Um 21.54 Uhr war das Schicksal besiegelt. Mit hängenden Köpfen standen die Spieler der Fischtown Pinguins aus dem Eis, während die Kölner Haie feierten. Der achtmalige deutsche Meister aus dem Rheinland sicherte sich mit 3:1 im sechsten Spiel der Viertelfinalserie den Sieg und zog damit ins Halbfinale ein.
Die Enttäuschung war den Spielern direkt nach der Schlusssirene anzusehen. Die Pinguins wollten nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr deutlich höher hinaus - und wurden nun von den Haien ausgebremst. Dennoch war es erneut eine starke Saison mit Platz drei in der Hauptrunde. Das „gallische Dorf“ des deutschen Eishockeys mit einem der geringsten Etats der Liga mischte die Großen einmal mehr auf. Unvergessen bleibt auch der Einzug ins Viertelfinale der Champions League, der zusätzliche Körner gekostet hat.
Starke Aufholjagd wird nicht belohnt
Zudem hatten die Bremerhavener in dieser Saison auch Verletzungspech. Kreativposten Colt Conrad verletzte sich bereits im ersten Saisonspiel und fiel die ganze Saison aus, ab Mitte Februar fehlte dann mit Alex Friesen ein zweiter sehr wichtiger Spieler.
All das zählt jedoch nicht. Zumal die Mannschaft dennoch auch im Viertelfinale gegen Köln immer wieder aufblitzen ließ, dass sie dennoch ebenbürtig war und sich nach dem Rückstand immerhin noch auf 2:3 herangekämpft hatte. Die Serie wurde nicht am Freitagabend verloren, sondern in den ersten drei Spielen, in denen die Pinguins Luft nach oben ließen.
Ein wahrer Nervenkrimi im letzten Akt
Die Partie in Köln war ein wahrer Nervenkrimi bis in die Schlussminuten - und am Ende war der Eishockey-Gott nicht auf Seiten der Bremerhavener. Dabei sahen sie lange wie der Sieger aus.
Fielen in den ersten fünf Begegnungen noch reichlich Tore, waren in Spiel sechs beide Teams vor allem auf eine defensive Stabilität bedacht. Die Pinguins machten in Köln zunächst da weiter, wo sie in der heimischen Eisarena aufgehört hatten und bestimmten das Spielgeschehen auf dem Eis.
11:4-Torschüsse für die Pinguins im ersten Drittel
In der zweiten Minute konnte ein Kölner in höchster Not gerade noch für den am Boden liegenden Torwart Julius Hudacek den Puck in der Luft über das Tor lenken. In der elften Spielminute scheiterte Marly Quince am KEC-Keeper. Die beste Möglichkeit hatte kurz vor der ersten Pause Ziga Jeglic in Überzahl (20.).

Nein! Das Entsetzen steht auch Pinguins-Trainer Alexander Sulzer förmlich ins Gesicht geschrieben. Foto: Christoph Reichwein
11:4-Torschüsse wies die Bilanz für die Pinguins auf. Auch wenn der Puck nicht über die Linie wollte, durch ihre aggressive Spielweise hielten die Bremerhavener die Kölner immerhin größtenteils vom eigenen Tor fern.
Das sollte sich im zweiten Durchgang jedoch ändern. Die Kölner erhöhten den Druck und das mündete in einer Strafe gegen die Pinguins. Aufopferungsvoll stemmten sich die Bremerhavener gegen einen drohenden Rückstand, blockten zahlreiche Schüsse. Doch auch nach der Rückkehr von Anders Grönlund blieben die Haie am Drücker und Pinguins-Keeper Kristers Gudlevskis geriet immer mehr in den Fokus. Der Lette wurde zum Fels in der Brandung und hielt seine Mannschaft im Spiel.
Görtz bringt die Pinguins in Führung
Die Pinguins blieben jedoch durch Nadelstiche gefährlich - und gingen plötzlich in Führung. Aus dem Gewühl drückte Max Görtz die Scheibe in der 38. Spielminute zum 1:0 über die Linie. Damit war die Tür zum „Wunder von der Weser“ aufgeschlagen.
Die rund 400 mitgereisten Fans, die im weiten Hallenoval durchgehend lautstark zu hören waren, feierten ausgelassen in die Ohnmacht der Kölner Anhänger hinein. 63 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels dann Aufregung. Die Kölner jubelten. Tor? Kein Tor? Der Videobeweis musste es zeigen - und nach Ansicht der Bilder erkannten die Schiedsrichter, dass Gudlevskis samt Puck von Tim Wohlgemuth ins Tor geschoben wurde. Die Führung blieb bestehen.
Köln dreht das Spiel im Schlussabschnitt
Diese verteidigten die Pinguins in der Schlussphase lange bravourös. Doch 10:56 Spielminuten vor dem Ende folgt die kalte Dusche. Einmal konnte Gudlevskis die Scheibe nicht festmachen und die Ziga Jeglic bekam den Puck nicht weg, da bissen die Kölner zu und erzielten durch Tim Wohlgemuth den 1:1-Ausgleich.
364 Sekunden später dann erneut Aufregung. Wieder jubeln die Kölner. Gudlevskis und das Tor wurden aber umgefahren. Wieder muss der Videobeweis entscheiden: Kein Tor! Glück für die Bremerhavener.
Die Freude währte jedoch nur wenige Momente. 117 Sekunden vor dem Ende erzielte Alexandre Grenier das 2:1 für die Hausherren - und schickte die Pinguins damit ins Saison-Aus. Mit einem Empty-Net-Goal zum 3:1 begrub Grenier schließlich die letzten Hoffnungen.
Die Statistik
Köln - Pinguins 3:1 (0:0, 0:1, 3:0)
Tore: 0:1 (37:18) Görtz, 1:1 (49:04) Wohlgemuth (MacLeod), 2:1 (58:03) Grenier (MacLeod, Austin) 3:1 (59:22) Grenier (Müller/ENG).
Köln: Tor: Hudacek (Ancicka); Abwehr: Vittasmäki, Rantakari - Austin, Müller - Almquis, Glötzl; Lindner; Angriff: Schütz, MacLeod, Grenier - Kammerer, Tyrväinen, Storm - Tuomie, Currie, Niedenz - Van Calster, Wohlgemuth, Münzenberger.
Pinguins: Tor: Gudlevskis (Franzreb); Abwehr: Abt, Bruggisser - Byström, Jensen - Grönlund, Rausch - Bettahar; Angriff: Urbas, Jeglic, Verlic - Mauermann, Vikingstad, Görtz - Kinder, Quince, Uher - Scheel, Wejse, Herrmann.
Schiedsrichter: Lukas Kohlmüller, Marian Rohatsch.
Zuschauer: 18.242.
Endstand der Playoff-Serie (best of seven): 4:2