Nach drei Niederlagen in Folge sind die Eisbären Bremerhaven auf den 14. Tabellenplatz in der ProA abgerutscht. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz beträgt nur deshalb fünf Punkte, weil dem Tabellen-17. Panthers Schwenningen wegen eines Lizenzverstoßes ein Zähler abgezogen wurde. Von 16 Saisonspielen hat das Key-Team gerade mal sechs gewonnen - vor einem Jahr sah die Bilanz unter dem damaligen Coach Michael Mai mit 8:8 Siegen entspannter aus.
In den sozialen Medien machten viele Eisbären-Fans und solche, die es mal waren, nach der jüngsten 82:99-Pleite bei den Lions Karlsruhe ihrem Unmut Luft. Einige Wortmeldungen klangen wie ein Abgesang auf den Basketball-Standort Bremerhaven, der vor dem Sturz in die drittklassige ProB stehe - andere forderten Konsequenzen.
Die Enttäuschung der Fans ist nachvollziehbar
Die wird es laut Nils Ruttmann auch geben. Der Eisbären-Geschäftsführer kann den Unmut der Fans nachvollziehen: „Ich kann jeden verstehen, der enttäuscht ist. Dieses Gefühl haben wir selbst ja auch. Stand jetzt, sind wir dem Strich unten näher als dem Strich oben. Das war nicht unser Ziel.“ Um die seit Weihnachten negative sportliche Entwicklung zu stoppen, soll es eine Nachverpflichtung geben - die Wechselfrist in der ProA endet am 15. Februar. „Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir personell noch was tun müssen. Es muss etwas sein, was uns als Team nach vorne bringt. Unsere finanziellen Möglichkeiten lassen es nicht zu, die ganze Mannschaft umzukrempeln“, kündigt Ruttmann einen Nachschlag auf dem Transfermarkt an.

Eisbären-Geschäftsführer Nils Ruttmann will die auf dem Tabellenplatz 14 dümpelnde Mannschaft für die zweite Saisonhälfte verstärken. Foto: Scheer
Im November trennten sich die Eisbären von Power Forward Chris Hooper und verpflichteten für diese Position Justin Stovall. Ruttmann schließt nicht aus, dass erneut ein Spieler des bisherigen Kaders gehen muss - aber nicht, um finanziellen Spielraum für eine Nachverpflichtung zu schaffen. „Natürlich gehen wir nicht in eine Saison, als ob es überhaupt keine Verletzungen geben könnte oder andere Schritte, die erforderlich sein können“, betont Ruttmann, dass Geld für einen Neuzugang vorhanden ist.
Als Vorgesetzter hat Ruttmann auch die Arbeit von Trainer und Sportdirektor Key zu bewerten, über den Teile der Fans schon längst den Daumen gesenkt haben. Das Urteil des Geschäftsführers, der sich im Sommer unter mehreren Trainer-Kandidaten für den 54-jährigen Amerikaner entschieden hatte, fällt differenzierter aus: „Es wird seriös und intensiv gearbeitet. Der Zusammenhalt im Team ist groß. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Mannschaft auseinanderfällt.“ Trotz einer über Wochen langen Kranken- und Verletztenliste habe die Mannschaft auch starke Leistungen gezeigt wie bei den Siegen gegen Gießen, Jena, Kirchheim und der knappen Niederlage gegen Tübingen - allerdings fehle die Konstanz. „Wir haben einige richtig gute Spiele abgeliefert, aber auch einige richtig schlechte. Das ist etwas, was wir in der zweiten Saisonhälfte in den Griff bekommen müssen“, fordert Ruttmann.
Auch der Trainer und Sportdirektor steht auf dem Prüfstand
Um Keys Wirken als Kaderplaner zu beurteilen, ist es nach Ansicht des 40-Jährigen noch zu früh. Immerhin hatten die Eisbären vor Weihnachten mit damals 6:7 Siegen noch Kontakt zu den Playoff-Plätzen, die jetzt sechs Punkte entfernt sind. „Gerade wenn man die Position des Sportdirektors betrachtet, sind mir die letzten drei Spiele ein zu kleines Fenster, um zu sagen: Es war traumhaft oder es war eine Katastrophe“, sagt Ruttmann. Obwohl das Eisbären-Herz beim Blick auf die Tabelle blute, müsse er in seiner Funktion besonnen bleiben: „Die Frage ist, ob unsere Spielerqualität ohne Nachverpflichtung nur für Platz 14 reicht. Ich glaube, dass wir schon gezeigt haben, dass wir besser spielen können.“ Intern werde man aber alles auf den Prüfstand stellen, um wieder Erfolg zu haben - das klingt nicht wie ein Freibrief für Key.

Auch Trainer und Sportdirektor Steven Key steht bei den Eisbären auf dem Prüfstand. Foto: Scheer
Aus Ruttmanns Sicht ist es in der derzeitigen Situation müßig, das Saisonziel Playoffs aufzugeben: „Rechenspiele brauchen wir jetzt nicht zu machen. Für uns geht es jetzt darum, am Sonntag gegen Nürnberg zu gewinnen. Das ist die Aufgabe.“ Der Geschäftsführer räumt aber ein, dass das Verfehlen der Meisterrunde - für die Eisbären wäre es in der vierten ProA-Saison ein Novum - wirtschaftlich ein Rückschlag wäre: „An die Playoff-Qualifikation sind Boni von Sponsoren und Zuschauereinnahmen gebunden. Noch mehr Wert hat für uns aber die Stimmung, wenn man um die Meisterschaft mitspielt. Das haben wir doch im vergangenen Jahr in den Playoffs gegen Tübingen gesehen.“