Früher in Bremen bin ich alle drei Wochen ins Nagelstudio gegangen. Der Grund war vor allem, dass ich dazu neige, bei Stress an meinen Fingernägeln rumzupulen, und dadurch sehen die Nägel dann nicht schön aus. Der Gang ins Nagelstudio hat Abhilfe geschaffen.
Als ich meine Selbstständigkeit als freie Autorin aufgegeben habe, hab ich erstmal den Gang ins Nagelstudio eingestellt, da Gelnägel mindestens 35 Euro kosten. Als ich nun in der Nordenhamer Innenstadt aber zufällig an einem Nagelstudio vorbeikam, konnte ich es nicht lassen, mal nachzufragen, was Babyboomer kosten.
Nein, ich meine nicht die Menschen, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden. Ich meine einen bestimmten Stil im Nageldesign. Bei Babyboomer-Nägeln handelt es sich um Nägel mit einem sanften Farbverlauf - meistens von einem natürlichen Rosé am Nagelbett zu einem weißen Spitzenbereich.
Ich fragte also freundlich nach, wie viel das in dem Studio kostet. Die Antwort kam prompt: „Machen wir nicht.“ Ich war etwas überrascht. Ich ging davon aus, dass Babyboomer-Nägel mittlerweile Standard im Nagelstudio wären. Offensichtlich nicht. Ich antwortete mit einem „Okay“ und hoffte, dass mir gegebenenfalls eine Alternative angeboten wird. Der Herr war allerdings nicht daran interessiert, mir andere Angebote zu machen. Ich trat den Rückzug an.
Auf dem Weg zu meinem Auto fragte ich mich, ob Nordenham so provinziell ist, dass hier nicht einmal dieser Nageltrend angekommen ist. Außerdem fragte ich mich, wieso der Herr im Studio so wortkarg war und beinahe genervt von meiner Anfrage. Weiß jemand von Ihnen vielleicht, wo ich in Nordenham schöne Babyboomer-Nägel bekommen kann? Und wieso heißt das Design überhaupt Babyboomer? Das Internet meint, das Design heißt so, weil es an den gepflegten, natürlichen Stil der Babyboomer-Zeit erinnert. Damit hab ich wieder etwas gelernt und Sie ja vielleicht auch.
Anna Böker Foto: Polgesek
