Kader: Schon vor dem Duell mit dem ungeschlagenen ProA-Tabellenführer hatte festgestanden, dass neben Carlo Meyer und Lennard Larysz (beide Bänderriss) auch Jarelle Reischel (Hüfte) und Adrian Breitlauch (Erkältung) ausfallen würden. Damit fehlten Key gleich vier deutsche Korbjäger - in der ProA müssen stets zwei Einheimische auf dem Feld stehen. Somit standen für die Rotation nur noch Daniel Norl und Robert Oehle sowie die unerfahrenen Johannes Heiken und Luca Merkel zur Verfügung. Da Norl bereits im ersten Viertel nach einem Pferdekuss humpelnd das Parkett verlassen musste, lautete Keys Aufgabe anschließend „Such zwei aus drei“. Für den Eisbären-Coach war das herausfordernd, wie er nach der 66:73 (38:29)-Niederlage bekannte: „Ohne Daniel ist es schwer geworden. Das war richtig anstrengend, das beste Line-up zu finden, fast wie ein Schachspiel.“ In dem dem Amerikaner allerdings die Figuren ausgingen: „Als Tübingen seinen Lauf hatte, wollte ich eigentlich wechseln, um ihren Rhythmus zu stören. Dann habe ich auf die Bank geschaut und gesehen: Ich kann nicht wechseln.“
Spielverlauf: Tübingens finnischer Coach Daniel Jansson lobte die Eisbären, die sein Team in den ersten 25 Minuten „dumm aussehen“ ließen. Der Zweitliga-Vizemeister wirkte überrascht von der Intensität, mit der die Bremerhavener verteidigten. Auch mit der Zonenverteidigung kamen die Schwaben nicht klar, weil für sie in der ersten Halbzeit nichts von außen ging. Die Eisbären erarbeiteten sich im ersten Durchgang zwölf Punkte von der Freiwurflinie und trafen 44 Prozent aus dem Feld. Der Lohn war die 38:29-Führung zur Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel sorgten Matt Frierson und Matt Freeman mit fünf Dreiern in Folge dafür, dass der Vorsprung auf 15 Punkte wuchs (55:40, 26.). Jansson nahm eine Auszeit, aus der die Tigers deutlich bissiger zurückkehrten. Viertelübergreifend legten sie einen 22:0-Lauf zum 62:55 (33.) hin. Die Eisbären blieben in dieser Phase sieben Minuten lang ohne Korb, was Robert Oehle auch den Schiedsrichtern anlastete. „Im dritten Viertel waren sechs, sieben Pfiffe in Folge gegen uns. Das fand ich sehr bedenklich, das hat Tübingen zurück ins Spiel gebracht“, sagte der Kapitän, der in der 37. Minute nach seinem fünften Foul auch raus war: „Ich habe noch kein Spiel erlebt, in dem ich fünf Offensivfouls hatte.“ Trotzdem kämpften sich die Eisbären durch den Dreier von Simon Krajcovic noch einmal zum 62:62 zurück, doch am Ende gingen die Kräfte aus. Die Eisbären gewannen zwar das Reboundduell (43:34), leisteten sich mit 20 Ballverlusten aber doppelt so viele wie Tübingen. „Ich bin nach einer Niederlage nie zufrieden, aber mit der Leistung war ich zufrieden“, betonte Key.
Youngster: Während der 22-jährige Johannes Heiken in seinem 20. Zweitliga-Einsatz auf 23:37 Minuten kam und damit mehr Spielzeit erhielt als in der kompletten vergangenen Saison, feierte Luca Merkel sogar sein Debüt bei den Profis - und das in der Starting Five. „Ich habe das erst zwei Minuten vor Spielbeginn erfahren. Ich war ja eh schon nervös, aber das hat mir den letzten Rest gegeben. Aber nachdem das Spiel angefangen hatte, ist die Nervosität abgefallen. Es war trotzdem unbeschreiblich“, schwärmte der 18-Jährige, der seit zwei Jahren im Nachwuchs der Eisbären spielt. Merkel brachte es in 27:11 Minuten auf drei Rebounds und einen Block, Heiken traf einen Zweier, einen Dreier und zwei Freiwürfe für sieben Punkte. „Beide haben gezeigt, dass sie spielen wollen und können. Ich ziehe meinen Hut vor ihrer Leistung“, lobte Key das Duo.
Ausblick: Vor der Länderspielpause muss das Key-Team einen Doppelspieltag absolvieren. Am Freitagabend kommen die Artland Dragons zum Nordderby in die Stadthalle (19.30 Uhr), am Sonntag geht es zu Phoenix Hagen (17 Uhr). Breitlauch und Reischel sollten dann wieder fit sein, bei Norl besteht diese Chance ebenfalls. „Für uns ist wichtig, beide Spiele zu gewinnen. Das Potenzial haben wir“, sagte Oehle. Der Center legte aber auch den Finger in die Wunde: „Wir bewegen den Ball im Spielaufbau noch zu langsam. Und obwohl wir Tübingen bei 73 Punkten gehalten haben, hätten es auch locker zehn weniger sein können. Da sind schon noch ein paar Stellen, an denen wir zu arbeiten haben.“
Freimarkt-Spiel: Das zweite Freimarkt-Spiel sahen immerhin 1.603 Zuschauer in der ÖVB-Arena. Seit dem Abstieg in die ProA im Jahr haben die Eisbären nie eine größere Kulisse bei einem Heimspiel angelockt. Der bisherige Rekord waren 1.501 Zuschauer, die am 29. Dezember 2019 einen 102:79-Erfolg gegen die Kirchheim Knights in der Bremerhavener Stadthalle sehen wollten. Am Dienstag, 27. Dezember, kehren die Eisbären für ein Spiel nach Bremen zurück. Dann geht es in der Halle 7 gegen die UniBaskets Paderborn (19.30 Uhr).

Der Ausfall von Daniel Norl verschärfte die Personalmisere der Eisbären. Foto: Scheer

Auch wenn bei der Kulisse natürlich Luft nach oben ist: 1.603 Zuschauer sind für die Eisbären Rekord seit dem Abstieg in die ProA. Foto: Scheer