaube, besser als man denkt. Man hat gefühlt zehn Jahre diskutiert, ob man es macht oder nicht, und das Hauptargument dagegen war immer, dass die Leistungsdichte zu schwach ist und das erst mal eine Schwächung der Liga wäre. Ich glaube, das ist nur bedingt der Fall. Die Aufsteiger sind keine klassischen Aufsteiger, das sind gut strukturierte Teams, allen voran natürlich Union Berlin, die sich gut aufgestellt haben. Die Liga ist sicher nicht die beste, die es je gab, aber die Aufstockung ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiger und nötiger Schritt, der darauf einzahlt, unsere Marke weiterzuentwickeln.

Sie haben bei Ihrer Vorstellung gesagt, Werder muss versuchen, den Vorsprung vor den aufstrebenden Teams nicht nur zu halten, sondern auszubauen. Wie soll das gehen?

Du musst dich strukturell weiter professionalisieren. Dazu gehört, sich personell weiterzuentwickeln und darüber nachzudenken, an welchen Stellschrauben du noch drehen kannst. Das sind häufig Alltagsthemen, die im Männerbereich völlig normal sind. Die Trainingsbedingungen müssen gewährleistet sein, genauso die Unterbringung für die Spielerinnen, die Essensthematik und so weiter. Da gilt es, in einigen Bereichen die nächsten Schritte zu machen.

Geht es im Endeffekt nur ums Geld?

Das ist mir zu einfach, ich würde es auch gar nicht so sehen. Mir geht es eher darum, dass man auch noch mal intern wirklich alles übereinanderlegt. Die Bedingungen sind gut. Wir haben einen 30er-Kader. Das hat fast niemand. Um konkurrenzfähig zu sein, muss man allerdings in allen Bereichen gut aufgestellt sein.

Einen konkreten Vorschlag, bitte!

Etwa einen reinen Analysten und einen Scouting-Bereich zu haben. Das müssen wir neu aufbauen, das haben wir aktuell noch nicht. Wir haben keinen, der sich ausschließlich um die jetzige und zukünftige Kaderplanung kümmert. Über solche Dinge muss man nachdenken, weil die anderen Clubs in diesen Bereichen stellenweise schon deutlich weiter sind.

Das klingt nach großen Themen für die Zukunft zwischen Ihnen und dem Management.

Man sieht durch die Professionalisierung der Ligen europa- und weltweit die damit verbundenen Veränderungen. Zum Beispiel in der Transferphase, wenn du auch am 30. August noch einen Anruf bekommst und jemand deine Spielerin will. Du brauchst bestenfalls einen Schattenkader, damit muss sich jemand befassen. Das kannst du als Trainer nicht alles leisten, auch Birte Brüggemann als Abteilungsleiterin kann das nicht alles allein machen. Da brauchen wir noch bessere Synergien zu den Männern, aber wir brauchen auch eigene verantwortliche Leute dafür.

Wie bereit sind Sie und Ihr Team für den Auftakt?

Das 3:1 im letzten Test gegen Hoffenheim war wirklich sehr gut, in unserer Vorbereitung ein Meilenstein. Die Leistung, der Spirit und die Energie waren beachtlich. Das hat mich wirklich sehr glücklich gemacht, weil ich weiß, dass dies eine sehr gute Basis für die Zukunft ist. Deswegen sind wir auf einem sehr guten Weg. Am Sonntag werden wir maximal bereit sein.

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