Niedersachsen
Versicherer für verpflichtende Rückmeldefahrten
Sollten ältere Autofahrer ab einem bestimmten Alter regelmäßig zu Fahrtests oder Medizinchecks? Darüber wurde in einem Streitgespräch beim Verkehrsgerichtstag diskutiert.
Für ältere Autofahrer sollte es nach Ansicht des Gesamtverbands der Versicherer verpflichtende Rückmeldefahrten geben. Damit gemeint sind 30 bis 60 Minuten lange Fahrten im realen Straßenverkehr mit einem speziell geschulten Fahrlehrer oder Verkehrspsychologen, sagte die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach bei einem Streitgespräch beim Verkehrsgerichtstag. Sie könne sich diese Pflicht beispielsweise ab 75 Jahren vorstellen.
Nach Idee des GDV sollten die Ergebnisse der Rückmeldefahrt geheim bleiben und keine Auswirkung auf die Fahrerlaubnis haben. So solle verhindert werden, dass Prüfungsdruck entstehe. Bei Testversuchen habe sich gezeigt, dass Teilnehmer und Teilnehmerinnen sich einsichtig zeigten und Empfehlungen annahmen, etwa nicht mehr nachts zu fahren. Der GDV plädiert schon seit einigen Jahren für Rückmeldefahrten. Gesundheitstests hätten hingegen keine wirkliche Aussagekraft, sagte Käfer-Rohrbach.
Moderatorin Hilke Janssen hatte die Frage gestellt: „Sind ältere Menschen irgendwann ein Risiko?“ Auf EU-Ebene werde derzeit über eine Führerscheinreform diskutiert. Zur Debatte stehe unter anderem, alle Autofahrer ab 70 Jahren regelmäßig zu überprüfen. Statistisch gesehen waren an 14 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden Menschen über 65 Jahre beteiligt, erklärte die Journalistin. Wenn ältere Menschen beteiligt waren, seien sie dabei meist schuld. Zudem seien die meisten Falschfahrer ältere Menschen.
Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, sprach sich gegen eine derartige Regelung aus. „Ich glaube, dass das absolut der falsche Weg ist, ältere Menschen unter Generalverdacht zu stellen“, sagte sie. „Fahruntüchtigkeit am Alter festzumachen ist diskriminierend.“
Sie stelle sich aber nicht generell gegen jegliche Regelung. Denkbar seien etwa allgemeine Gesundheitschecks für alle Autofahrer und Autofahrerinnen, etwa bei regelmäßigen Verlängerungen des Führerscheins. Auch Rückmeldefahrten könne sie sich vorstellen, diese dürften allerdings nicht verpflichtend sein und müssten kostenlos sein. Zudem sei es wichtig, dass der Nahverkehr vor allem im ländlichen Raum ausgebaut werde, damit Senioren weiterhin mobil bleiben können. Denkbar sei die Förderung von Bürgerbussen.