Als er erstmals in Nordenham auftrat, war der Pianist Alexander Krichel gerade mal 20 Jahre alt. Das war 2009. Seither hat er eine steile Karriere gemacht, ist weltweit unterwegs, tritt in der Elbphilharmonie in Hamburg auf und in der Tonhalle in Zürich, in London, Tokio und Schanghai. Und am Donnerstag zum bereits siebten Mal in Nordenham, in der Aula des Gymnasiums.
Was offenkundig sein dürfte: Des Geldes oder des Ruhms wegen kommt er aus seinem Wohnort Hamburg nicht nach Nordenham. „Ich vergesse nicht, wo ich herkomme, und ich habe schöne Erinnerungen an Nordenham“, erklärt der Künstler seine Verbundenheit mit der Stadt und der Goethe-Gesellschaft, die ihn engagiert hat.
Erstes Konzert war ein Geburtstagsgeschenk
Bei seinem ersten Auftritt stand Alexander Krichel noch am Anfang seines Weges, hatte noch keine CD eingespielt und keinen internationalen Ruf. „Ich war damals Student an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, bei Professor Vladimir Krainev“, erinnert er sich. Das Konzert in Nordenham finanzierte der inzwischen verstorbene Dr. Klaus Bethge anlässlich seines 60. Geburtstages. Der Eintritt in die Aula war frei.
„Es war riesig voll. Sogar auf der Bühne selbst saß Publikum. Der Abend hatte etwas sehr Warmes, es war familiär und schön“, erinnert sich Alexander Krichel. Er spielte Bach, Chopin, Franck und Prokofiev und die Zuhörerinnen und Zuhörer waren begeistert. Auch Klaus Bethge und seine Frau Birgit waren glücklich, der junge Künstler ebenso. „Mit Birgit Bethge habe ich immer noch Kontakt“, sagt Alexander Krichel.
Pianist fühlt sich dem Nordenhamer Publikum verbunden
Der gute Eindruck, den das Nordenhamer Publikum bei ihm machte, war nachhaltig. In den folgenden Jahren stand Alexander Krichels Name immer wieder in den Goethe-Programmen. Auch als er für Jahre in London lebte, hatte er Auftritte in der Kleinstadt. „Da bin ich dann extra für ein Konzert in Nordenham eingeflogen“, erzählt der Pianist.
Er fühle sich dem Nordenhamer Publikum verbunden - und das Nordenhamer Publikum sich ihm wohl auch. „Als ich das erste Mal in der Elbphilharmonie aufgetreten sind, hat sich eine Delegation aus Nordenham Karten fürs Konzert besorgt und gejubelt“, sagt er.
Rachmaninoff ist Musik, die ihn bewegt
Die Zuhörerinnen und Zuhörer in Nordenham seien offen für die Musik, die er spiele. Das wird am Donnerstag auch Rachmaninoff sein - keine Schmusemusik. Die Werke des Russen sind Alexander Krichel wichtig. Gerade hat er wieder eine CD mit dessen Kompositionen auf den Markt gebracht. „Die Stücke will ich natürlich viel vor Publikum spielen, das passt also auch“, findet der Künstler.
Dass die Zuhörerinnen und Zuhörer ihm auf der Reise in die sphärischen Klangwelten der Rachmaninoffschen Etudes-Tableaux folgen werden, davon ist er überzeugt. „Ich moderiere das Konzert, denn ich will die Menschen mitnehmen“, sagt er. „Das ist die Musik, die mich bewegt, und ich glaube, dass das Publikum das auch hören kann und will.“
Nähe zum Publikum gefällt dem Künstler
Alexander Krichel ist ein nahbarer Virtuose, der gern seine Welt für andere öffnet. Die Tatsache, dass in der Aula das Publikum nur wenige Meter entfernt von ihm sitzt, alles genau sehen kann, gefällt ihm. Und so freut er sich auf den siebten Abend an der Weser. Finanziert wird das Konzert von der Stiftung der Metallindustrie im Nord-Westen.

Gerade mal 20 Jahre alt war Alexander Krichel (Mitte), als er erstmals in Nordenham spielte. Das Konzert war vom inzwischen verstorbenen Dr. Klaus Bethge (2. von links) finanziert worden. Mit seiner Frau Birgit hat Alexander Krichel noch immer Kontakt. Foto: Archiv

Alexander Krichel ist keiner von den Künstlern, die vor dem Kontakt mit dem Publikum zurückscheuen. Und so signiert er nach seinen Auftritten in Nordenham stets CDs und wechselt freundliche Worte mit den Käuferinnen und Käufern. Das hat sich seit 2013, als diese Fotografie entstand, nicht geändert. Foto: Reim