Niedersachsen
Urteil gegen Ex-Soldaten aus Gambia erwartet
In einem Staatsschutzverfahren vor dem Oberlandesgericht Celle geht es seit Frühjahr 2022 um Verbrechen in einem afrikanischen Land. Hintergrund ist, dass der angeklagte mutmaßliche Mörder zuletzt in Hannover lebte.

Baba Hydara, Sohn des getöteten gambischen Journalisten Deyda Hydara, steht mit einem Foto seines Vaters vor dem Oberlandesgericht Celle.
Foto: Julian Stratenschulte
Nach mehr als 60 Verhandlungstagen wird an diesem Donnerstag (9.00) in Celle das Urteil gegen einen früheren Soldaten aus Gambia erwartet. Dem 48-Jährigen werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Mord und versuchter Mord vorgeworfen. Der Prozess läuft seit April 2022 vor dem Oberlandesgericht (OLG) Celle, weil der Verdächtige zuletzt in Hannover lebte und hier 2021 verhaftet wurde. Er bestreitet die Vorwürfe.
Laut Anklage soll der Mann zwischen 2003 und etwa 2006 als Fahrer und Mitglied einer Sondereinheit illegale Tötungsbefehle im Auftrag des damaligen gambischen Staatspräsidenten Yahya Jammeh ausgeführt haben.
Die Generalbundesanwaltschaft hat die Verhängung einer lebenslangen Freiheitsstrafe beantragt, die Verteidigung Freispruch. Das Staatsschutzverfahren in Celle sei weltweit das erste Strafverfahren gegen ein mutmaßliches Mitglied dieser Sondereinheit des gambischen Militärs, das kurz vor dem Abschluss steht, sagte ein Gerichtssprecher.
Jammeh hatte 22 Jahre lang diktatorisch als Staatschef des kleinen westafrikanischen Landes geherrscht. Dem Ex-Präsidenten, der nach seiner Abwahl Anfang 2017 ins Exil nach Äquatorialguinea ging, werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
Als Nebenkläger tritt Baba Hydara auf, er ist Sohn des Ende 2004 im gambischen Serekunda erschossenen Journalisten Deyda Hydara. Beim Prozessauftakt Ende April 2022 in Celle sagte Baba Hydara: „Heute ist ein wichtiger Tag.“ Das Verfahren sei für die Familien aller Opfer in Gambia bedeutsam.