Zeven

Zevener erheben sich zusammen am Aktionstag gegen Gewalt an Frauen

Frauen werden auf der ganzen Welt geschlagen, vergewaltigt, getötet. Daher wurde vor zehn Jahren die Aktion One Billion Rising ins Leben gerufen. Seitdem treffen sich am 14. Februar weltweit Frauen, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.

One Billion Rising Zeven

Die ausgestreckte Hand in die Luft ist das Symbol der Aktion One Billion Rising, bei der am Dienstag Frauen und Mädchen in Zeven zeitgleich mit Millionen Frauen auf der Welt tanzten. Foto: Hennings

Unter dem Motto „Rise for Freedom“ rief der Verein Zeven wie Zusammenhalt, der seit 2018 an der Aktion One Billion Rising (Eine Milliarde erhebt sich) teilnimmt, Zevener dazu auf, an der Aktion teilzunehmen. Am Markt vor dem Zevener Rathaus hatten verschiedenen Institutionen, die Frauen und Familien unterstützen, Infostände aufgebaut. Und dann tanzten die Frauen und Mädchen um 17 Uhr als Zeichen ihrer Solidarität mit all den Frauen, die Opfer von Gewalt, Krieg und Unterdrückung sind. „Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass in diesem Moment Frauen auf der ganzen Welt zusammen tanzen“, meinte Daniela Behrens, Vorsitzende des Vereins und Mitorganisatorin.

Vortrag zum Thema „Häusliche Gewalt“

Um das Thema „Häusliche Gewalt“ ging es dann im Rathaussaal. Andrea Schürmann, die Leiterin des Polizeikommissariats Zeven, hielt einen Vortrag. „Ich möchte betroffenen Frauen Mut machen. Es gibt viele Möglichkeiten, ihnen zu helfen. Auch wenn sie es so empfinden, sind sie nicht alleine.“ Ihr zur Seite stand Janina Riepshoff, Leiterin des Frauenhauses des Landkreises.

Andrea Schürmann

Andrea Schürmann, Leiterin des Polizeikommissariat Zeven, hielt einen Vortrag zum Thema „Häusliche Gewalt“. Foto: Hennings

Häusliche Gewalt spielt eine immer größere Rolle, informierte Andrea Schürmann, und das liegt nicht nur daran, dass während der Corona-Pandemie Familien unter großem Druck standen. „Laut Statistik hat sich in der Zeit zwischen 2007 und 2021 die offiziell erfasste Zahl der Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden, verdoppelt. Das kann auch daran liegen, dass mehr Frauen den Mut haben, ihren Partner anzuzeigen.“ Dabei dürfe man nicht vergessen, dass viele Fälle im Dunkeln bleiben. „Es ist davon auszugehen, dass ein Viertel aller Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Gewalt durch einen Partner oder Expartner erfahren hat“, machte die Polizeikommissarin deutlich.

Die Form der Gewalt ist vielschichtig

Häusliche Gewalt hat viele Gesichter, so Andrea Schürmann. Da gibt es alle Formen der körperlichen Gewalt, aber auch die sexualisierte oder die besonders perfide psychische Gewalt. Sie führt oft über einen langen Zeitraum dazu, dass Frauen sich klein fühlen, kein Selbstbewusstsein mehr haben. Es gibt aber auch die wirtschaftliche und seit einigen Jahren die digitalisierte Gewalt.

Warum trennen sich die Frauen denn nicht einfach von dem Partner, war die Frage einer Zuhörerin im gut besuchten Rathaussaal. Einfach gebe es in dieser Situation nicht, machte die Polizeikommissarin deutlich. Die Frauen haben Angst davor, das Sorgerecht für die Kinder zu verlieren oder finanziell nicht zurechtzukommen, die Befürchtung, keine Wohnung oder eine Arbeit zu finden, Angst vor Gewalt nach einer Trennung. Die Gründe, warum Frauen ihre gewalttätigen Männer nicht verlassen, sind vielschichtig. Und manchmal ist es auch einfach nur die Hoffnung, dass die Entschuldigungen und Beteuerungen, dass alles besser wird, ernst gemeint sind.

Gewalt folgt einem Kreislauf

Häusliche Gewalt folgt in den meisten Fällen einem Kreislauf, erklärte Andrea Schürmann. Es beginnt mit dem Spannungsaufbau durch Streit und verbale Angriffe, dann kommt es zum Gewaltausbruch, dem Reue und Entschuldigungen folgen und schließlich der erneute Spannungsaufbau.

Wird bei einer Eskalation die Polizei eingeschaltet, folgt in der Regel der Hinweis an das BISS (Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt) und andere Hilfeeinrichtungen. Sind Kinder in der Familie, auch an das Jugendamt. Aber auch ohne die Vermittlung durch die Polizei helfen Beratungsstellen den Frauen kostenlos weiter.

Sabine Hennings

Reporterin

Sabine Hennings wurde in Hamburg geboren. Sie arbeitet seit 2001 für die Zevener Zeitung, seit 2015 als Redakteurin. Sabine hat Kommunikationsdesign in Hamburg studiert.

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