Niedersachsen

So meistern Studenten Wohnungssuche, Bafög und Semesterstart

Rare Wohnheimplätze, steigende Kosten, Stress: Wer clever plant und Unterstützung nutzt, kann das Studentenleben mit diesen Tipps überraschend gut meistern – auch ohne dickes Portemonnaie.

Von Leonard Fischer, dpa
11. Oktober 2025
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Viele junge Menschen beginnen an den Hochschulen Niedersachsens und Bremens im Oktober ein Studium. (Archivbild)

Viele junge Menschen beginnen an den Hochschulen Niedersachsens und Bremens im Oktober ein Studium. (Archivbild)

Foto: Julian Stratenschulte

Kaum beginnt das neue Wintersemester, sind in vielen Hochschulstädten in Niedersachsen und Bremen wieder zehntausende Erstsemester auf Wohnungssuche oder kämpfen mit Bafög-Anträgen und steigenden Kosten. Der Start ins Studium ist für viele junge Menschen eine organisatorische und finanzielle Herausforderung. 

Studierendenwerke, Hochschulen und Allgemeine Studierendenausschüsse (AStA) bieten jedoch eine Vielzahl von Hilfen – von Beratungsstellen über Darlehen bis hin zu kostenlosen Mensaessen. Wer frühzeitig Anträge stellt, sich informiert und Unterstützung annimmt, hat gute Chancen, das erste Semester trotz knapper Kasse erfolgreich zu meistern. Hier kommen einige Tipps, wie der Start ins Studium gelingen kann – und wo es im Notfall Unterstützung gibt.

Wie finde ich noch eine Wohnung?

In fast allen Hochschulstädten bleibt der Wohnraum knapp. „Unsere Wohnplätze sind weiterhin vollständig vermietet“, heißt es vom Studierendenwerk Bremen. Die durchschnittliche Wartezeit dort: rund zwölf Monate. In Bremen stehen 2.139 Wohnheimplätze zur Verfügung, in Bremerhaven 106. Die Mieten liegen im Schnitt bei 327 Euro warm.

Auch im Gebiet des Studierendenwerks Osnabrück sind die Wohnanlagen voll belegt. „Bezahlbarer Wohnraum ist nach wie vor knapp“, sagt eine Sprecherin. Wer aktuell noch sucht, solle auch das Umland einbeziehen – dank Semesterticket sei der ÖPNV dort kostenlos nutzbar. Durchschnittlich zahlen Studierende in Osnabrück in den Wohnanlagen rund 365 Euro Warmmiete. Für Einzelapartments beträgt die Wartezeit derzeit zwei bis drei Semester.

Studenten sollten sich frühzeitig auf einen der Wohnplätze bewerben, um einen aussichtsreichen Platz auf der Warteliste zu erhalten. Besonders für das Sommersemester 2026 seien die Chancen auf ein günstiges WG-Zimmer in einer Wohnanlage angesichts geringerer Nachfrage „deutlich besser“.

Etwas entspannter ist die Lage im Bereich des Studierendenwerks OstNiedersachsen: Außer in Buxtehude und in Lüneburg seien derzeit noch freie Plätze in Wohnheimen verfügbar. Studenten sollten sich jedenfalls bewerben, betont das Werk – auch ohne Zulassungsbescheid, denn eine Bewerbung könne jederzeit zurückgezogen werden. Auf dem freien Markt kostet ein WG-Zimmer laut einer bundesweiten Erhebung im Schnitt 505 Euro monatlich.

Wie kann ich mein Studium finanzieren?

Die größte Herausforderung bleibt für viele das Geld. Viele Studierende haben laut dem AStA der Hochschule Hannover Probleme mit dem aktuellen Wohnungsmarkt, dem bürokratischen Aufwand bei der Beantragung von Bafög und dem „immer weiter steigenden“ Semesterbeitrag. Dieser liege dort inzwischen bei 441,80 Euro.

In Kooperation mit dem Studierendenwerk bietet der AStA deshalb sogenannte „Mensafreitische“ an: Wer knapp bei Kasse ist, kann sich bewerben und erhält ein Semester lang täglich ein kostenloses Mittagessen. Zudem biete der AStA „eine offene Tür“ und Beratungsgespräche an.

Auch in Bremen gibt es Unterstützung für Studierende mit wenig Geld oder aus dem Ausland. Das Studierendenwerk Bremen bietet Sozialberatung und auf Antrag ein Guthaben für kostenfreie Mensaverpflegung an.

Das Studierendenwerk Osnabrück vergibt in finanziellen Notlagen Darlehen bis 1.000 Euro. Internationale Studierende können sich zusätzlich zu Themen wie Krankenversicherung oder Arbeitsrecht beraten lassen. Viele Studierendenwerke bieten außerdem Workshops an. In diesem Wintersemester laufe in Osnabrück etwa die Reihe „Study Smart. Feel Connected.“ zum Umgang mit Stress und zum Vernetzen.

Was sollte ich beim Bafög beachten?

Mehrere Studierendenwerke betonen: Ein Bafög-Antrag lohne sich fast immer. „Im Zweifel sollte man immer einen Antrag stellen“, schreibt das Studierendenwerk OstNiedersachsen. Rund die Hälfte der eigentlich Berechtigten beantrage derzeit kein Bafög – oft aus Unkenntnis. Wichtig sei, die Formulare vollständig auszufüllen und Nachweise beizulegen. Leistungen gibt es erst ab dem Monat der Antragstellung.

Das Studierendenwerk Osnabrück rät, den Antrag direkt nach der Zulassung online über das Portal „Bafög-Digital“ einzureichen. Weil viele Anträge unvollständig sind, verzögere sich sonst die Auszahlung. Bafög-Dienstleister, die Geld für die Antragstellung verlangen, seien überflüssig, betont das Werk.

Wo finde ich Beratung und Hilfe im Notfall?

Studierende haben nicht nur oft finanzielle Schwierigkeiten, sondern suchen zunehmend auch psychosoziale Unterstützung. „Die Nachfrage nach psychologischer Beratung ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen“, schreibt das Studierendenwerk OstNiedersachsen. Trotz zusätzlicher Beratungstermine blieben die Wartelisten lang.

In Oldenburg berichten AStA und Beratungsstellen von wachsender Unsicherheit. „Insbesondere das Aufkommen von Anfragen zum Thema finanzielle Notlage hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen“, schreibt die Referentin für Soziales und Hochschulpolitik des AStA der Universität Oldenburg. Viele internationale Studierende seien zusätzlich von aufenthaltsrechtlichen Hürden betroffen.

Der AStA vermittle Hilfen, Darlehen und Notunterkünfte für Studierende, die kurzfristig wohnungslos werden. Er informiere zudem über Angebote wie Sozialleistungen, Härtefallanträge und Nachteilsausgleiche und verweise an spezifischere Beratungsangebote. Manchmal unterstütze er Studierende durch Rechtsbeistand seiner Anwälte.

Was gilt beim Semesterticket?

An der TU Braunschweig fragen viele Erstsemester, wie sie ihr Deutschlandsemesterticket bekommen. Der AStA verweist auf eine Anleitung auf seiner Website. Verzicht auf das Ticket, um Geld zu sparen, sei nur in Ausnahmefällen wie bei Auslandssemestern oder Schwerbehinderung möglich – das Ticket funktioniere als Solidarmodell. Hier fordert der AStA politische Lösungen, um die steigenden Preise zu begrenzen.

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