Ich war in London, für ein tolles Wochenende. Gut, mein Zimmer war sieben Quadratmeter winzig, das Wetter zeitweilig sehr ungemütlich - aber ansonsten war es wunderbar. Tolle Ausstellungen, eine griechische Tragödie im Theater mit viel Blut und Mord, so interessante Drinks wie „Pornostar Martini“ und jede Menge Restaurants mit tollem Essen. (Ich weiß, Deutsche sind überzeugt davon, dass das Essen in Großbritannien eine Zumutung ist, aber das stimmt nicht, zumindest nicht mehr. Im Gegenteil, es gibt dort richtig viel erstklassige Küche aus aller Welt.)
Allerdings macht es auch in GB die Gesetzgebung den Menschen nicht unbedingt einfach. Schon gar nicht im Restaurant. Seit vergangenem Jahr muss dort nämlich auf der Speisekarte vermerkt sein, wie viele Kalorien ein Gericht hat. Das Ziel ist klar: Die Gäste sollen sich gegen Kalorienbomben entscheiden und eher Salat als Pommes, eher gedünsteten Fisch als Schmortopf, eher Obst als Eiscreme bestellen. Auf das nicht noch mehr Britinnen und Briten adipös etc. werden.
Grob gesagt, die Menschen sollen sich auch im Restaurant gesund ernähren. Böse Zungen behaupten allerdings, es gehe darum, den Kundinnen und Kunden den Appetit zu verderben. Auch nicht verkehrt, denn die Preise sind happig. Billiger ist zu Hause essen auf jeden Fall.
Wie dem auch sei, ich kam zwar beim Studieren der Karte ins Grübeln, bestellte dann aber doch das, was ich besonders verlockend fand. Und hinterher meinen Lieblingsnachtisch. Warum auch nicht, ich hatte nach all den Aktivitäten während des Tages am Abend ordentlich Hunger.
Ich konnte mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass die anderen Essenden, egal ob schlank oder nicht, es ebenso hielten. Niemand schien sich um die Kalorienwerte zu kümmern. „Die seh ich gar nicht“, sagte meine Tochter, die in London lebt und eher einen gesunden Lebensstil pflegt. Scheint mir eine schlaue Haltung zu sein. Nächstes Mal mache ich das auch so. Und dann ordere ich sogar noch eine Portion Vanillesauce zum Apple Pie.