Niedersachsen

Mit Online-Blumenkartons zur Absicherung des Betriebs

Eine Idee, ältere Betriebe langfristig abzusichern, ist die Digitalisierung. Ein kleiner Betrieb im Wendland versucht das mit einem individuellen Online-Handel für Hobby-Gärtner.

Von dpa
16. September 2023
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Florian Wagenhals packt Mönchspfeffer, eine Zwergrose, Gartendünger und Bodenaktivator in einen Pappkarton. Gut begossen und mit Stroh gegen das Umkippen gesichert, wird die Kundenbestellung Anfang der Woche auf den Weg gebracht. Vor dem Wochenende wird im Onlinehandel der Gärtnerei und Baumschule von M&A Grünwelt nichts verschickt, damit die Blumen nirgendwo lange lagern und welk werden. „So einen Selbstbaukasten gab es noch nicht, wir haben nach einem neuen Weg gesucht, um unseren Familienbetrieb abzusichern“, erzählt Wagenhals, dessen Tante, Großvater und Zwillingsbruder noch dabei sind. Und seine Freundin Jana Kruppa hat die Flyer und Broschüren geschrieben.

Der Druck der großen Baumärkte sei im kaufschwachen Wendland immer größer geworden, sie mussten sich etwas einfallen lassen. Seit dem Sommer ist der neue Zweig der Firma am Start, Aufträge für verschiedene Beetgrößen werden individuell zusammengestellt - ob für einen Obst-, Zier- oder Nutzgarten. Das Gartenwissen der Großeltern sei vielfach verloren gegangen und nach dem Kauf eines Hauses fehle oft Geld für gut angelegte Grünflächen. Für das günstigere Know-how mit individueller Pflegeanleitung will Wagenhals sorgen.

„Einen alteingesessenen Betrieb zu digitalisieren, kann auch ein Beispiel sein für andere“, sagt Sigrun Kreuser von der Agentur Wendlandleben. Oft gebe es das Problem der Nachfolge. M&A Grünwelt ist inzwischen ein Drei-Generationen-Betrieb plus Onlinehandel, den es so spezialisiert bisher noch nicht am Markt gebe.

Geliefert wird in ganz Deutschland, meist selbst produzierte Pflanzen. „Wir haben sonst einen Umkreis von 100 Kilometern für unseren Service, wo wir hinfahren. Nun haben wir unsere Reichweite erweitert“, erzählt der 38-jährige Wagenhals. Und Großvater Klaus Lüdemann sagt: „Die Leute kaufen gern die gute Ware, Stiefmütterchen halten zum Beispiel länger. Die Billigwaren haben die großen Märkte.“

Grundsätzlich werde seit einiger Zeit wegen der Trockenheit mehr in mediterrane Pflanzen wie Lavendel oder Rosen für trockene Böden investiert, weniger in die klassischen Sorten von Hortensien und Rhododendron. Derzeit gedeihen in den Zuchthäusern schön langsam die Weihnachtssterne, die Nachfrage beginnt am 1. Advent. „Das Blattgewebe ist bei uns fester, dunkelgrün. Es schimmelt nicht so“, betont der 84-jährige Lüdemann.

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