Die Namensgeberin, mittlerweile 89, ist heute ausnahmsweise nicht dabei, dafür ihre Familie – neben Tillmann Hauenstein, seinen Eltern und vier Geschwistern an die 70 ebenfalls ehrenamtliche Helfer – und Hildes „Spirit“. Nämlich die Idee, die Kultur vor Ort zu fördern und Bands mit Lokalbezug in den idyllischen Garten der Familie zu holen.
Das klappt an diesem heißen Sommertag: Gerade blasen „Loki“ mit zwei Celli und vierstimmigem Gesang Wohlfühlklänge über das Bullerbü für Kleine und Große, dann rappt und singt Älice gegen Hass, für Vielfalt und für Bestis, bevor Timo Hauer seinen Weltschmerz rauslässt, erstmals auf einer zweiten Bühne nach Erweiterung des Geländes. Eine beachtliche Leistung, bedenkt man, dass gerade mal 600 Besucher in den Genuss von sage und schreibe zehn Acts kommen.

Den Sängerinnen und sängern machte der Auftritt in Wohnste sichtbar viel Spaß. Foto: Ulla Heyne
Und das liegt nicht an der Nachfrage – das kleine, kultige Event war schon vor drei Wochen ausverkauft. Sondern daran, dass die Macher, neben den Helfern vor Ort an Theken, Technik, Gastroständen und Security und dem Kernteam von rund 15 Köpfen, die das gesamte erste Halbjahr planen, nicht „auf Biegen und Brechen“ wachsen wollen.
Seit der Erstauflage 2019, damals noch unter anderem Titel, ist das Festival jedes Jahr um rund 50 Prozent Zuschauer gewachsen. Auch wenn Hauenstein sich in der nächsten Auflage 800 bis 900 Besucher vorstellen könnte, geht es den Veranstaltern vor allem darum, „unsere Ideen kreativ umzusetzen und auch darauf zu achten, dass unsere ehrenamtlichen Helfer nicht allzu sehr belastet werden“, so Mitbegründer Piet Eckhof, der als gebürtiger Wohnster und in der Veranstaltungsbranche Tätiger einen guten Teil der Künstlerkontakte beisteuert. Viele Kontakte stammen vom benachbarten „Haus Irmgard“, einem örtlichen Tonstudio.
Partystimmung auf dem "Für Hilde"
Keine schlechte Ausgangslage, zeugt das Line-Up doch von Vielfalt. Die Jungs von „2er Sitz“ aus Leipzig mit ihrem deutschsprachigem Neo-Hippie-Pop schwärmen genau wie Songwriter Timo Hauer von der harmonischen Atmosphäre – und sprechen damit vielen aus der Seele. Zu seinen nachdenklichen Texten mit eingängig-perliger Keyboard-Begleitung haben sich besonders viele junge Familien versammelt – liegts an Rutsche, Trampolin, Wasserspielplatz, Sandkasten und XL-Vier-Gewinnt-Spieleparadies nebenan?
Am neuen Eisstand schräg vor der Bühne oder an „Lüders Laden“, an dem Süßes noch lose verkauft wird, fühlen sich Eltern wie in eigenen Kindertagen.

So sieht relaxen beim Kultfestival in Wohnste aus. Foto: Ulla Heyne
Hauenstein träumt indessen weiter – von handwerklichen Projekten rund um „Für Hilde“, die die Familie zusammenschweißen, und Lieblingsbands, die – auch dank insgesamt fünfstelliger Fördergelder durch Sponsoren wie Landkreis, Samtgemeinde und Landschaftsverband Stade – vielleicht irgendwann hier spielen: Bosse, Kettcar oder Durchstarter Provinz.