Nordenham

Was man sich auf keinen Fall ins Ohr stecken sollte

Reden wir über Ohren. Und deren Reinigung. Ich hab mal gehört, dass man sich nichts ins Ohr stecken sollte, das kleiner ist als ein Ellenbogen. Gehalten habe ich mich nie an den Grundsatz. Und wie jüngste Recherchen ergeben haben, ist er auch reichlich übertreiben.

Im allwissenden Internet, so das Ergebnis der Recherche, raten Seiten über medizinische Themen dazu, sich nichts ins Ohr zu stecken, was kleiner ist als die eigenen Finger. Okay, das ist jetzt vielleicht nicht als Einladungen zu verstehen, sich ständig mit den Fingern in den Ohren zu bohren. Auf jeden Fall aber, und das ist jetzt mal verbrieft, ist es keine gute Idee, Wattestäbchen zu verwenden, wenn das Ohr juckt. Die Details erspare ich Ihnen, weil Sie diesen Artikel vielleicht während des Frühstücks lesen. Nur so viel: Mit einem Wattestäbchen schiebt man das, was eigentlich raus soll, nur noch tiefer rein. Und wer dabei allzu rabiat vorgeht, kann sich sogar das Trommelfell verletzen. Keine Wattestäbchen also.

Wovon das Internet auch dringend abrät, sind Ohrkerzen. Dabei handelt es sich um hohle Röhrchen aus Wachs oder Paraffin, die man sich ins Ohr steckt und dann anzündet, woraufhin ein Unterdruck entsteht. Was dann passiert, habe ich nicht tiefer ergründet. Interessiert mich auch gar nicht. Ich hätte viel zu große Angst, mir das Ohr anzusengen und die letzten verbliebenen Haare abzufackeln. Ohrkerzen scheiden ergo auch aus.

Und mit den Fingern ist es ebenfalls so eine Sache. Sieht nicht schön aus und kann zu Maleschen führen. Eine Kollegin berichtet, dass sie mal eine Frau gesehen habe, die sich einen Finger so tief ins Ohr gesteckt hatte, dass sie ihn nicht wieder herausbekam. Muss man nicht haben.

Alles richtig gemacht hat angesichts all dieser Erkenntnisse wohl ein Mann, den ich Anfang der Woche im Weserstrandbad in Bremerhaven beobachtet habe. Was er machte, sah allerdings ziemlich bescheuert aus: Der Mann nickte heftig mit dem Kopf, aber nicht nach vorne und hinten, sondern nach links und rechts, jeweils in Richtung Schulter also.

Vielleicht hatte der Mann einfach Lust, bei Zaungästen wie uns, die Eis schleckend in der nahen Strandbar saßen, Aufmerksamkeit zu erwecken. Wahrscheinlicher aber ist, dass er gerade der Weser entstiegen war und nun versuchte, sich das Wasser herauszuschütteln, das in seine Ohren gelaufen war. Ganz ehrlich, ich hätte ein Wattestäbchen genommen. Man muss ja nicht auf alles hören, was im Internet steht.

Detlef Glückselig

Redaktionsleiter

Er ist mit Leib und Seele Lokaljournalist. Seit 1984 berichtet er aus der Wesermarsch. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, die ihn interessieren. Detlef Glückselig ist der Redaktionsleiter der Kreiszeitung.

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