Es war im Jahr 1994, als sich Hilmar Kopper einen derben Lapsus leistete. Der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank bezeichnete einen riesigen Geldbetrag, zu dem sich die offenen Handwerkerrechnungen eines insolventen Immobilienunternehmens aufsummiert hatten, als Peanuts - als eine Kleinigkeit. Es ging um umgerechnet und inflationsbereinigt mehr als 42 Millionen Euro. Die Insolvenz des Immobilienunternehmens riss etliche kleine Handwerksbetriebe direkt mit in die Pleite.
Wie komme ich auf diese alte Geschichte? Ganz einfach: Auf meinem Schreibtisch steht ein Wochenkalender mit Peanuts-Motiven. Da sind keine unbezahlten Handwerkerrechnungen abgebildet und auch keine Erdnüsse - die eigentliche Bedeutung des englischen Wortes „Peanuts“. Vielmehr begleiten mich kleine Comic-Strips von Charlie Brown, Snoopy, Lucie, Linus und Co. durch das Arbeitsjahr.
Die Comic-Serie des im Jahr 2000 leider verstorbenen Zeichners Charles M. Schulz habe ich schon immer geliebt. Denn in seinen Comics geht es eben nicht nur um Kleinigkeiten. Kein Geringerer als der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck nahm, so weiß es Wikipedia, die Peanuts gar in seinen Kanon der 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur auf. Er schrieb über sie: „Die Sorgen und Nöte der Peanuts sind kein billiger Ersatz, kein im kindgerechten Maßstab verkleinertes Modell der Menschenwelt, sondern das reale Welttheater kleiner und großer Leute selbst.“
Recht hat er, wie ich jetzt seit siebeneinhalb Monaten allwöchentlich feststelle. Jeden Montagmorgen schlage ich den Kalender um und freue mich über einen neuen kleinen Comic. Die philosophischen Miniaturen lassen mich mal schmunzeln, bringen mich in der nächsten Woche zum Nachdenken. Und immer erinnern sie mich daran, dass man das Leben - und sich selbst - nicht ständig so bierernst nehmen sollte.
Meine Lieblingskleinigkeit ist neben dem ewigen Looser Charlie Brown ganz klar Snoopy. Im Winter sitzt er auf dem Dach seiner Hundehütte und sieht Schneeflocken beim Herunterfallen zu - bis ihm Woodstock, der kleine gelbe Vogel, gegen den Kopf fliegt. Im Frühling tippt er auf der Schreibmaschine einen Liebesbrief und wird von der wie immer garstigen Lucie ermahnt, diesen präziser zu formulieren. Wunderbar!
Das Kalenderblatt für diese Woche zeigt Snoopy, wie er an einen Stein gelehnt im Gras liegt und dem süßen Nichtstun frönt. Eine super Idee. Ob das Thermometer bei den Peanuts wohl auch gerade 30 Grad anzeigt?