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Der Hamburger SV verpasst erneut den Aufstieg in die Bundesliga

Wieder ist der Hamburger SV beim Versuch, in die Fußball-

Bundesliga zurückzukehren, gescheitert. Das Relegations-Rückspiel gegen den VfB Stuttgart endete 1:3 (Hinspiel: 0:3). Im Sommer geht der HSV in seine sechste Zweitliga-Saison

Enzo Millot bejubelt sein zweites Tor gegen den HSV

Enzo Millot bejubelt sein zweites Tor gegen den HSV Foto: Brandt/dpa

Anders als im Hinspiel, als der HSV beim 0:3 in Stuttgart völlig unterlegen war, startete der Zweitligist im Rückspiel im ausverkauften Volksparkstadion gut. Das frühe 1:0 durch Sonny Kittel (6. Minute) gab zusätzlichen Auftrieb. Doch ein weiterer Treffer gelang bis zur Pause nicht.

Nach dem Seitenwechsel dann die kalte Dusche: Enzo Millot (48.) erzielte das 1:1 für Stuttgart. Dadurch stabilisierte sich der in der ersten Halbzeit etwas unsortierte VfB. Nach einem Patzer von HSV-Torhüter Daniel Heuer-Fernandes erhöhte Millot auf 2:1 für Stuttgart (64.), damit war alles entschieden. Silas erzielte in der Nachspielzeit noch das 3:1 (90.+7).

Nun also doch weiter Zweite Liga - vor den Hamburger Fans, die längst erstligareif sind und gestern Abend ein Fußball-Fest im ausverkauften Volksparkstadion feierten. Trotz alledem. Trotz der 1:3-Niederlage im Relegations-Rückspiel nach dem 0:3-Desaster im Hinspiel. „Das ist wirklich eine brutale Enttäuschung. Man sieht, was der Verein für eine Größe hat. Heute steht der Schmerz“, sagte HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes bei Sky. „Das tut einfach weh.“ Die ganze Stadt habe „daran geglaubt, das hat man von der ersten Sekunde an gemerkt“.

Kittel erzielt die frühe Führung für den HSV

Vollgas-Fußball hatte HSV-Trainer Tim Walter für das Rückspiel angekündigt und den zeigte sein Team auch von der ersten Sekunde an. Schon nach sechs Minuten schien der Volkspark zu explodieren. Jean-Luc Dompé hatte sich auf der linken Seite durchgesetzt, sein Diagonalpass erreichte Sonny Kittel und der zog aus 18 Metern einfach ab. Was für ein Tor. Der Jubel war unfassbar. Tatsächlich das schnelle 1:0. Also nur noch zwei Tore Abstand für die wie entfesselt spielenden Hamburger, deren Aktionen im ausverkauften Stadion frenetisch bejubelt wurde.

Auch in der Abwehr, die Trainer Tim Walter umbauen musste, für den grippekranken Jonas David lief der Spanier Javier Montero auf, der nach 16 Minuten mit seinen Viererketten-Kumpanen mitansehen musste, wie schnell in der Bundesliga gespielt wird. Drei Ballkontakte, einmal Hacke und der HSV war geschockt. 1:1 durch Serhou Guirassy. Denkste. Beim entscheidenden Pass stand ein Stuttgarter im Abseits, stellte VAR-Assistent Felix Zwayer fest.

Puh. Durchatmen und weiter das Gaspedal bedienen und im Notfall auf Daniel Heuer Fernandes hoffen, der nach 23 Minuten gegen den durchgestarteten Enzo Millot rettete. Große Chancen gab es danach nicht mehr, denn die neuformierte Hamburger Abwehr konnte mit Mühe die wieselflinken und technisch brillanten Stuttgarter vor dem Tor fernhalten. Den Stuttgartern gelang das nicht ganz, Robert Glatzels Schuss in der 40. Minute strich nur haarscharf am Pfosten vorbei. In der Nachspielzeit fischte Torhüter Müller den Ball nach einer Dompé-Flanke gerade noch von der Linie. Das hätte es sein können. Nicht auszudenken, was dann im Volkspark losgewesen wäre.

Millot schockt den HSV mit dem Ausgleichstor

Aber auch so reichte es, um zur Halbzeit die Partystimmung hochzuhalten. Der HSV war dem 2:0 näher als die Stuttgarter dem 1:1, insofern war die Führung verdient, denn die Hamburgs Gruppendynamik im Einer-für-alle-und-alle-für-einen-Teamgeist war dem eher auf individuelle Qualitäten angelegten Stuttgarter Ansatz überlegen. Aber aus HSV-Sicht nur bis zur 48. Minute, in der Enzo Millot die Hamburger mit dem Ausgleich schockte.

Kurz schütteln, weitermachen, der Hoffnung doch noch irgendwie eine Chance geben. Dass ausgerechnet Torhüter Heuer Fernandes den Stuttgartern die Führung schenkte, war angesichts seiner Leistungen in dieser Saison besonders bitter. Nach einem banalen Rückpass schlug er über den Spielball, Millot stand daneben und machte den Bundesligaverbleib des VfB mit dem 1:2 perfekt (64.).

Danach hat der HSV durch Glatzel und Kittel noch Hochkaräter vergeben, aber angesichts des 1:5-Rückstandes des HSV in der Relegation war das ohne Relevanz. In der Nachspielzeit erzielte Stuttgart durch Silas noch das 3:1 (90.+7).

Der HSV hat die Relegation nicht gestern, sondern am vergangenen Donnerstag beim 0:3 im Hinspiel in Stuttgart vergeigt und sich gestern Abend ordentlich aus der fünften Zweitligasaison verabschiedet.

Stuttgart bleibt in der Bundesliga, auf den HSV dagegen kommt mindestens ein weiteres Jahr Zweite Liga hinzu. In der Saison 2017/18 waren die Hamburger erstmals in der Vereinsgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen. Seither scheiterte jeder Versuch, ins Fußball-Oberhaus zurückzukehren.

Wolfgang Stephan

Autor

Wolfgang Stephan war bis Ende 2021 Chefredakteur im Pressehaus Stade. Heute arbeitet er als freier Journalist für unserer Haus vor allem zu Themen aus Politik und Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Luftfahrt. Und: Seit 2006 ist Wolfgang Stephan als Fußballreporter bei allen großen Turnieren für die Redaktionsgemeinschaft Nordsee dabei.

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